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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wir, d.h. Rank und ich, mit der Reformtante und Frau Franke, die als Helferin im Fluko ist, eine Flasche Wein zu viert getrunken haben. Ich hatte gestern, als ich Deinen Brief nicht weiter geschrieben habe, ein sehr schlechtes Gewissen, aber auf der einen Seite wollte ich nochmals wegen der Backwaren anbohren, auf der anderen Seite hatten wir versprochen, ihr nochmals mit der Markengeschichte zu helfen und hatten doch von beiden allerhand zugesteckt bekommen. Auch wegen dem lange Schlafen bin ich etwas bedrückt. Ich habe nämlich beim hiesigen Spediteur nebenbei bisschen gearbeitet im Kontor und der Erfolg: M 85,– auf dem Postsparbuch. Ich wollte es Dir eigentlich nicht schreiben, aber es ist ja jetzt damit sowieso vorbei. Aber wie Du schon schreibst, auf Urlaub wollen wir es recht schön machen. – Dass ich nun gerade Radau gemacht hätte, dass Deine Post einen Tag später ankam, ist mir nicht erinnerlich, aber sieh mal, kleiner Hase, wie man hier auf Post wartet; also nichts für ungut.
    Jetzt bin ich nun da angelangt, was für mich das Schönste in Deinem Briefe war und habe ich es schon viele Male gelesen und kann es immer wieder lesen. Es wäre doch zu schön, wenn es wahr würde. Du hast mir am 11. geschrieben, da sind nun bald zehn Wochen rum und dann muss man nochmals 14 Tage warten und dann kannst Du mir bestimmt was Genaues schreiben. Eigentlich eine lange Zeit. Weißt Du, Du hattest mir schon mal eine Andeutung gemacht, aber ich traute mir immer nicht daran zu glauben und nun ist es vielleicht doch soweit. Herrgott, ich würde Kopf stehen vor Freude und Dich noch viel lieber haben; aber das geht auch wieder nicht, denn mehr, als ich Dich immer liebe, kann es nicht gehen. Wegen der Markensparerei mach Dir nur keine Sorgen, wenn ich auf Urlaub komme, bringe ich schon was mit, dass wir uns ein paar schöne Tage machen können. Ich werde natürlich nichts den Eltern schreiben, diese Eröffnung überlasse ich Dir. Auch die Sache mit der Versicherung überlasse ich Dir und respektiere damit, dass Du jetzt die finanziellen Sorgen und Nöte allein zu tragen hast, aber eins bitte ich mir aus. Kauf das, was Du für Dich brauchst und wozu Du Lust hast. Dass Du später noch auf Arbeit gehst, kommt ja gar nicht in Frage, und brauchst Du Dir wirklich keine Sorgen zu machen, was später wird. – Zu Deiner neuen Frisur meinen herzlichen Glückwunsch. Nun musst Du Dich aber gleich mal fotografieren lassen, damit ich meine kleine Frau auch wiedererkenne. Statt Sahnenrolle sagt man hier ‘Kohlroulade’. Ist doch dasselbe, was? Muss ich Dir es noch schriftlich geben, dass der Hut wieder in Deinen Besitz gekommen ist? Hoffentlich wird er wieder so, wie Du ihn Dir wünschst. Den Schuhbezugsschein musst Du doch bekommen, denn Du hast ja noch nie einen gehabt. Dann kannst Du eben nicht auf Arbeit gehen. Spare nur nicht an der verkehrten Stelle und kauf, was Du brauchst. – Da müssen wir doch schon allerhand im Rommèklub gespart haben, wenn Du so fleissig sparst.
    So, nun will ich mal Schluss machen für heute und hoffe ich, dass Dich diese Zeilen bei guter Gesundheit antreffen. Wegen des ‘zukünftigen Vater’ brauchst Du keine Angst zu haben, denn für mich gibt’s nur meine kleine Maus, die ich doch so furchtbar lieb habe. Deswegen fällt mir doch die Soldatenspielerei durch die Trennung so schwer.
    Dir für heute recht viele liebe Grüsse und Küsse
    Dein Dichliebender kleiner grosser Mann.
    Richte bitte an alle viele Grüsse aus. Ist denn mein Paket mit den Lebensmitteln angekommen? Schreib mir unter Gefr. X, Feldpost Luftgaupostamt Berlin, L 2630ß
     
     
     
    Leipzig, den 15.10. 41
    Mein lieber kleiner Strolch!
    Soeben habe ich Dein liebes Paket erhalten, und danke ich Dir für alles recht herzlich. Es ist ja wirklich rührend, was Du da alles zusammengetragen hast, nur mit der Bonbonniere bin ich nicht ganz einverstanden, und muß ich es mir wirklich schwer überlegen, ob ich Dir diese nicht wieder zurückschicke. Sämtliche Tüten habe ich Mutter gegeben. Mutti hat verzichtet weil sie in letzter Zeit ab und zu mal ohne was bekommen hat und Mutter doch gar nichts bekommt. Drops bekommt Elli, und das andere hebe ich für Weihnachten auf, da kann man doch vielleicht dem einen oder anderen eine kleine Freude mit machen. Zur Belohnung bekommst Du dafür von mir ein ganz kleines Paketchen, aber wirklich auch nur ein ganz kleines mit was drum zum Knappern. Solltest Du auch so was von Euren Helferinnen bekommen, so

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