Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
geschickt. Ist doch fabelhaft nett, nicht? Sobald ich das Paket habe, schicke ich ihr das Geld, 9,33 M mit Porto, und einem großen Dankesbrief. Nun muß ich mal zu Frau Vogel gehen wie es mit dem Antennentisch steht.
Und nun noch zu Deinem letzten Brieflein am Freitag. Daß Du ein Höschen und Jäckchen für Dein Kind gekauft hast, ist rührend nett von Dir. Ich glaube Dir gern, daß Du es Dir oft und gern anguckst und würde Dir raten falls Du es noch nicht weggeschickt hast, es einstweilen noch dort zu behalten, damit Du es, wenn Du allein bist, immer mal anschauen kannst. Da hast Du doch wenigstens was, worüber Du Dich freuen kannst. Ich habe unser Päckchen, Mutters und meins, am Freitag Nachmittag auf der Post geholt, Mutti hat ihres ebenfalls am Freitag bekommen, Nur Schramms ihres ist noch nicht eingetroffen. Und nun einmal zu dem Geld. Ich habe Dir Anfang des Monats mit Gretes 80 M für mich 30 M mitgeschickt, und am Sonnabend habe ich vom Postsparkassenbuch nochmals 50 M abgehoben und Dir geschickt. Die ersten 110 M mußt Du am 10.3. ausgezahlt bekommen und vielleicht schaffen es die 50 M auch noch bis dahin. Und nun wünsche ich und bitte Dich von meinem, oder besser gesagt unseren, 80 M erst einmal Deine Schulden bei Rank und der Kompanie zu bezahlen. Und von dem anderen Geld erst einmal die anderen Konten, von Schramms und der Nürnberger auszugleichen. Außer Porto mußt Du aber bei allen auch noch die Verpackung mit anrechnen, denn die kostet auch Geld. Schramms werden so ziemlich glatt sein, aber bei der Nürnberger fehlen noch knappe 30 M. Also bitte ich Dich, ehe Du irgend etwas anderes kaufst, gleiche das erst einmal aus. Mutti legt in der Hauptsache Wert auf Butter und so, Fisch oder Hühnerpasten oder ähnliches. Mutti schrieb mir mit, daß Du auch Tabak mit besorgt hättest. Der wäre ausgezeichnet und ganz fein geschnitten. Geht es da nicht, wenn ich Dir Zigarettenpapier schicke, daß Du Dir selber welche drehen kannst. Ich glaube, mit der Zeit wirst Du schon dahinter kommen. Überleg Dir das doch noch mal ernstlich.
Was war denn das nun eigentlich mit dem Kaffee? Kostet der Kaffee, den Du Mutter ins Paket gelegt hast, 6,50 Gulden? Anderen hat Mutter noch nicht bekommen und auch Mutti hat noch keinen bekommen. Wenn dieser zehnprozentige wirklich 6,50 Gulden gekostet hat, so kaufe diese Sorte ja nicht wieder. Das Geld ist zum Fenster rausgeworfen. Auch wenn Du die Absicht haben solltest, für Mutter und Mutti noch Kaffee zu schicken, so nur, wenn es möglich ist, grünen Kaffee. Kaufe aber nur soviel, wie das betreffende Konto jedesmal vertragen kann, denn augenblicklich ist es mir unmöglich Dir noch Geld zu schicken. Du darfst mich nicht falsch verstehen, nicht, daß ich nicht will, nein ich kann nicht. Höchstens in vier Wochen wird es wieder gehen. Grete bat mich heute, daß Du ihr außer den Russenstiefeln (schwarz) ein Paar schwarze Strümpfe mit besorgst. Nun sag mir noch mal, wie ist das bei der Wäsche, die Du mir besorgt hast mit der Größe? Sind dort die Größen verhältnismäßig anders wie hier? Denn hier habe ich in Wäsche Größe 44 und beim Büstenhalter Größe fünf. Größe 40 wäre hier Kindergröße, nur wenn der Büstenhalter mir nicht paßt, so wird er sicher Grete passen, deshalb schreib mir genau auf, was er kostet.
Ich glaube, ich wäre nun wieder mal am Ende angelangt, seit 4 Uhr schreibe ich und jetzt ist es ½ 7 Uhr. Ich darf eigentlich nicht so lange schreiben, denn ich drücke mir immer den Leib sehr dabei. In Zukunft wirst Du auch nicht böse sein, wenn eben deshalb die Briefe ein kleines bißchen kleiner werden. Grüßen soll ich Dich von Frau Kolbe, und anbei schicke ich Dir eine kleine Blüte aus unserem Frühlingssträußchen. Hast Du denn den Brief vom vergangenen Sonntag mit den Fotos erhalten? Und bist Du einstweilen zufrieden gestellt? Nun nimm zum Schluß viele viele herzliche Grüße und ein paar schöne Süße von
Deiner kleinen Lenifrau.
Leipzig, den 12.3. 42
Mein lieber alter Strolch!
Obgleich ich ganz schrecklich müde bin, will ich Dir doch noch den gestern angekündigten kleinen Brief schreiben. Heute habe ich Deinen lieben Brief und auch das Päckchen erhalten und danke Dir für Beides recht herzlich. Am Sonnabend will ich dann nun gleich die Pasten zu Schramms und die Nürnberger bringen, und ich glaube, daß alle dann das haben, was Du ihnen aufgeschrieben hast. Daß ich es nicht vergesse, die Wurst, die Du uns geschickt
Weitere Kostenlose Bücher