Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
nachlässt und vor allem will ich ja dieselbe noch später für den Beruf ergiebiger verwenden. Dass ich hier ab und zu meinen Gefühlen freien Lauf lasse, kannst Du Dir denken, so dass mir dann etwas leichter ist, sollte ich es aber mal wieder recht satt haben, dann komme ich mit meinen Sorgen zu Dir. Wegen der Badehaube, Pelzbesatz, war ich hier in sämtlichen wenigen infrage kommenden Läden ohne Erfolg. Nur was Matte....habe ich bekommen, das ist aber auch alles. Das Volk hier ist ja noch viel unzugänglicher als die Holländer, sie freuen sich wahrscheinlich zu sehr, dass sie zu uns gehören.
Da hast Du wohl noch ganz schön gezankt, als man Dich gegen Deinen Willen noch zu einem Glas Bier geschleppt hat? Die Wäsche habt Ihr ja nun hinter Euch und hast Du Dir die Pralinen redlich verdient. Wir können da ja direkt stolz auf unseren kleinen Strolch sein, nachdem er sich so artig auf der Mütterberatungsstelle gezeigt hat, Deine Erziehungskünste zeigen doch ihre ersten Erfolge. Erkundige Dich doch bitte mal auf der Post, wie Du mir meine Wäsche zukommen lassen kannst. Ich brauche dazu noch meine braune Aktentasche, und wenn Du ein paar Zigaretten übrig hast, wäre ich ein dankbarer Abnehmer. Hast Du schon mit Halle telefoniert? Also wenn Du Butter bekommst, schick mir ein halbes Pfund mit. Mütze und Kragen brauche ich vorläufig nicht. Tante Anna soll sich nur mit dem begnügen, was sie bekommt, aber ich kann mir schon denken, dass sie am liebsten jede Woche was haben will. ... Hoffentlich sind Dir die Klösse bekommen, mir darfst Du so was nicht schreiben, denn hier ist die Esserei nicht so berühmt und läuft mir da immer das Wasser im Mund zusammen. Mit dem Kaffee ist es eine Schweinerei, und kann ich nun so gut wie gar nichts dagegen tun, aber lege nur das Geld um, das Mehr, was Du für Deinen Kaffee gezahlt hast, gebe ich Dir, kleiner Hase, denn sonst kommst Du zu schlecht weg. Ich rechne ja auch feste auf die Verlegung mit Erfurt, erstens wegen dem Sonntagsurlaub, und dann gehen für die Umsiedlung auch paar Tage von dem Lehrgang ab. Die Kameradschaft hier auf der Stube ist wirklich gut; wir sind drei ältere Unteroffiziere, alle anderen sind bis auf zwei Mann Aktive aus dem Osten, Norwegen, Sizilien und Afrika. Elegante Frauen habe ich hier noch nicht zu sehen bekommen, hatte dazu aber auch zu wenig Gelegenheit.... Das Wetter ist ja auch hundsmässig und friere ich auch immer, zumal die Schulzimmer auch nicht besonders warm sind. Aber lange kann es ja nicht mehr bis zum Frühjahr dauern. Bei Heidi machen sich da ja allerhand Neuigkeiten bemerkbar und scheint sie sich in unverpacktem Zustand am wohlsten zu fühlen. Papelt sie denn immer noch so vor sich hin? Hier ist es mit Fliegeralarm ganz ruhig, aber allerhand Wachen und Posten werden auch gestellt und geht die Zeit auch noch von der Lehr- und Freizeit ab, d.h., ich hatte ja U.v.D. erst, aber da war ja auch alles dran. Was Du mir von Elli schreibst, ist ja sehr entmutigend und hast Du mit Deiner Ansicht recht und zwar schon allein in Hinblick auf Mutter, die doch am meisten darunter leidet. Grüsse sie bitte recht vielmals von mir und sage ihr, dass ich ihr in den nächsten Tagen schreibe. Nun muss ich aber für heute schliessen, denn es ist schon ½ 11 Uhr und ich bin hundemüde und morgen früh geht die Rennerei wieder los.
Dir und Heidi recht viele Grüsse und Küsse und bleibt recht gesund und denkt oft an
Euren Hans.
Leipzig, den 17.2. 1943
Mein lieber alter Strolch!
Für Deine lieben Karten heute danke ich Dir recht herzlich. Gefreut habe ich mich sehr, denn warten tut man doch immer auf Post. Trotzdem habe ich mir schon gedacht, daß Du wenig dazu kommst, und tut in so einem Falle eine Karte auch mal ihre Pflicht, wenn ich nur weiß, daß es Dir gut geht und Du gesund bist. Vorbei geht das auch mal. Und wenn Du dann wieder in Holland bist, schreibst Du mir wieder schöne lange Briefe, ja? Wird es da auch zuviel, wenn ich einen Brief schreibe, oder soll ich auch lieber bloß Karten schreiben, daß Du nicht so sehr abgelenkt wirst? Es macht mir nur Sorge, daß das Essen bei Euch knapp ist, und daß Du mir da zu sehr runter kommst. Ich habe ein richtiges schlechtes Gewissen, daß ich die Wurst von Dir hier behalten habe. Hättest Du sie lieber mitgenommen. Ich habe heute erst das letzte Stück davon gegessen. Sobald ich aber weiß, wie man was schicken kann, geht hier was ab, nur Butter aus Holland wird es nicht sein, denn Dein
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