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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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angekommen? Ich hatte wirklich eine Stinkwut. Ich hatte alles so schön gemacht und wie ich auf die Post komme, nimmt mir der Postrich das Päckchen nicht ab, weil es zu schwer war. Hab ich mich wirklich geärgert. Deshalb mußte ich nun den Kuchen in Stücke kürzen, hab ihn gleich vor lauter Wut aufgefressen. Obendrein mußte ich die Zigaretten alle einzeln packen. Vielleicht ist es nun nicht mal zur Zeit angekommen? Ein großes (Kuchen) und zwei Zigarettenpäckchen mußt Du haben. Stimmt das? Hätte Dir so gern irgendwas Hübsches geschenkt. Aber man bekommt ja nichts. Aber Heidi und ich wollen Dich dafür immer recht lieb haben, bist Du da auch einverstanden? ... Heute brachte mir unser Adolf aus seinem Garten saure Kirschen. Weil ich mir aber von ihm nichts schenken lassen will, habe ich jedem eine Scheibe Käse gegeben. Frau Lehmanns Käse ist auch angekommen, und habe ich den nun behalten. Habe Erika und Lisa wieder je ein Stück gegeben. Habe ich Dir schon geschrieben, daß Schlichts nach Budapest kommen? Gestern hat Dir Lisa Zigaretten geschickt, sind die angekommen? Habe von Kunads diese Woche 15 Zentner Steinkohle bekommen und mich sehr gefreut darüber. Lisa sagt, wir sollten sehr sehr sparsam mit Kohlen umgehen, denn in diesem Jahr wird nicht alles voll ausgeliefert. Ich muß doch aber für unser Kind Feuer machen. Muß mich dann auch mal dahinter klemmen, daß ich bald das kleine eiserne Öfchen bekomme und wenn es Winter wird, kann man dann umräumen, denn so geht das nicht. Am Dienstag war Frau Naumann da mich besuchen, will nächste Woche wiederkommen. Max wollte auch schon irgendwohin. Wohin? Gestern war ich mal in der Nürnberger, und dann hat mich Erika und Ullrich durch den Park nach Hause gebracht. Gestern Abend kam ein Schreiben vom Gesundheitsamt, ich sollte gestern nachmittag zur Mütterberatungsstelle kommen. Ist leicht schreiben, wenn ich die Zustellung erst am Abend bekomme. Gehe nun mal am Montag hin. Die werden mir auch sagen, was ich Heidi füttern kann und obendrein mal richtig untersuchen, denn Dr. Breitkopf guckt sie ja kaum an. Jetzt will ich nun noch an Mutter schreiben, denn sie hat mir heute schon zum 7. gratuliert und Deinen Brief mit hineintun. Anfang September wird Heidi getauft. Hat schon ein ganz reizendes Taufkleidchen bekommen.
    Für heute nun gute Nacht mein Strolch. Ich wünsche Dir einen recht schönen Sonntag, bleib gesund und munter, nimm viele liebe Grüße und behalt recht lieb
    Deine kleine Lenifrau und Heidikind.
     
     
     
    Leipzig, den 8.8.42
    Mein lieber alter alter Strolch! Mein lieber alter –
    Siehst Du, ich bin ganz durchgedreht, will Dich zweimal anreden. Soeben habe ich Deinen lieben Brief vom 5. gelesen. Habe viele tausendmal Dank dafür. Es war so ein lieber und langer Brief, daß ich beinahe heulen könnte. Und nun will ich Dir erst mal von ganzem Herzen danken, Du hast mir so viel Freude diesmal am 7. bereitet, daß ich es gar nicht ausdrücken kann. Man sieht ordentlich, mit wieviel Liebe Du das alles zusammengetragen hast. Frau Lehmann brachte es mir früh mit vier herrlichen Gladiolen hoch und habe ich mich erst mal hingesetzt und ein bissel mal geweint. Es ist alles so hübsch, eigentlich zu hübsch zum Benutzen. Gleichzeitig hast Du mich ordentlich beschämt mit meinem kleinen Kuchenpäckchen. Ist es denn wenigstens zur Zeit angekommen? Ein Kilopäckchen ist auch im Monat ein bissel wenig. Was soll man da zuerst reinpacken, Lektüre oder Kuchen. Hoffentlich hat es Dir wenigstens ein bissel geschmeckt und bist Du über Deine Frau nicht zu sehr enttäuscht. Viel viel lieber wäre es mir, ich könnte meinem Lumisch was schönes backen, ein dickes schwedisches Buch, viele viele Zigaretten, eine Buddel was zu trinken und was dergleichen Dinge zum Faulenzen und Aalen noch mehr sind. Und nun danke ich Dir noch zuletzt für Deine lieben Worte am 7., kleiner Mann, ich fühle genau so, und könnte mir mein Leben ohne Dich nicht mehr ausmalen. Weißt Du immer noch nicht, daß ich Dich sehr lieb habe? Ich hätte mir früher nicht gedacht, daß wir uns in unserer Ehe so sehr schön ergänzen werden, und so soll es auch immer bleiben, ja? Augenblicklich habe ich so große Sehnsucht nach Dir, daß ich gleich wieder heulen könnte. Wann ist bloß der Krieg alle? Wenn Heidi nachher im Bett ist, muß ich erst mal wieder eine Zigarette rauchen. Erlaubst Du mir das? Wie hast Du nun Deinen 7. gefeiert? Für mich hat er sich dadurch von den anderen Tagen

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