Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
der Leiter von der Kurverwaltung. Scheint ernste Absichten zu haben, denn er spricht von heiraten. Nun kam gestern ein Notschrei, was sie machen soll. Mutti schreibt, es wäre ein sehr feiner und anständiger Mann, allerdings schon 42 Jahre, aber das sehe man ihm nicht an. Na, mich sollte es nur freuen, wenn Grete noch mal ihr Glück machen sollte. Ich gönne es ihr von ganzem Herzen. Ist doch auch ein hübscher Kerl .... Die Wochenschau mit den beiden Sprüchen habe ich auch gesehen, war ganz originell. Stöhr & Co. ist nun endgültig abgeschlossen. Am Donnerstag haben sie mir auf dem Arbeitsamt das Arbeitsbuch geschlossen, oder war es am Mittwoch. Dividenden habe ich doch in diesem Jahr bekommen, ich war doch dadurch in eine höhere Klasse in der Krankenkasse gekommen, und habe dadurch wieder ein höheres Krankengeld bekommen als z.B. Frau Berthold. Ich glaube, die Päckchen sind nun alle da. Nur die Butter ist noch nicht angekommen. Papa hat aber wohl vergangene Woche Butter bekommen. Sag, was ist bloß mit Deinen Füßen los, das muß doch einmal in Ordnung kommen. Trink nur die Milch, so lange Du kannst, zumal die holländische Milch durch die großen Weideflächen besonders nahrhaft ist. Um die Schoko könnte ich Dich beneiden. Hoffentlich hat sie Dir gut geschmeckt, ich gönne sie Dir von ganzem Herzen.
Ja, kleiner Mann, der Romméklub kann nun nie mehr vollzählig tagen. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie unsagbar leid mir das tut. Ich kann das einfach nicht glauben und kann mir das nicht ausmalen. Es ist furchtbar. Bestimmt einer der besten Männer, und einer, der doch den Krieg zuallerletzt gewollt hat. An Ilse kann ich gar nicht denken ohne zu heulen. Wieviel unsagbares Herzeleid bloß dieser Krieg mit sich bringt; es war doch eine der glücklichsten Ehen mit. Mir geht das immerzu im Kopfe herum.
Als ich vom Arbeitsamt kam, traf ich Ilse noch und unterhielten wir uns noch. Da sagte sie dann, daß sie von Arthur schon über drei Wochen keine Nachricht hätte. Und als sie dann nach Hause kam, lag der Brief eines Kameraden da, daß Arthur am 9.7. gefallen ist. Am Freitag stand eine Anzeige in der Zeitung. Ich habe Ilse eine Karte geschickt mit folgendem Inhalt: Liebe Ilse! Mit Erschütterung haben wir vom Heldentod Arthurs gelesen. Man kann das kaum glauben. Ich versichere Dir, daß wir mit Dir fühlen und ich bitte Dich, unsere aufrichtige und herzliche Teilnahme entgegen zu nehmen. Wir trauern mit Dir um Deinen trefflichen Mann und unseren besten Freund. Hans und Leni nebst Eltern.
Hingehen kann ich da nicht jetzt. Was soll man da sagen. Denn einen Trost gibt es da nicht. Wenn nur dieser Krieg schon vorbei wäre und ihr alle wieder zu Hause wäret.
Die Freunde Hans Helm, Max Baumann und Arthur Bamberg 1930
Den 7. feiere ich nun ganz allein mit Heidi. Zu feiern gibt es ja nichts und mir ist auch gar nicht danach zu Mute. Nun will ich für heute aufhören, denn Elli und Heidi werden gleich wieder eintrudeln.
Dir nun viele liebe Grüße und Küsse, bleib gesund und munter und behalte lieb
Deine kleine Lenifrau & Heidikind.
Herbert ist jetzt auch im Kampf. Sind schon 1400 Kilometer gelaufen, da haben sie nichts gespürt und jetzt macht einer nach dem andern mit den Füßen schlapp.
Leipzig, den 3.8.42
Mein lieber alter Strolch!
Ein langer Brief wird das nicht, denn ich habe Dir ja erst gestern alles geschrieben und heute an dem einen Tag hat sich nicht sehr viel ereignet. Nun aber erst mal zur Hauptsache: Also, ich gratuliere Dir zum 7. und 5-jährigem Jubiläum von ganzem Herzen und danke Die für alle Liebe und die schönen Stunden, die wir zusammen verlebt haben, bleib mir gesund und frisch, und daß wir im nächsten Jahr ganz bestimmt zusammen feiern können, das soll unser einziger und größter Wunsch sein. Mit dieser Kleinigkeit hoffe ich Dir eine kleine Freude zu machen. Für einen Tag wird es schon reichen, ja? Kuchen, Zigaretten und Lektüre, und in einer freien Minute denkst Du auch mal an Deine Frau und Töchterchen. Heute hab ich Heidi zweimal den Hintern versohlt. Sie hat sich immer so steif gemacht, daß ich sie einfach nicht anziehen konnte. Habe sie da nur in ein großes Tuch und dann ins Badetuch einschlagen können und dann rein in den Wagen. Und so lag sie dann immer noch nackt obenauf. ... Sonst wird sie jetzt sehr niedlich. Sie lacht sehr viel und versucht die ersten Sprechversuche und dabei kommt ‘erre erre’ raus. Dann klopft sie mit ihren kleinen Pfötchen
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