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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bei mir geborgen fühlst. Ach, kleine Frau, wie lieb ich Dich doch habe und ist es mir ein Trost zu wissen, dass Du bald für immer zu Hause bleibst und dann vor solchen Unannehmlichkeiten geschützt bist. Bitte grüsse die Eltern und sag Mutter recht vielen Dank für ihren Brief.
     
     
     
    Köslin, den 21.12. 41
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Eben vom Sonntagsmittagessen zurück, will ich Dir gleich auf Deinen lieben Brief vom 17.12. antworten und recht vielen Dank dafür. Der letzte Adventssonntag hat sehr gut angefangen, denn zur Feier des Tages habe ich heute früh ein Paar ganze Strümpfe angezogen und dann wurde mir von der Schreibstube das Urlaubsformular zum Ausfüllen gebracht. Ausser dem schönen Wetter bringt mich die Feststellung des baldigen Reisebeginns in gute Laune. Auch bei uns und zumal bei den Urlaubskandidaten ist die Magenfrage an der Tagesordnung, zumal seit ein paar Tagen bei unserer Verpflegung sehr an Fleisch gespart wird. Allerdings will man uns die Feiertage um so mehr verwöhnen. Ich wollte eigentlich ab 25. ausser Verpflegung gehen, aber ich verschiebe es auf den 27.12., denn dann müsste ich immer die zwei Tage mittags in die Stadt zum Essen rennen. Wenn Du mir öfters von gutem Essen, z.B. Gänsebraten, Aal etc. geschrieben hast, so konnte mich das nicht gross weich machen, aber was Du da von Biergläsern voll kondensierter Milch schreibst, das hat getroffen und ich muss schon sagen, Frau Kolbe würde gut tun, ihr Versprechen einzulösen, oder ich könnte eventl. wild wie ein Lamm werden. Ich kann mir das sehr gut vorstellen, wie gemütlich ihr es Euch gemacht habt. Wenn ich auch ab und zu bei Frau Ziemer als Gast die Gemütlichkeit einer nett eingerichteten Wohnung genossen habe, so freue ich mich doch riesig auf unser Heim, denn erst mit Dir dann zusammen fühle ich mich zu Hause. Du, gleich nochmal rechnen. Montag zu Dienstag U.v.D., Dienstag ab 3 Uhr erst Dienst. Mittwoch früh Revierreinigen, da haben wir dabei nichts zu tun und dann hoffentlich mittags Schluss, denn ich muss noch Haare schneiden gehen. Donnerstag, Freitag dienstfrei. Sonnabend früh Revierreinigen siehe gleich Mittwoch. Da packe ich meinen Rucksack, gebe alles ab und um ¼ vor 11 Uhr verschwinde ich. Herrlich, was? Heute nacht habe ich schon davon geträumt, dass ich schon in Berlin war, das Fatale dabei, ich hatte vergessen, das Koppel umzubinden, na, von dem Theater, was ich da im Traum erlebte, kannst Du Dir keinen Begriff machen. Das war genau so, als wie Rühmann als Gasmann im Schlafanzug durch Berlin wandelt. Du hast ja nun allerhand musikalische Genüsse vor Dir und wollen wir nur hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder zusammen die Christmette der Thomaner besuchen können. Hoffentlich habt Ihr Euch im Centraltheater gut amüsiert, denn schlecht war ja das Programm eigentlich nie. Dein liebes Weihnachtspaket ist angekommen, ich durfte es gestern bei Frau Ziemer auf fünf Schritt Abstand in seiner ganzen zugepackten Herrlichkeit bewundern. Ich hole es am Mittwoch mir ab und sollte Dein Festbrief schon eher kommen, aufgemacht wird beides erst am 24. abends 7 Uhr und bin ich da mit allen meinen Gedanken bei Dir. Ungelogen klingt es mir oft in den Ohren, aber Dir müsste es ja auch so gehen. Von dem Adventspaket ist hier nichts eingegangen, hoffentlich kommt es noch, ehe ich wegfahre.
    Es wäre nicht schön gewesen, wenn ich von dieser Unverschämtheit, die Dir im Geschäft zugefügt wurde, nichts erfahren hätte und bin Mutter sehr dankbar, dass sie mir gleich schrieb. Ich hoffe aber, dass Du gefolgt hast, und vorläufig nicht wieder hingegangen bist. Am Freitag ist mein Brief an die Personalabteilung weggegangen und habe ich Stöhrs mitgeteilt, dass ich mich freuen würde, wenn ich am 28., wo ich auf Urlaub nach Hause kommen, erfahre, dass alles in Ordnung ist. Sollte es nicht in ihrer Macht stehen, dass Du die geforderte Genugtuung bekommst und vor allem, dass Du in Zukunft vor Anpöbeleien dieser Art geschützt bist, dann würde ich sofort die Angelegenheit der DAF übergeben. Nachdem ich mit Dir gesprochen habe, werde ich nochmals, d.h. erst dann, wenn alles in Ordnung ist, mit Eurem Küchenchef sprechen. Vorläufig ist es mir nur zu tun, dass Du Dich nicht mehr darüber grämst, denn das ist die alte Schrulle wirklich nicht wert. Du hast mit der Sache nur dann wieder zu tun, wenn sich Jule, wie Du es gefordert hast, entschuldigt hat. Sonst werde ich die Angelegenheit regeln. Ebenfalls auf die

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