Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
hast, geht in zwei Hälften, und zwar die eine für Mutter und die andere auf meine Rechnung. Die Schuhe und die anderen Sachen sind noch nicht angekommen und warte ich darauf wie ein Kind auf Weihnachten. Grete läßt Dich bitten, wenn es Dir möglich ist, ihr doch so schnell wie möglich ein Paar schwarze Strümpfe zu schicken, denn hier bekommt sie jetzt keine mehr. Sie hat eine immense Lauferei und ist wirklich stark mitgenommen, und ich muß wirklich sagen, daß sie mir schrecklich leid tut. Am Dienstag waren Ilse und Fränze hier und war es wieder eine furchtbare Spielerei. Trotzdem habe ich aber für uns beide je 1 Mark gespart. Bin ich da tüchtig? Das wird doch für unsere nächste große gemeinsame Friedensreise, und da kann man doch nicht genug sparen. Kannst Du Dir das vorstellen, wie das sein wird, wenn man immer Zeit füreinander hat, ohne daß man Rücksicht auf Nachtdienst usw. hat? Wo geht es denn nun hin? Besteht die See-Antipathie immer noch bei Dir? Wegen mir können wir aber auch in die Berge fahren. Ilse und Fränze sparen jetzt auch für gemeinsame Ferien und äußerten sie am Dienstag, daß wir zu sechst an die See fahren wollten. Wie findest Du das? Denk mal an, früh haben wir nicht einen Pfennig im Geschäft bekommen, ich bin gespannt, wie die sich das nun vorstellen. Ich äußerte dabei zu Frau Leonhard, daß ich mir da 20 M von der Post holen müsse, was sie mir aber ganz energisch verboten hat und mir die 20 M einstweilen gegeben hat. Deswegen muß ich es aber doch abheben, denn ich muß es doch wieder zurückzahlen. Wir fangen jetzt auch wieder früh ½ 7 Uhr an, und fällt mir das Aufstehen um ¾ 6 Uhr tüchtig schwer, und bin ich da noch sehr müde. Aber das wird ja auch bald anders. Wenn dann Grete noch nicht ins Geschäft geht, habe ich ihr schon angekündigt, daß ich sie dann jeden Tag mit eine Stunde spazieren schleppe. Wenn es nur endlich Frühling wird. Bei uns schneit es immer noch jeden Tag. Heute habe ich Tante Gretchen auf der Post getroffen. Sie hat ein leeres Päckchen für Dich aufgegeben. Mutti übrigens auch, und will ich da gleich am Sonnabend meins auch fortbringen, denn das hilft doch wieder sparen. Daß der gute Kaffee angekommen war für Mutter und Mutti, hatte ich Dir wohl geschrieben? Der schmeckte diesmal bedeutend besser als meiner. Es ist eben dies auch ganz verschieden. Heute habe ich für Frau Ziemer das Geld weggeschickt und morgen will ich mich für das Paket bei ihr bedanken, ich fand es furchtbar nett. Was machen denn Deine Füße? Und was macht Deine Erkältung mit Schnupfen? Ich wünsche Dir eine recht gute Besserung, kleiner Mann und hoffe, daß Du nun einen angenehmen Sonntag hinter Dir hast und schicke Dir viele liebe Grüße und Süße
von Deiner kleinen Lenifrau.
Grüße von den Eltern und Frau Kolbe.
Leipzig, den 22.3. 1942
Mein lieber alter Hans!
Als ich mich vorhin hinsetzen wollte um Dir Deinen fälligen Brief zu schreiben, kam Besuch für Grete und da mußte ich wohl oder übel mein Schreiben einstellen. Nun ist es bereits wieder ½ 11 Uhr, aber Du sollst doch noch ein kleines Briefchen von mir bekommen. Für Deinen lieben Sonntagsbrief, der diesmal schon am Freitag ankam (meinen hast Du ja dafür erst am Montag erhalten), recht vielen herzlichen Dank. Wie war es denn im Lazarett in Altam? Was ist nun mit Deinen Füßen und was mußt Du tun? Hast Du denn noch Schuhe erwischt? Am Sonnabend früh war ich nun mit Frau Kolbe in der Heerstraße oder vielmehr Planitzstraße. In meinem Falle habe ich nun gar nichts erreicht, der führende Unteroffizier sagte mir, daß das ein großer Witz von Eurer Kompanie wäre, was sie Dir da gesagt hätten. Ich brauchte jetzt gar nichts, nur hinterher, wenn alles vorbei wäre, müßtest Du das bei der Kompanie einreichen. Was soll ich denn da nun tun? Es ist wirklich ein großer Kotz, der eine sagt so und der andere so. Befrage Du Dich doch noch mal bei Deiner Kompanie und schreib mir das dann noch mal, was ich machen muß.
Am Nachmittag habe ich mich erst mal wieder geaalt, und am Abend wollten wir zu Ilse Rommé spielen gehen. Da ist sie nun am Mittwoch bei mir gewesen und hat es auf Sonnabend fest gemacht, und als wir dann da rüber kamen, war natürlich mal wieder niemand im Laden, da sind wir eben wieder heim getrollert und haben dann mit Vater und Mutter eine Runde Rommé bis 500 gespielt. Dazu ein Fläschchen Bier getrunken und so war es auch ganz nett. Heute morgen haben wir erst mal
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