Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
unseren Chef darum gebeten. Wenn der es dann unterläßt es weiterzugeben, so kann schließlich ich nichts dafür. Nur bin ich endlich froh, daß der ganze Kram aus der Welt geschaffen ist und ich meine Ruhe habe. Die acht Wochen werden auch noch vergehen und bis dahin werde ich ängstlich jeden Krach vermeiden.
Hat denn nun die Kälte bei Euch etwas nachgelassen? Bei uns ist es nach anfänglichem Tauwetter wieder etwas kälter geworden. Aber wir haben jetzt wenigstens ordentlich Schnee, so daß es nach Winter aussieht. Daß wir einen Wasserrohrbruch hatten, hat Dir Mutter ja wohl geschrieben, nun müssen wir das Wasser eben wieder bei Brosius holen. Unsere Kohlen werden auch diese Woche alle, so muß ich eben mal bei Lisa Sturm anklingeln. Wie war es denn nun heute in Köslin, kleiner Mann? Bist Du da halbwegs auf Deine Kosten gekommen? Wie hat Dich denn Frau Ziemer empfangen? Und hast Du bei Frau Hasse übernachtet? Eine gute Seele war es. Nun habt Ihr ja glücklich den Lehrgang überstanden, ich wünsche Dir daß nicht so bald ein neuer folgt, und daß Ihr es recht gut in Holland trefft. Ich wünsche Dir jedenfalls von Herzen alles Gute und denke sehr viel an Dich. Vorhin habe ich nun auch Dein Päckchen fertig gemacht. Nur ist kein großer Brief dabei, denn die Zeit hatte ich nicht. Die Fellhandschuhe habe ich nicht gefunden, ich habe alles durchsucht, und wüßte auch nicht, wo ich nun noch suchen sollte. Über Deinen Ferienaufenthaltsumschwung bin ich wirklich erstaunt. Erst mal abwarten ob es anhält. Ich fahr jedenfalls auch mit in die Berge.
Nun will ich aber für heute Schluß machen, es ist ¾ 12 Uhr, Mutter und Grete sind schon zu Bett, von Grete soll ich Dich schön grüßen. Morgen werde ich wahrscheinlich nicht ausgeschlafen haben, da gehe ich morgen Abend wieder zeitig.
Gute Nacht kleiner Mann, ich gebe Dir einen recht schönen Gutenachtkuß und behalt mich so lieb wie ich Dich
Dein Robert.
Kommt Ihr auf dem Weg nach Holland nicht über Leipzig? Da könnte man doch mal an der Bahn sein. Ich muß nach dem Essen immer jetzt rülpsen, ist das unanständig? Ich kann da aber wirklich nichts dafür!
Stolpemünde, den 4.2. 1942
Meine liebe kleine Lenifrau!
Nun will ich gleich Deinen lieben Brief vom 1.2. beantworten und danke Dir vielmals dafür; ebenfalls das Päckchen ward herzlich willkommen geheißen mit seinem so netten Inhalt. Ich habe mich auch nicht beherrschen können und während ich mit der rechten Hand schreibe, bediene ich mich mit der linken mit Pfefferkuchen und Gebäck. Es tut mir so leid, dass Du meinen Brief unter solchen Umständen hast schreiben müssen und hattest Du allerhand am Sonntag hinter Dir, denn Dein Brief ist trotz der ‘mistigen’ Anfangsstimmung wunderschön, kleiner Strolch. Nur verstehe ich nicht, warum Du Deinen Kopf renovieren willst; als ich Deinen Brief das erste Mal durchlas, war ich lange begriffsstutzig, ehe ich dahinter kam, dass es sich wahrscheinlich um die Frisur handelt. Und wie sind denn bloss die Schreibutensilien in Mutters Schreibfach geraten? Ich hab sie nicht dorthin gelegt. Auch Deine Post braucht jetzt nur zwei Tage und gerade, wo sich das alles so gut eingespielt hat, kommt nun wieder der Ortswechsel, aber ich glaube, da klappt es, nach der Laufzeit von Ranks Briefen zu urteilen, auch mit der Beförderung. Die neue Feldpostnummer hab ich Dir ja mitgeschrieben, sodass Du diesen Brief schon nach unserer neuen Adresse schicken kannst. Dein Dauerbesuch bei Frau Dr. Weise hat sich ja durch die Säuglingskarte gelohnt. Was sie Dir verschrieben hat (Valte?) kann ich leider nicht entziffern. Hat sie Dir denn irgendetwas angedeutet, ob so alles bei Dir in Ordnung ist oder bekommt man das vorher nicht zu erfahren. Zu den drei Flaschen Bier gratuliere ich Dir und halte ich den Daumen, dass die Babyausstattung genauso reichlich ausfällt wie früher. Nun lass nur auf der Bezugsscheinstelle nicht locker, denn wegen dem einen Monat Unterschied sollen sie sich nicht weigern. Und gib gleich an, was Du alles noch für Bezugsscheine brauchst, damit Du dann die Rennerei hinter Dir hast. Sowie ich bei der Kompanie bin, regele ich die Gehaltsfrage und werde ich mich gleichzeitig genauestens wegen der Beihilfe erkundigen. Es wäre sehr schön für Dich, wenn Du dann zu Deinen Ausgaben einen Zuschuss bekämst.
Trotzdem ich den Glauben habe, dass es mit Vater wieder besser wird, war ich doch in grosser Unruhe, auch weil Du und Mutter zu Hause solche
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