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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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welche da.
     
     
     
    Leipzig, den 5. April 1942
    Mein liebe alter Strolch!
    Für Deinen Brief, zwei Karten und Ostergruß, die alle drei am Freitag eintrafen, sage ich Dir herzlichen Dank. Hast Du meinen Osterbrief und die Zigaretten erhalten? Und auch die Zigaretten aus der Nürnberger? Dein Butterpäckchen kam gestern Sonnabend an, ebenso das an Mutter, Schramms und Mutti. Nur muß ich Dir dazu noch mitteilen, daß ich dem Frisör noch keine Butter gegeben habe, ich werde ihm welche geben, wenn ich das nächste mal von Dir welche bekomme. Diesmal habe ich Lisa ein halbes Pfund gegeben, denn sie bat mich jetzt mal so sehr darum, und Martin sieht wirklich gar nicht gut aus. Verrechne dieses halbe Pfund mit meinem Gelde, denn ich lasse mir das Geld von Lisa geben. Wie hat Du nun Ostern verlebt? Habt Ihr ein paar angenehme dienstfreie Stunden verlebt? Wann kommt der Kamerad denn nun den Kuchen holen? Ich werde ihn auf alle Fälle diese Woche backen, kommt er dann nicht, muß ich ihn eben versteigern. Mal sehen, wer das meiste bietet. Am Dienstag Nachmittag bin ich mit Mutter und Vater nach dem Wildpark rausgegangen. Es war ein sehr schöner Weg, trocken, richtiges Frühlingswetter. Draußen haben wir an dem Tisch, an dem Du mit uns nach Weihnachten gesessen hast, ein Glas Bier getrunken, sind dann nach der 10 rübergelaufen und nach Hause gerollt. In der Straßenbahn traf ich Ilse. Arthur ist wahrscheinlich nach der Kanalküste gekommen. Es freut mich für ihn, ist doch wenigstens nicht Rußland. Am Dienstag Abend kam dann Gretes Schwester und fuhr dann weiter nach Münster. Bin mit auf den Bahnhof und habe alles für sie erledigt, denn es war ein unheimlicher Betrieb auf der Bahn. Grete selbst kam erst am Mittwoch Nachmittag zurück. Brachte ein Stückchen Rindfleisch mit, wovon wir uns nun für die Feiertage Gulasch gemacht haben. Außerdem zwei Pfund weißes Mehl und 25 Eier. Da habe ich mich sehr darüber gefreut. Heute zumersten Feiertag gab es da nun ein frisches Ei. Wirst Du da nicht neidisch, oder habt Ihr auch ein schönes recht hart gekochtes bekommen? Freitag wie üblich großer Reinemache Tag mit Fensterputzen und Bohnern, dafür sieht aber auch unsere Stube tiptop wieder aus. Am Sonnabend Nachmittag haben wir dann in der Nürnberger gebacken. Ein Quarkkuchen mit Äpfeln darunter, ein Streuselelkuchen und Amerikaner. So haben wir uns alle zu Ostern nichts geschenkt, nur aus der Nürnberger bekam ich ein umfangreiches Paket. Enthalten fünfzehn Windeln, acht Hemdchen, fünf Jübchen von uns getragen und drei neue dazu, drei Lätzchen, ein Gummihöschen, zwei neue Kinderbadetücher, eine Milchflasche, eine Streudose mit Puder und ein allerliebstes kleines Häschen zum Aufhängen. Ist doch fabelhaft, was? Habe mich jedenfalls schrecklich darüber gefreut. Mutti näht jetzt noch an einem allerliebsten weißen Tragekleidchen. Hatte alles gestern schon mit zur Straßenbahn geschleppt. Aber Papa hat es mir wieder abgenommen, weil das Gedränge abends immer so groß ist. Heute zum ersten Feiertag waren wir nun den ganzen Tag heim, heute Abend gehen wir in den Klausner zum evtl. Karpfen essen, und dann schlafen wir drinnen. Morgen Mittag gehen wir ½ 2 Uhr ins Kino, alles andere ist ausverkauft, ‘Viel Lärm um Migi‘ mit Matterflock und Jenny Jugo, muß ein ganz reizender Film sein. Am Nachmittag sind wir dann zu Kunads eingeladen und am Abend geht es wieder heimwärts. Morgen Abend kommt auch Gretes Schwester wieder zurück und nimmt sie dann am Mittwoch mit nach Hause. Da hast Du so ein ungefähres Bild, wie wir die Feiertage verlebt haben und noch verleben werden. Wie war es nun beim Orthopäden? Hast Du nun endlich Einlagen bekommen? Und wie ist es nun? Für Euch hebt ja nun die letzte Woche dort an, und seid Ihr doch nun wieder mal froh, daß Ihr es geschafft habt. Den Käse habe ich noch nicht bekommen. Belaste doch damit niemand. Ich werde ihn hier gleich verkaufen und Dir das Geld wieder zuschicken. So ist doch wenigstens am einfachsten. Deine Mütze und Schuhkrem ist auch noch nicht angekommen, aber am Dienstag mit der nächsten Post wird schon wieder was eintrudeln. Das Geld von Mutter und Mutti stimmt, das heißt, die Nürnberger habe ich noch nicht kontrolliert, aber es wird schon stimmen, aber über Schramms kann ich leider gar nichts sagen, denn von ihnen habe ich keine Aufstellung da, das mußt Du schon allein wissen. Mit meiner Leserei ist es augenblicklich mies bestellt. Gar nichts Neues.

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