Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
daß Du die Verpackung mit berechnest, denn leider kann ich die Kartons noch nicht zurückschicken. Ich glaube, so entsteht das wenigste Durcheinander. Oder was meinst Du? Die Russenstiefel könnte ich jetzt nochmal gut gebrauchen, denn wir haben wieder allerhand Neuschnee gehabt in dieser Nacht und dazu einen bösen Nordostwind. Wann wird es denn endlich Frühling? Will der uns denn ganz versetzen? Daß das mit Deinem neuen Kaffee so ein Reinfaller war, tut mir wirklich leid, na, dafür hältst Du Dich das nächste mal schadlos. Hast Du den ‘So endete eine Liebe’ noch nicht gesehen? Ich war schon zweimal drin und habe ganz schön geschluchzt dabei. Dafür bist Du dann aber durch die Bratkartoffeln mit Ei auf Deine Kosten gekommen.
Fürs Bettchen habe ich weißen ... mit kleinen Blümchen drinnen gekauft, sieht wirklich nett aus, und sonst ist es immer noch so, blau für einen Buben und rosa für ein Mädel. Was machen denn Deine Füße? Hat sich das ein bißchen gebessert? Und bist Du nun einstweilen in der Schreibstube? Wir werden eben alt, man merkt es an allem. Am Montag habe ich nach dem üblichen Saubermachen Wäsche vom Boden geholt und dann Wäsche gelegt. War am Abend ziemlich groggy. Am Dienstag früh war Mutter auf der Rolle, und ich habe nach dem Saubermachen Vaters ganze Männerhemden weggeplättet. Nach Tisch bin ich zu Lisas Geburtstag in die Nürnberger gegangen. Habe dort die Vorhänge für Bettchen genäht und dann drei Paar Strümpfe gestopft. Gestern bis Mittag sauber gemacht, und dann von 2 Uhr bis ½ 8 Uhr ununterbrochen geplättet. Da hatte ich es vielleicht satt. Am Abend war dann Frau Berthold hier, und habe ich dann noch bis ½ ... Uhr Strümpfe gestopft. Heute wollte ich mich ursprünglich aalen, bin früh aber erst in der Gegend rumgesockt, Geld geholt usw. Jetzt schreibe ich, dann laufe ich auf die Post, daß Du Deinen Brief noch am Sonntag bekommst und dann will Helenchen kommen und mir helfen. Ich habe nun aber nichts mehr zu helfen, da ich soweit nach bin. Morgen wird wieder groß sauber gemacht und am Sonnabend will ich unsere Schlafstube wieder umräumen, damit Mutter ihre Betten wieder rüber bauen kann. Sonnabend Nachmittag sind wir zu Fräulein Fuhrmeister eingeladen und am Montag muß ich nun wieder ins Geschäft. Heute um 11 Uhr wußten sie dort noch nicht, ob sie arbeiten lassen oder nicht. Haben erst sieben Tonnen Kohle bekommen, davon sind vier schon wieder alle, und 50 wollten sie haben. Ich will nun für heute Schluß machen, damit ich wieder da bin, wenn Mutti kommt, denn Mutter ist auch fort. Wie Du es mit Deinem Urlaub machst, kleiner Mann, das mußt Du allein wissen. Ich an Deiner Stelle käme erst im Juni. Denn was willst Du im Mai hier? Da haben wir auch nichts voneinander, nur im Juni wird es dann erst recht schön werden.
Also überleg Dir nochmal, und nun Schluß, nimm viele herzliche Sonntagsgrüße, ich wünsche Dir schöne und angenehme Stunden und schicke Dir ein paar feine Süße
Von Deiner kleinen Lenimaus.
Und es schneit immer noch!
Leipzig, den 8.3. 1942
Mein lieber alter Hans!
Nun ist wieder einmal Sonntag Nachmittag und somit ein Brief an Dich fällig. Heute hast Du mich allerdings schon wieder mal mit Post versetzt, oder zählt der Brief am Freitag etwa als Sonntagsbrief? Ich sitze jetzt an unserer Schreibklappe und vor mir habe ich ein entzückendes Frühlingssträußchen stehen, an dem ich meine helle Freude habe. Mutter hat es mir gestern zum siebenten feierlich überreicht, und ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut. Nun möchte ich Dir aber erst mal für Deinen lieben Brief danken, der mich diesmal nicht besonders entzückt hat. Wie bist Du denn nun über den Sonntag gekommen? Was macht Dein Schnupfen und Deine Füße? Ich fühle mich soweit ganz wohl, nur fällt mir eben jetzt manches ein bißchen schwer, und wenn Du jetzt einmal plötzlich hier auftauchen würdest, wärst Du vielleicht über mich entsetzt wie ich jetzt ausschaue, weshalb ich eben nicht mal sehr böse bin, daß Du nicht hier bist. Ich gucke auch gar nicht gerne in den Spiegel, und werde froh sein wenn ich mal wieder eine andere Kluft anziehen kann. Bei uns will und will es kein Frühling werden, heute schneit es schon den ganzen Tag, und hat es schon wieder eine ganze Wucht runtergeschmissen. Wann soll das bloß mal anders werden, und dabei soll in diesem Jahr die Ernte 14 Tage früher als sonst sein. Morgen geht nun auch die Arbeit bei Stöhrs wieder
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