Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
viele liebe Grüsse und Küsse und bleibt recht gesund bis zum Urlaub.
Dein Dichliebender Hans.
Taugen die Stoffe was und hast Du für den anderen Kram Abnehmer?
Leipzig, am 6.7. 43
Mein lieber alter Strolch!
Nun ist es gerade 24 Stunden her, daß Du weg bist, d.h. noch nicht ganz, denn es ist gerade 8 Uhr. Wie bist Du denn nun in Hagen gelandet, und hast Du es auch nicht verschlafen? Na, all das werde ich ja nun aus Deinem nächsten Brief heraushören. Vater und ich sind gestern gleich nach Hause gefahren. Habe noch Deine Erdbeeren verdrückt und lag dann nach 10 Uhr im Bett, habe geschlafen wie ein Ratz, wurde aber heute morgen ¾ 6 Uhr wieder mit ‘Mama babbab’ und dann plötzlich ‘Opa ticktack’ geweckt. Mutter ging dann kurz nach 8 Uhr weg und auch Vater. Ich habe mit Heidi dann von der Post die vier Einschreibepäckchen geholt und ist somit alles bei uns eingetroffen. Von Mutter ein Stück und ein Stück von mir war ziemlich ranzig, und haben wir die gleich verkauft. Die andere ist aber noch ganz prima. Ein Pfund habe ich gleich ausgelassen und zum Abend habe ich mir mal ein schönes Butterbrot geleistet. Dann kam doch noch mit der Post Mutters Rentenbescheid und bekommt sie nun 26,60 M. Haben wir also ziemlich 70 M zum verjubeln, wenn Du da bist. Mutter war ¾ 9 Uhr bei Frau Dr. Weise, und war sie da die 24. Die ersten haben um 6 Uhr schon dagestanden. Ist das nicht wahnsinnig? Zu Mittag kam Mutter wieder, und ist um ½ 7 Uhr wieder fort. Bin wirklich gespannt, wann sie dran kommt und wieder zu Hause ist. Mit Heidi war ich heute Nachmittag wieder auf der Wiese. Es war ganz schön warm und habe ich sie ohne Hemdchen rumlaufen lassen. Ihr Entdeckungsbereich ist größer geworden, denn sie stiefelte über die große Wiese zu den Jungens, die Fußball spielten, und dann immer am Zaun lang, und dann wieder bändelte sie mit von mir ganz entfernten Leuten an. Zu Hause hat sie wieder ein Sitzbad genommen, und um 7 Uhr lag sie im Bett, denn sie war wieder hundemüde. Eben kommt Mutter heim. Es ist ½ 9 Uhr, also doch nicht so sehr spät geworden. Morgen, wenn ich in den Garten bin, werde ich mit Dir in Arnheim ankommen, ¼ 5 Uhr mit dem Bus mitfahren und um 5 Uhr mit Dir in der Stellung sein, und dann schätze ich, daß Du doch so früh wie möglich in Dein Bett steigst. Kleiner Mann, vergiß mir ja das Urlaubsgesuch nicht. Ja, die drei Tage waren doch wieder mal eine schöne Zugabe, was? Glück muß der Mensch haben. Nur ich bin eben recht oft ....., nicht? Hoffentlich bist Du mir nicht böse deshalb, aber im Urlaub will ich mir ganz große Mühe geben. Eben spielen sie den Schlußwalzer aus dem ‘Zigeunerbaron’ und beschwingt einen das richtig.
Für heute will ich nun mal wieder schließen, jetzt will ich noch für Heidi ein Jüpchen stopfen, damit sie morgen was zum Anziehen hat, und dann verkrümle ich mich wieder. Nun Dir für heute mal wieder viele liebe Grüße und einen ‘Süßen’ von
Deiner kleinen Lenifrau
Und mal drücken und ein Küßchen von Deinem Heidikind.
Grüße von den Eltern.
O.U., den 7.7. 43
Meine liebe kleine Lenifrau!
Jetzt will ich Dir nun gleich noch ein paar Zeilen schreiben, damit Du weißt, dass ich hier wieder eingetroffen bin und zum anderen, wie ich die Zeit von der Abfahrt in Leipzig bis hierher verbrachte. Zunächst muss ich Dir aber erst noch sagen, kleine Frau, dass es wieder drei schöne Tage waren zu Hause und ich bis zum Urlaub davon zehren werde, nur ein schlechtes Gewissen habe ich, dass ich Euch zuviel weggefressen habe, hoffe aber, dass nun wenigstens die Butter angekommen ist. Wie bist Du und Vater nach Hause gekommenen, bist Du gleich schlafen gegangen? Vielleicht hast Du Dir in Deinem Bettchen gesagt, na, endlich mal wieder Ruhe, so ein Schlafbesuch kann einem doch auf die Nerven fallen, aber ich war ja richtig ausgehungert nach Dir. Ist denn Heidi noch so mobil und warst Du nochmals im Garten mit Erfolg? Sag mal, bist Du mir böse, dass ich nicht einmal mit Dir im Kino war? Das holen wir ja aber in Kürze wieder nach. Dank unseres zeitigen Kommens hatte ich ja einen prima Fensterplatz, der Zug wurde in Halle dann gestopft voll, aber wir sassen ja alle gut. Im Abteil sassen noch drei Oberfeldwebel, zwei waren Flieger und einer war von der Artillerie, alle drei waren im Osten eingesetzt und gab es da allerhand zu hören. Hinter Nordhausen regte sich mein Appetit und ich bin über die Eierkuchen und zwei Semmeln hergefallen,
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