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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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viele liebe Grüsse und Küsse, ebenfalls an Heidi und die Eltern und denk recht oft an Deinen
    Dichliebenden Hans.
    L.U.S.4 A.K.12, Wittingau/Böhmen
     
     
     
    Leipzig, den 11.2.1943
    Mein lieber alter Strolch!
    Eigentlich hatte ich heute auf Post von Dir gewartet. Scheint die Post also auch von dort seine zwei bis drei Tage zu gehen. Ich will Dir aber nun gleich schreiben, und sobald Deine neue Anschrift da ist, kann der Brief weggehen. Wie war denn nun die Reise? War es recht sehr langweilig? Und hast Du vor allen Dingen ab Dresden einen Sitzplatz bekommen? War denn der Kamerad, der hier auf Deinem Platz saß, aufgestanden? Und wie gefällt Dir nun Budweis? Ist es recht schmutzig, und gibt es anständige Kinos dort, und gibt es auch noch was zu kaufen? Ich habe eine ganze Menge Fragen, kleiner Mann, aber ich schätze, daß Du sie mir mit Deinem ersten Brief sowieso beantwortest. Wie geht es nun zum Kurs zu, ist der Dienst sehr straff, und fällt die Lernerei Dir schwer? Mein kleiner Stromer hat doch bis jetzt alles geschafft, und so wird es Dir auch dort gehen. Und zweieinhalb Monate sind doch gar nicht so lange Zeit, dann ist bald Ostern, und es sind drei Tage fällig, und dann sind es nur noch zwei Monate bis zum neuen Urlaub, na, und dann muß ja doch bald der Frieden kommen. ‘Im Leben geht alles vorüber’ und auch der Krieg einmal, und dann machen wir zwei oder drei eine sehr schöne Reise und holen alles nach, ja, einverstanden? Also Kopf hoch, kleiner Mann, und wenn es gar nicht mehr geht, jammere ruhig Deiner kleinen Frau mal die Ohren voll, denn das erleichtert doch, und wenn es klappt, sehen wir uns ja schon in vier Wochen wieder. Am Sonntag sind wir gut wieder nach Hause gekommen, nachdem mich Vater und Papa doch noch in eine Kneipe, das goldene Hufeisen am Brühl, geschleppt haben. Und ich hatte doch so gar keine Lust und war so müde. Montag ging es dann ins Waschhaus früh zum Abkochen und Nachmittag mit Heidi dann mal in die Nürnberger. Aida hatte für Dich ein halbes Pfund gute Pralinen hingelegt. Was soll man da machen? Nebenbei, sie haben Deiner Frau ganz vorzüglich geschmeckt. Dienstag war dann der große Waschtag und war es diesmal wirklich viel und ein Plag. Am Mittwoch haben wir den Hof voll weiße Wäsche gehängt und es ist wirklich so ziemlich alles trocken geworden, das Bunte war auf dem Boden. Gestern Nachmittag war ich mit Heidi auf der Mütterberatungsstelle, denn sie haben mir mal wieder eine Aufforderung zugeschickt. Habe von ihnen noch mal eine Flasche Viganthol und außerdem Vitaminzucker bekommen. Sie wiegt jetzt 18 Pfund und 400 Gramm. Es war ein ganz schönes Gebrülle dort, nur unser kleiner Kerl betrachtete alles mit skeptischen Augen. Sie hat sich zu Hause noch nie so gut wickeln lassen wie dort. Direkt ein Musterkind. Gestern ist auch Dein Paket angekommen. Konnte es nicht einen Tag früher kommen. Gestern Nachmittag haben dann Tante Anna und Gretchen Heidi weiter gefahren und ich bin wieder in den Hof und ins Waschhaus. Tante Anna bekommt nie genug Ware, ........!
    (Schluß fehlt)
     
     
     
    Leipzig, den 14.2. 1943
    Mein lieber alter Strolch!
    Nun ist mal wieder Sonntag Vormittag und ein Brief für Dich fällig. Bis jetzt habe ich gerechnet und gerechnet, und nun habe ich erst noch Deinen letzten Kaffee abgewogen. Weißt Du, wieviel fehlt? Am Pfund fehlen 100 Gramm. Und das ausgerechnet, wo ich auch noch mal welchen davon haben will. Ist eben Pech, was. Müssen die anderen, die den Kaffee nehmen, eben für 100 Gramm den Preis zahlen. Dein lieber Brief kam erst am Freitag an, und danke ich Dir recht herzlich dafür. Hoffentlich klappt es nun mit Erfurt, denn das wäre prima, ich werde jedenfalls die Daumen fest halten. Auch daß Du anständige Kameraden hast, finde ich nett, da erträgt sich doch alles viel besser. Daß Du eingeschlafen bist und es verschlafen hast, kann ich Dir nachfühlen, denn es war doch eine elende Fahrerei, die Du hinter Dir hattest. Du, noch mal gleich eine Frage. Gibt es dort noch Schuhkrem? Ich brauche weiße und braune in jeder Menge. Aber keine schwarze. Daß die Tschechen dreckig sind, ist ja bekannt, und würde ich mich dort nun nicht wohl fühlen. Aber in der Kleidung außerordentlich elegant, was? Uns geht es hier noch gut. Ich bin ein bissel erkältet, Schnupfen und Hals und Kopf, aber es wird schon wieder werden. Bei uns ist es ja auch ein elendes Wetter jetzt. Ein Sturm, daß man meint, das Dach wird abgedeckt seit ein paar Tagen.

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