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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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da böse? Das ist so der richtige Kram, erst verschenkt man und dann nimmt man es wieder weg. Wie es mit Schuh und Kleid wird, weiß ich noch nicht, es ist so furchtbar schwer, jetzt einen Bezugsschein über Schuhe zu bekommen, und dann muß ich doch auch tüchtig sparen jetzt. Aufs Postsparbuch ist zwar noch nichts gekommen. Aber im Rommé habe ich für uns am Dienstag pro Mann 1,50 bezahlt. Also einen Taler geopfert. Als ich gestern abend nach Hause kam, staken Blumen, Maiglöckchen und Veilchen, am Briefkasten, mit einem Zettel und Gruß von Frau Kolbe. Hat mich gefreut und zugleich leid getan, daß niemand zu Hause war. Heute habe ich mir nun mal bei uns in der Stube Feuer gemacht, damit ich Dir einen langen Brief schreiben konnte, sitze ja auch schon bald drei Stunden, und habe ich schon wieder einen elenden Hunger. Mit dem Garten wird es ja morgen nichts, fahre höchstens mal mit Papa raus die letzten Äpfel reinholen, und mittags bin ich von Mutti zum ‘Rohe Klöße Essen’ eingeladen. Nun will ich aber für heute schließen, ich hoffe daß ich Dich halbwegs zufrieden gestellt habe und daß Du bald Gleiches mit Gleichem vergelten wirst, denn im Grunde genommen hast Du doch mehr Zeit als ich, so daß Du mir auch mal einen langen Brief schreiben kannst, wenn Du einen weniger langen von mir bekommst. Machs gut kleiner Mann und gerate nicht auf Abwege, denn einem zukünftigen Vater geziemt das nicht.
    Behalt lieb und denk mal ab und zu an
    Deine kleine Lenimaus.
    Gruß von den Eltern.
    Eben hab ich lukullisch gespeist. Drei Brötchen!
     
     
     
    Köslin, den 13.10. 41
    Mein lieber kleiner Strolch!
    Heute warte ich so auf Post von Dir, aber ich hoffe, dass mittags zur Befehlsausgabe etwas von Dir dabei ist. Ja, kleiner Hase, Befehlsausgabe klingt so kasernenmässig und Du wirst staunen, dass wir sechs Mann vom Fluko ab heute, Montag, d. 13.10., wieder in der Kaserne ab vormittags 10 Uhr liegen und der Dinge harren, die da kommen sollen. Unsere Kompanie sammelt sich hier zum Abtransport. Wohin, weiss noch niemand, aber auf alle Fälle nicht nach dem Osten. Wir hatten gestern von 1 Uhr an Dienst und da kam das blöde Gespräch, sofort alles abzubauen und uns heute in der Kaserne zu melden. Dass uns bei unserem halbzivilen Leben, dass wir in Köslin führten, die Spucke wegblieb und der ganze dann dienstfreie Sonntag versaut war, kannst Du Dir wohl denken. Und nun sitze ich hier wieder mal in Kasernenluft und hoffe bloss, dass wir in Mitteldeutschland eingesetzt werden, was durchaus im Bereich der Möglichkeit steht. Falls wir morgen noch hier sind, es kann auch noch länger dauern, geht die alte Leier mit Exerzieren und ähnlichem Schnickschnack los und freue ich mich doch sooo darauf. Heute haben wir noch frei und wollen wir so schnell wie möglich diese gastliche Stätte verlassen. Meine Zither lasse ich vorläufig in Köslin und werde ich sie dann später nach Hause schicken lassen.
    Wie hast Du denn den Sonntag verbracht? Hat es auch so geregnet gestern wie hier? Am Freitag war ich in ‘Immer nur du’ und war das eine sehr schöne Tonfilmoperette. Gestern bin ich erst ½ 11 Uhr aus dem Nest und dass war gut so, denn wenn ich hier die Strohsäcke sehe, weiss man erst, was für ein schönes Leben man hier in Köslin geführt hat. Da wir dann durch unsere Abberufung nachmittags dienstfrei hatten, sind wir erst ein bissel spazieren gegangen und dann ins Kintopp in ‘Komödianten’ und war ich sehr ergriffen über diesen Film. Wenn Du Gelegenheit hast, sieh ihn Dir doch einmal an. Abends haben wir dann mit einigen Helferinnen Abschied gefeiert. Heute früh waren wir nochmals zum offiziellen Abschied im Fluko und sind noch paar mal geknipst worden.
    Hier in der Kaserne herrscht jetzt Grossbetrieb, denn nach und nach treffen Trupps mit ihren Geräten ein und da trifft man wieder die Leipziger Flukoleute. Nun will ich schliessen und schreibe später weiter.
    So, nun bin ich wieder für einige Stunden auf unserer Bude, denn als ich gestern mit schreiben aufhörte, war ein derartiger Radau, dass es unmöglich war, sich überhaupt in der Kaserne aufzuhalten. Ich bin dann gestern auch hierher gegangen, um Dir gleich auf Deine beiden Briefe vom 10. und 13.10. zu danken, aber ich hatte momentan die Nase voll, dass ich mich aufs Bett gehauen und bis um 8 Uhr geschlafen habe. Dann bin ich zur Kaserne naus und hab in der Kantine noch zwei Grog getrunken. Nachts war an Schlafen kaum zu denken. Erstens habe ich in meinen

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