Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
lange geschlafen, sind dann in die Nürnberger zum Essen eingeladen worden und sind am Nachmittag dann ins Astoria. ‘Sein Sohn’. Ein fabelhafter Film, ungeheuer packend, aber sehr ernst, ich habe mehr als eine Träne verdrückt. Um ¾ 8 Uhr waren wir dann wieder haußen, Abendbrot gegessen, und dann hatte ich alles ausgebreitet zum Schreiben, als der Besuch kam. Wie hast Du den Sonntag verlebt? Hast Du eigentlich schon von unserer neuen Lebensmittelzuteilung gehört? Da bekommen wir nun ab nächster Kartenperiode anstelle von 400 Gramm Fleisch nur 300 in der Woche, ein halbes Brot weniger und im Monat ein halbes Pfund Butter weniger. Der Zucker wird von 450 Gramm auf 350 gesetzt. Ist doch schön, nicht? Übrigens soll wohl bei der Wehrmacht auch gekürzt werden.
Sag mal wie ist es denn mit dem ganzen Käse? Du kannst ruhig einen ganzen kaufen, ich werde ihn dann teilen, verkaufen und gleich kassieren und Dir dann gleich den Betrag von 30 M oder was er kostet zurückschicken. Geht das? Für heute sei nicht böse, wenn ich schließe, ich bin sehr müde, ich schreibe Dir aber bald wieder, und wenn es nur eine Karte ist. Ich denke immer viel an Dich und habe Dich sehr lieb
Deine kleine Lenifrau.
Viele Grüße von Grete und der Nürnberger.
Leipzig, den 26.3. 42
Mein lieber alter Strolch!
Obwohl ich seit vergangenen Freitag keine Post von Dir habe, sollst Du doch Deinen versprochenen Sonntagsbrief haben. Dein Butterpäckchen kam gestern an, und danke ich Dir recht herzlich dafür. Da hat man mal wieder schön was zu essen, kann was sparen und zu Ostern ein Küchelchen backen. Nun halte bloß die Daumen, daß wir noch Eier bekommen, denn seit Weihnachten haben wir noch keine bekommen. Schreib mir doch noch mal genau, wann Dein Kamerad auf Urlaub fährt. Es ist nur wegen dem guten Kuchen. Nun sag mal, hast Du denn nun Freundschaft oder Bekanntschaft mit der Verkäuferin geschlossen und warst Du schon mal mit ihr aus? Du kannst mir das ganz ruhig schreiben, ich werde da nicht gleich neidisch, denn ich kann jetzt sowieso nicht groß ausgehen, höchstens mal ins Kino, denn unser Kind macht mir immer mehr zu schaffen. Man kann jetzt schon die Bewegungen von außen her sehen. Gestern ging es den ganzen Tag ununterbrochen und nachts kann ich nicht mehr durchschlafen, da macht es immer mal munter. Ja, kleiner Mann, da wißt ihr nichts davon. Ihr habt das Vergnügen und wir ... – Na, reden wir nicht davon. Aber ich bin jetzt wirklich manchmal ganz froh, daß Du augenblicklich nicht hier bist, denn es würde jetzt manchmal Unstimmigkeiten zwischen uns geben, Du weißt schon, wie ich das meine, nicht? Vergiß doch nicht mir mal Bescheid wegen der Beihilfe zu geben. Am Dienstag war ich mit Grete mal wieder bei Bambergs. Wie üblich mal wieder niemand zu Hause. Ich vermute, daß Ilse in Kometau bei Arthur ist. Aber trotzdem werde ich jetzt nicht wieder hingehen, sondern warten, bis sie sich mal sehen läßt. Gestern früh ist Grete verreist. Ich bin am Spätnachmittag mal in die Nürnberger, am Abend wollte ich Dir dann noch schreiben, aber erstens wollte ich dann bis früh warten, weil ich glaubte, heute Post vorzufinden, und zweitens war ich ganz schrecklich müde, so daß ich es vorgezogen habe, in mein Bettchen zu gehen. Heute zum letzten Tag hätte ich es um ein Haar verschlafen, konnte aber gerade noch ½ 7 Uhr ungekämmt reinrutschen. Und nun ist dieser letzte Tag auch vorbei, und wenn nun alles gut geht, brauche ich vielleicht nicht gleich wieder gehen. Unser Chef meint, ich solle meinen Urlaub auf nach Ostern verschieben, aber da habe ich ihn glatt ausgelacht und ihm gesagt, daß ich doch meine Zeit nicht rausschieben könnte. Morgen gehe ich für Mutter nochmal Essen holen, da bekomme ich vielleicht noch ein bißchen Tee, versprochen hat er es mir. Ich werde für ... nächste Woche ein Eßkorb kaufen und mir das Essen holen, denn ... Grieß und Haferflocken muß ich für das Kind sparen. Nun sei mir bitte nicht böse, wenn ich nun aufhöre, es fällt mir aber wirklich schwer, Du mußt aber trotzdem immer wissen, daß ich Dich recht lieb habe und Dir viele liebe und herzliche Sonntagsgrüße schicke und einen Süßen von
Deiner kleinen Lenifrau.
Leipzig, den 29. März 1942
Mein lieber alter Strolch!
Jetzt ist es ½ 9 Uhr, ich habe mein Abendbrot neben mir stehen und nun will ich endlich an Dich schreiben. Hatte es mir eigentlich schon heute nachmittag vorgenommen, aber da kam dann Mutti
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