Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Euch und reden auch viel von Euch und haben wir Euch nicht vergessen, wenn es auch mit dem Briefe schreiben manchmal so lange dauert. Hoffentlich seid Ihr alle gesund. Mit Vater geht es jetzt wieder besser, aber ist immer noch in ärztlicher Behandlung. Mona spielt jetzt grosse Dame mit ihren zehn Jahren. Sie geht sehr gern zur Schule, aber besonders schön findet sie die Turnstunden. Maja Stina hilft mir fleissig. Lasse geht seiner Arbeit nach. Nisse fährt einen Wagen bei Gunnar Kristiansson. Dieser Tage war ich bei Grossvater. Er ist recht hinfällig geworden und zittert an Händen und Beinen, aber bei seinen 90 Jahren ist das wohl nicht anders zu erwarten. Nun habe ich wohl alles über uns geschrieben. Hoffentlich kommt die Zeit bald, dass wir uns alle mal wiedersehen und wird das doch sehr schön. Von Gunnar Lindström soll ich Euch grüssen. Er war ein paarmal hier und suchte uns auf. Gern erzählte er von seinem Besuch bei Euch und wie schön Ihr es zu Hause hättet. Ich bereue es tatsächlich, dass ich Euch nicht besucht habe, zwar dachte ich diesen Sommer daran, aber hoffen wir, dass es ein andermal wird. Nun fängt bald der kalte Winter an. Jetzt ist es schon oft sehr kalt des Morgens und Abends, aber tagsüber ist es noch sehr schön.
Euch allen recht viele herzliche Grüsse von uns allen
Maja.
Ist doch sehr nett geschrieben, ja? Sobald ich Zeit habe, schreib ich nach Schweden. Jetzt eben ist Mutters Brief eingetroffen. Sag ihr vorläufig viele Grüsse und ich würde ihn bald beantworten.
Jetzt habe ich gleich schnell nochmals Deinen lieben Brief vom 13.10 durchgelesen und danke Dir dafür recht vielmals. Ach, kleine Lenimaus! Ich getraue mich gar nicht daran zu denken, dass es doch bei uns ein Baby geben soll, obwohl ich doch schon lange darauf warte und will ich mich lieber nicht so sehr darauf freuen. Siehst Du, jetzt bin ich von meinem Prinzip, einen Brief der Reihe nach zu beantworten, untreu geworden und fange in der Mitte an, aber den Brief habe ich an der Stelle schon so oft gelesen und könnte ich mit all seinen Wenn und Aber immer wieder lesen. Aber nun will ich doch wie üblich alles der Reihe nach in Deinem schönen und lieben Brief durchlesen. Ich bin wirklich nicht böse, wenn ein Brief mal zu kurz ausfällt, aber die Hauptsache ist doch, dass man überhaupt welche bekommt. Die Frage mit den Pellkartoffeln ist durch die Versetzung in Truppenverpflegung ja auch bei mir wieder akut geworden, sodass es mir an Training tatsächlich nicht fehlen wird. Bloss ich bin allemal gleich satt, wenn ich welche auf dem Tisch stehen sehe. Mit den Zigaretten komme ich schon hin, und wenn man ab und zu von Vater paar Schachteln bekommt, kommt man ja aus. Jedenfalls sprich mit Kunads nicht wieder darüber. Ich kann mir Dich gar nicht als Nichtraucher vorstellen, vielleicht werde ich mit der Zeit Deinem guten Beispiel folgen. Mit dem Film ‘Konzert in Tirol’ habe ich mich doch geirrt, aber wer weiss, wann ich mal Gelegenheit habe, den Film zu sehen. Kleiner Strolch, Du merkst aber auch alles; darf ich nun die Bilder behalten oder machst Du Meldung wegen Unterschlagung? Gehe nicht zu streng mit mir ins Gericht. – Da sieht es jetzt wohl bei uns wie Umzug ohne Gardinen aus? Aber wenn die Gardinen gewaschen sind, hängst Du sie doch wieder gleich auf, damit Du es recht hübsch zu Hause hast.
Mit dem ‘Wehrmachts-WhW’ hat es sich ja nun durch unsere Versetzung erledigt, aber solche grossen Könner sind wir doch nicht und hatte ich auch gar nicht viel Lust dazu. Wegen der Beförderung müssen wir uns doch noch was gedulden, zumal durch die jetzige Versetzung. Der Chef, Oberleutnant Mäuse, hat sich zwar mit Rank und mir darüber unterhalten, so dass man annehmen konnte, dass er uns nicht vergisst, aber jetzt hat er wirklich wohl anderes im Kopf und die schönste Beförderung, die er uns zuteil werden könnte, wäre die in die Heimat. Denn mir steht der ganze militärische Zinnober bis an den Hals. Aber wenn man an die Kameraden im Osten denkt, kann man nur ganz ruhig sein. So, nun kommt erst mal wieder eine Schreibpause, denn es geht gleich zum Essen. Spinat, Salzkartoffeln und ein Würstchen mit Gummipelle. Hat aber sonst gut geschmeckt. – Dass uns dieser Leutnant Dupper einen Posten besorgen kann, glaube ich nicht, denn im RLM5) ist er doch nur ein kleines Stäubchen, aber man sieht wenigstens den guten Willen. Vor allen Dingen war er ein netter Kamerad. – Hoffentlich bist Du nicht böse, dass
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