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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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zwei Decken und Mantel jämmerlich gefroren und dann der Radau. Früh halb 4 Uhr kamen die letzten Leute und heute früh ist die Kompanie vollzählig angetreten. Exerzieren fiel aus, nur hat man mich und Rank gegriffen und führten wir jeder zwölf Mann als Arbeitskommando zum Revierreinigen, so dass wir bis ½ 11 Uhr beschäftigt waren. Nun sind wir ab morgen wieder in Truppenverpflegung und hoffen wir bloss, in unserer nächsten Stellung wieder im Fluko zu landen, damit wir unser schönes Leben fortsetzen können. Mittag habe ich in der Kaserne gegessen, Linsen und Kartoffeln, so dass ich wieder paar Marken und Geld gespart habe. Die Befehlsausgabe war kurz und sollten wir von 2 - 6 Uhr nachmittags Horchposten beziehen, d.h. auf unseren Stuben bleiben und uns ruhig verhalten. Um 4 Uhr hatte ich die Sache satt und bin zum Spiess mit Rank und durften wir uns gleich nach der Stadt auf die Socken machen bis 24 Uhr. Wenn ich Deinen Brief fertig habe, gehe ich etwas schlafen und
½ 9 Uhr treffe ich mich mit Rank in Stiehles Weinstuben, wo ich was essen will und gegen ½ 11 Uhr geht’s in die Kaserne zurück.
    Ja, kleiner Hase, nun bin ich gestern doch nicht weiter zum Schreiben gekommen und das kam so. Ich war so schön beim Schreiben, als Rank plötzlich kam, ich müsste sofort zu Frau Ziemer kommen, dort sollten wir Marken kleben. Ich habe lange geschwankt, bin dann aber doch gegangen, zumal ich die Sache mit den Backwaren noch nicht geregelt hatte. Wir haben dann von 6 – 8 Uhr ihrer vier, Rank, Frau Ziemer, Frau Franke und ich Marken sortiert und geklebt. Dann gab es ein schönes Abendbrot und bei diesem habe ich die Backfrage angeschnitten und wurde mir fest versprochen, dass Du die Backwaren, Rosinen und Mandeln (Zitronat ist fraglich) bekommst. Nach 10 Uhr sind wir dann ins Hotel Kronprinz, Du kannst Dich vielleicht daran erinnern an das grosse Eckhaus am Markt. Rank und ich haben eine Flasche Wein spendiert und die Damen zwei Runden Aquavit. Wir waren dort viele von der Kompanie und hatten auch viel Spass, so dass wir kurz vor Torschluss noch drei Minuten vor 12 Uhr in der Kaserne eintrafen. Die Nacht habe ich sehr gut geschlafen und heute früh um 8 Uhr ging die Befehlsausgabe in zwei Minuten vonstatten. Weggetreten bis ¾ 9 Uhr und hoffe ich nun, dass wir bald hier wegkommen, denn die Rumzieherei ist nicht gerade schön. Jedenfalls sind wir alle marschbereit und jetzt eben sind die letzten 50 Mann gekommen, so dass der Spiess wohl nachher dem Chef die Kompanie abmarschfertig melden kann.
    So, nun habe ich ein langes und ein breites über mich geschrieben und nun will ich recht ausführlich Deine beiden lieben Briefe beantworten. Vor allen Dingen recht vielen Dank dafür, kleiner Strolch, zumal für den letzten. Schade, dass ich Deiner Eltern Hochzeitstag nicht wusste, da hätte ich den Eltern und zugleich Dir einen Kartengruss geschickt. Vergiss nur nicht, mich beizeiten auf Geburtstage aufmerksam zu machen, damit ich schreiben kann. Die Kartoffeln habe ich nun nicht mehr bestellen und expedieren können, aber sowie wir an unserem neuen Einsatzort sind, kümmere ich mich wieder darum. Mir tut es nur leid, dass ich Euch nun vorläufig keine Brotmarken mehr schicken kann, aber was nicht ist, kann noch werden. Das Wetter ist hier genauso mies, andauernd Regen und kalt dabei. Rydbergs Brief übersetze ich dann und werde ihn dann zusammen mit Lindströms Brief beantworten. Ich habe das Schreiben schon wieder unterbrechen müssen, denn wir haben schon wieder im Regen eine Stunde auf dem Hof gestanden. Neues ist nichts raus. Wir bilden als Gesamtauswerter der Kompanie eine Truppe mit einem Feldwebel, einem Offizier, zwei Unteroffizier-Anwärtern, zwei Gefreite und zwei Funker, also ein ganz ruhiger Klub. Sollten wir doch noch länger dableiben, so bin ich von Sonnabend bis Sonntag 12 Uhr U.v.D. Aber gegen Dresden ist das hier ein ganz ruhiger Betrieb. Ab morgen soll Exerzieren sein, na, bei dem Wetter wird nicht viel daraus werden. Heute haben wir den ganzen Tag Waffen reinigen, Stopf- und Flickstunde und Revier reinigen. Und nun will ich gleich Majas Brief übersetzen:
    Lieber Hans und Leni!
    Recht vielen Dank für Euren Brief, den ich schon vor längerer Zeit erhielt. Wollte Euch schon längst schreiben, aber immer wieder habe ich es von Tag zu Tag verschoben. Ich war jetzt eine Woche unten in Schonen und lassen sie Euch herzlich grüssen. Leni kennen sie ja nicht, aber Hans war doch einmal dort. Wir denken oft an

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