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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Stündchen spazieren gegangen. Seit Du weg bist, hat sie einmal richtig geschlafen, sonst habe ich sie jede Nacht jetzt im Bett gehabt, aber so geht das nicht weiter, am Dienstag, wenn Mutter zu Frau Dr. Weise geht, gehe ich mit Heidi mit und lasse mir was für die Nacht geben. Gestern Abend wollte ich wieder einen Teil Strümpfe stopfen, machte es mir bequem und stellte das Radio an. Aber weder der Deutschlandsender, noch Breslau, noch Köln, noch Prag waren zu hören, und Punkt ½ 9 Uhr funkte das Licht und wir hatten mal wieder Fliegeralarm. Ich habe alles fertig gemacht, und als es zu schießen anfing, mußte ich Heidi, die nun gerade mal gut schlief, rausnehmen und in den Wagen verfrachten. Hat dann bei Frau Kürbis auf dem Korridor gestanden und dort weiter geschlafen, und ich habe in ihrer Wohnstube wenigstens zwei Paar Strümpfe gestopft. Alle anderen waren im Keller, auch Vater war mit unten, das heißt, nicht im Keller, sondern vor der Haustür. Er meint, über Leuna wären Brandbomben runtergekommen. Ich habe nichts gesehen, kann also auch nichts sagen. Aber so fünf bis sechs Flugzeuge surrten bestimmt in der Gegend rum, dabei so gut wie gar kein Flakfeuer. Wir werden aber auch nicht mehr viel hier haben. Der Tommy meinte es aber gnädig mit uns und konnten wir kurz vor 10 Uhr wieder hoch gehen. Hoffentlich haben wir nun mal wieder eine Weile Ruhe. Aber so ist es immer noch besser als wenn man schon im Bett liegt. Heidi hat diese Nacht bis kurz vor 1 Uhr geschlafen, dann war der Traum aus und habe ich ihr bis 3 Uhr ununterbrochen Säftchen gegeben und sie dann wieder in mein Bett genommen. Aber das ist wohl weiter nicht schlimm! Häufchen und Pfützchen legt sie ganz schön ins Töpfchen und weißt Du was sie auch kann? Sie flötet immer ganz leise ‘pa-pa-pa’. Wenn ich es vorsage, spricht sie es ganz prima nach, aber so leise, als ob sie es nur Dir selber sagen wolle. Ob es nun Papa oder Pabab heißen soll, kann ich noch nicht beurteilen. Nehmen wir ruhig das erstere an. Also hast Du keine Roswitha, die Papa erst mit Wauwau und Ticktack lernt. Eben bringt Mutter Heidi shon wieder angefahren. Hat der Rüpel also wieder nicht groß geschlafen. Muß sie eben am Nachmittag einen ausgiebigen Schlaf tun, bevor wir beide zu Ilse gehen. Bei uns ist es auch wieder Frühling geworden und scheint der Winter auch hier vorbei zu sein.
    So, nun will ich den Brei für unser Kind fertig machen und dann mein Erbsmus. Was speist Ihr heute Gutes? Ich wünsche Dir recht guten Appetit.
    Dir nun 1000 liebe Grüße und einen Kuß
    von Deinem Heidikind und Deiner Lenifrau.
     
     
     
    O.U., den 19.1. 1943
    Meine liebe kleine Lenimaus!
    Das war wieder ein feiner und lieber Brief, der heute von Dir hier eintraf und danke ich Dir recht vielmals dafür. In Hinblick, dass es ja bloss noch drei Wochen bis zum Lehrgang sind, lebe ich mich nun so langsam wieder hier ein, aber die Urlaubserinnerungen spuken einem immer noch im Kopf rum. Oder besser gesagt, man merkt eben, dass es einen zu Frau und Kind zieht. Aber das geht ja Millionen Kameraden auch so und sind ja meine Aussichten im nächsten halben Jahr sehr gut und lasse ich nun auch den Kopf nicht mehr hängen. Aber Du schreibst, dass es mir noch nie so gut gegangen wäre wie jetzt, das stimmt wohl nicht ganz, denn nur, wenn ich erst für immer bei Dir und Heidi bin, werde ich wieder ganz zufrieden sein.
    Ja, kleine Frau, ich muss mich diesmal selber rühmen, aber ich habe alles getan, um Euch noch was schicken zu können, ehe es teurer oder alle wurde. Das Geld ist nun auch restlos alle, sogar Gretes M 170,-; aber ich hoffe, dass Du etliches für Dich herausschlagen kannst. Mit dem Kaffee hatte ich Dir ja bereits geschrieben, dass Du da unbesorgt 20.- bis 30.- M pro Pfund bei Fernstehenden draufschlagen kannst, die Preise schreibe ich nur Dir, da kannst Du unbesorgt sein. Lege heute eine Abrechnung bei, und wer nochmals was haben will, soll dann evtl. wieder Geld schicken. Jedenfalls sind bereits wieder fünf Pfund Butter unterwegs und ein Paket mit fünf Pfund Butter und drei Pfund Kaffee liegt hier fertig gepackt und wartet nur auf den Mitnehmer. Das Expresspaket aus Essen bzw. Emmerich ist wohl inzwischen angekommen, hoffentlich sind die Fischwaren in Ordnung gewesen? Schicke Dir den Expressschein, denn Du sollst sehen, dass es M 3.30 Porto gekostet hat. Nun will ich Dir mal sagen, dass Du recht viel Zigarettenpapier aufkaufst, denn das brauche ich als kleinen Gegenwert bei

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