Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Kamerad Mennige hat nichts mitgebracht. Es hätte in den letzten Tagen nichts gegeben. Er wollte aber was schicken, denn er hätte es Dir versprochen. Im übrigen soll ich Dich von ihm grüßen. Ich werde ihm aber trotzdem noch Geld hinschicken, denn wenn es gerade mal die Gelegenheit ergibt, hat er kein Geld. 146 M hat er dort, 380 M werde ich ihm schicken, hat er zusammen 526 M. Das ist die Summe, die wir jetzt laut unserem Konto haben müssen. Was meinst Du? Hier fragt auch schon wieder alles nach Butter. Nimm mir dort nur nicht zu sehr ab, ich will froh sein, wenn Du wieder in Holland bist.
Heute bin ich wieder allein, die Eltern sind ins Kino, und Frau Kühn ist auch fort. Ich möchte auch gern mal wieder ins Kino gehen, wann? Weißt Du, daß Deine Tochter steht? Ja, der Rüpel, denke Dir, das ging so vonstatten, daß ich plättete in der Küche, und Heidi stand im Wagen am Fenster. Wie üblich kniete sie und schaukelte. Plötzlich legt sie die eine Hand vor sich auf die runtergeklappte Plane und dann die andere, dann stellte sie ihre kleinen Beinchen auf, stemmte sich in die Höhe und stand. Huh, huh, ging es dann nach allen Seiten. Jetzt probiert sie es immer, und ich werde sie wohl bald an den Gurt legen müssen. Eben heulte sie drüben und lag natürlich mal wieder auf dem Bauch. Morgen muß ich mit ihr mal wieder zu Frau Dr. Weise. Hoffentlich ist nun alles in Ordnung. Am Sonnabend bekam ich vom Steueramt eine Karte, ich solle mal hinkommen. Am Montag war ich dort, und man empfing mich mit den Worten: “Also Frau Helm, Sie sind jetzt fünf Jahre verheiratet.” Weiter kam er nicht, denn ich habe laut gelacht. Von Heidis Existenz wußten sie natürlich nichts und waren ganz sprachlos darüber. Ich muß mir nun Deine Steuerkarte schicken lassen und habe deshalb an die Amtskasse nach Be... geschrieben. Hoffentlich kommt sie bald. Die 40 M, die Du mir heute mitgeschickt hast, zahle ich morgen auf Dein Postsparbuch ein. Ausgefüllt habe ich es schon. Gestern war ich mal in der Nürnberger, Erika war aber noch nicht da. Hatte aus den Karpaten eine Karte geschrieben. Bis zum 10. sollte das Lager gehen und anschließend wollte sie gleich kommen, ist aber bis jetzt noch nicht da. Gestern und heute hat Mutter Heidi mal gebadet, denn ich bin stark erkältet und deshalb mal was länger im Bett geblieben, hatte abends Fußbäder gemacht, und heute eine heiße Zitrone getrunken. Morgen muß ich aber wieder früh raus, weil ich zur Ärztin muß. Solltest mich mal sehen, wie ich an Heidi rangehe, wenn sie ihre Mahlzeiten bekommt. Um Nase und Mund eine große Windel gebunden. Vorgesehen ist besser als nachgesehen. Am Montag kam auch ein Brief, besser gesagt, paar Zeilen von Fritz, ich soll Dich grüßen. Er schickte einen Brief für Grete mit der Bitte, daß ich ihr den nachsenden sollte. Bis jetzt liegt er aber noch hier. Habe sie erst gefragt, ob sie ihn haben will. Zweck hat das ja nicht, und soll sie ihre Vergangenheit begraben. Nun will ich noch für Heidi ein Jüpchen fertig machen, und dann gehe ich ins Bettchen. Um 10 Uhr denke ich immer an Dich, auch ich liege da meist schon im Bett. Gehst Du heute zum Mittwoch auch schon um 10 Uhr?
Also recht gute Nacht, schlaf süß, und viele liebe Grüße und einen Kuß auch von Deiner Heidi
Deine Leni.
Du, gibt es dort vielleicht noch Sportwagen?
Wittingau/Böhmen, den 20.2. 43
Meine liebe kleine Lenifrau!
Für Deinen lieben Sonntagsbrief recht vielen Dank. Ich habe mich wieder sehr darüber gefreut und will Dir gleich heute darauf zurückschreiben. Um mich herum schnarchen 15 Kameraden um die Wette, denn es ist 11 Uhr, aber bis 10 Uhr muss man warten, um in Ruhe einen Privatbrief schreiben zu können. Ich glaube, dass Du in Zukunft nun wieder mehr Post von mir bekommst, denn ich werde mir eben dazu die Zeit nehmen und nicht mehr so viel büffeln wie zuvor. Also kannst Du auch in Zukunft solche lieben langen Briefe schreiben. Mit dem Essen mach Dir bitte keine Sorgen, denn so viel wie Ihr bekommen wir auch, nur war in Holland das Essen nahrhafter und reichlicher und werde ich mich schon damit zurecht finden. Also verdaue die Wurst nur mit ruhigem Gewissen und wird sie Dir schon gut bekommen. Das mit dem Hallenser ist eine grosse Schweinerei und könnte ich dem Kerl gleich den Hals rumdrehen. Ich muss doch bald wieder nach Holland zurück, um Euch mit dem Fehlenden zu versorgen. Seine Grüsse nützen uns ja herzlichst wenig, Butter und Käse wären uns
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