Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Hauptsache ist, dass Du es gut verpackst und das Päckchen eventl. Einschreiben schickst. Ich freue mich schon auf das Päckchen und habe auch wieder ein paar Anliegen. Kannst Du mir einen alten Strumpf, ein kleines Stückchen Kernseife, paar Rasierklingen schicken. Dass wir jetzt schon zweimal Rommé gespielt haben, hatte ich Dir ja schon geschrieben. Aber solange Rank nicht da ist, komme ich nicht in die Stadt, denn hier in Köslin wird ja so geklatscht und allein habe ich nicht viel Lust auszugehen. Dass Ihr mit Frau Leonhard so einen schönen Abend verlebt habt, freut mich wirklich, ich habe immer Angst, dass Du Dich zu sehr einkapselst. Es tut mir nur leid, dass die Folgen so ‘gallebitter’ für Dich ausgelaufen sind. Was hat denn Vater gesagt, als er es gemerkt hat und hatte Mutter schon was davon gewusst? Was sagt denn der Meester und Helenchen dazu? S’ist wirklich zu blöde, dass ich jetzt nicht zu Hause bin und bin ich eigentlich etwas traurig, dass Du schreibst, dass mich manches nicht interessieren wird. Kleiner Hase, alles interessiert mich, wenn ich auch über vieles keinen Bescheid weiss, so musst Du mir doch über alles schreiben und vor allen Dingen, in jedem Brief, wie es Dir geht, aber ohne Schönfärberei. Da kann man nun wohl bestimmt mit dem nun schon lange ersehnten Zuwachs rechnen? Ach kleiner Strolch, ich freue mich doch so darauf! Du auch? Aber ich glaube, dass Du dann nicht mehr so viel für mich übrig hast und ich sicherlich mal eifersüchtig werde, wenn ich zu kurz komme, denn wenn ich an die vier Jahre unserer Ehe zurückdenke, so muss ich feststellen, dass ich Dich doch immer mehr liebgewonnen habe und manchmal denke ich, dass ich Dir direkt lästig werde. Ist das recht dummes Zeug, was ich da schreibe? – Du wirst doch noch zu einem Arzt oder zu einer Ärztin gehen und nimm Dich nur recht in Acht, hörst Du. Sag mal, das mit dem ‘Kotzen’ gehört wohl auch zu dem Babykriegen? Da hast Du nun niemand, der Dich so schön hält, wie ich, wenn es Dir mal früher vom Alkohol schlecht war. Weißt Du, jetzt weiss ich auch, warum Du mit der Raucherei aufgehört hast. Also nicht wahr, Du schreibst mir alles und vor allen Dingen, wie Du Dich fühlst.
Mit der Wäsche seid Ihr wohl nun fertig, hoffentlich hast Du Dich nicht zu sehr angestrengt. Mutter schreibt zwar, dass Du alles allein gemacht hast. Könnt Ihr denn keine Waschhilfe erwischen und auch für das Reinemachen zu Hause? Du solltest Dich wirklich mehr schonen. Den Film von Deinen Ferienbildern hast Du mir nicht mitgeschickt. Hast Du ihn inzwischen gefunden? Ich werde Dir nächste Woche auch paar Bilder von unserem glorreichen Auszug aus dem Kösliner Fluko schicken können. – Mein Reichtum auf dem Postsparbuch hat sich inzwischen auf M 90,– erhöht, aber da werde ich paar Mark wieder runterholen müssen, denn von meinem letzten Sold habe ich zu viel eingezahlt. Leider kommt ja nun vorläufig nichts hinzu, aber das kann ja noch werden. Ich wollte Dir ja hier in Köslin auf Deine Punktkarte Wäsche oder Stoff kaufen, aber hier ist gar nichts zu bekommen. Ich schicke Dir dann gezwungenermassen 50,– Mark in bar, denn ich hatte doch keine Gelegenheit was zu besorgen und da kaufst Du Dir mal selbst was Schönes davon. Den Rest will ich hier behalten, damit ich was habe, wenn ich mal was besonderes kaufen kann. – Mit dem Urlaub hoffe ich Weihnachten oder Neujahr dranzukommen. Jetzt sind die dran, die das letztemal im Januar auf Urlaub waren. Nun sitzt in der Schreibstube ein Kamerad vom Fluko Leipzig, und der will die Sache so schieben, dass ich entweder Weihnachten oder Silvester zu Hause bin und ich glaube auch fest daran, dass es klappt. – Als Kopf hoch, kleiner Hase, wenn ich zu Hause dann bin, dann wollen wir es uns recht recht nett machen und Du musst mir versprechen, dass Du mir recht viel von Dir jetzt schreibst, damit auch ich einen Anteil an der Zeit habe, die Du jetzt durchmachst. Für die Daten der Geburtstage danke ich Dir. Dass ich Helenchen einen Brief schreibe, ist doch selbstverständlich, ebenfalls werden die anderen nicht vergessen. An Erie hast Du wohl einen Brief mit ausgerichtet. Hat sie denn nach dem Telegramm geschrieben?
Von mir ist nicht viel Neues zu melden. Seit Montag mache ich Unteroffizierdienst, d.h. ohne Beförderung, es hat ja auf der einen Seite sein Gutes, es fallen die Appelle und das Exerzieren weg, aber hier der Dienst kotzt einen wirklich an. Hatte ich Dir schon geschrieben, dass ich
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