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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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der Grenze traf ich dann den Inspektor aus Appeldoorn, der natürlich 2. Klasse fuhr. In Oberhausen mußten wir das erste Mal umsteigen und da fing das Elend mit den Bombenschäden an. In Düsseldorf zweites Umsteigen und hatten wir eine Dreiviertelstunde Aufenthalt, die ich benutzte, um mir eine Raucherkarte für vier Tage zu besorgen. Ich kann Dir sagen, grauenhaft, die ganze Innenstadt bis auf ein paar Ausnahmen restlos zerstört und ausgebrannt. In manchen Häusern suchten Bewohner noch was aus dem Schutt zu finden, auf dem Bahnhof lauter Menschen mit Koffern und Kartons, die irgendwohin fuhren um Unterkunft zu finden. Dann ging es über Wuppertal, auch ein grosser Teil der Stadt restlos zerstört, nach Hagen, wo wir um 7 Uhr abends ankamen. Der Inspektor wollte noch weiter fahren, aber ich konnte ihn zum Übernachten überreden. In der Nacht war Alarm, aber ich bin nicht aufgestanden, denn ich war todmüde. Am Donnerstag ¾ 9 Uhr weiter nach Meinerzhagen, wo wir gegen 11 Uhr ankamen, in diesen zwei Stunden hörte ich viermal die Sirenen heulen. Von Meinerzhagen marschierten wir dann eine Stunde zu Fuss nach Valbert und mussten von dort auf einen 640 Meter hohen Berg, das war auch noch mal eine Stunde Marsch. Leider bekamen wir in einer Wirtschaft nur Marmeladenbrote, da alles auf dem Felde war, hatten aber das Glück, mit einem Lastwagen nach der Stellung zu kommen. Dort hab ich gleich noch Mittag gegessen und bin dann von ½ 2 - 10 Uhr abends ununterbrochen auf den Beinen gewesen. Eigentlich wollten wir am Freitag Mittag fahren, aber der Inspektor bestand darauf, am Freitag früh 6 Uhr von Valpert mit dem Bus wieder die Rückfahrt anzutreten. Ich war wirklich erstaunt über die Eile, mit der er auf einmal weg wollte, bis ich erfuhr, dass ein General im Laufe des Vormittages die Stellung besichtigen wollte. Ausserdem hatte er auch scheinbar Angst, im Rheinland wegen des Alarms noch mal zu übernachten. Ich hatte eine Stinkwut und das hat er auch gemerkt, aber ich wollte am früh doch noch in die Heidelbeeren. Na, am Freitag früh ging es dann um 5 Uhr los und hatten wir in Valpert gerade noch Zeit, kurze Kaffeepause zu machen und dann ging es von Meinerzhagen über Köln nach Nijmegen. Da kamen wir durch Krefeld, wo es noch schlimmer als in Barmen aussah. In Nijmegen habe ich mich dann von dem Inspektor getrennt und bin erstmal ins Wehrmachtheim, denn es war ja inzwischen nachmittag 3 Uhr und seit früh hatte ich nichts mehr gegessen. Leider gab es da nur zwei Stück Kuchen, aber eine Schwester hat mir dann noch zwei wunderbare Butterbrote mit viel Käse eingepackt und bin ich dann nach dem Bahnhof zurück. Nun stand ich vor einer Frage, wie nach Zwolle kommen. Über Arnheim musste ich auf alle Fälle, nur lauteten meine Papiere zurück nach Zwolle, ohne von einer plötzlichen Zugkontrolle erwischt zu werden, aber ich hatte Glück und war ungesehen um 8 Uhr in Zwolle. Dem Schieber hatte ich vor 14 Tagen geschrieben, dass ich ungefähr am 18. Butter, Kaffee und Käse holen würde und da war doch schon wieder eine Woche vorbei. Butter und Kaffee hatte er da, aber Käse war nichts mehr zu machen. Da bin ich noch zu einem anderen und da hatte ich Glück, allerdings wiegen diese Käse das Stück nur drei Pfund Und wie die Qualität ist, müsst Ihr erst mal ausprobieren. Als ich alles bezahlt hatte, blieben mir noch ganze 2.– hfl, bekommst Du es nicht mit der Angst zu tun?
    Den Käse will ich in zwei Paketen verpacken und muss mal sehen, dass ihn jemand mitnimmt. Allerdings kommt dann nochmals Porto darauf. Mit Tee hat es in Zwolle nicht geklappt, will es nochmals in Appeldoorn oder Arnheim versuchen, hätte übrigens auch kein Geld mehr gehabt. Kaffee schicke ich nicht, sondern bringe ihn selbst mit. Verpackung brauchst Du mir nicht zurückzuschicken, denn die nehme ich bei Urlaubsschluss mit. Aber wenn ich wieder was mitbringen soll, dann schickt mir das Geld beizeiten (wie üblich) und ich bringe es dann, wenn ich komme, mit. Nun ist mir noch ein Malheur passiert. Ich habe verschiedene Karten ins Reich geschrieben und hatte keine Gelegenheit, sie in den Kasten zu werfen. Ich schicke sie Dir in einem Umschlag und Du gibst sie mal mit ab. Alle, die mir zum Geburtstag geschrieben haben, grüsse bitte und sag, ich würde diese Woche mich noch bedanken. Sag bitte Mutter, dass ich ihr morgen bestimmt schreibe, es ist jetzt 2 Uhr nachts und die Augen verfitzen sich.
    Dir aber, kleiner Strolch, und Heidi für heute recht

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