Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Noacks Tod spielten wir mal Skat zusammen und bei der Unterhaltung sagte er auch, dass man so richtig erst jetzt seine Frau schätzen lerne. Zu Hause hätte er früher auch immer rumgebrummt und gekneckert. Kleine Frau, mit Deinem Körpergewicht ist es aber auch nicht mehr weit her und nun kann ich nicht mal mehr was zusätzlich schicken. Ich halte aber ganz fest die Daumen, dass alle Konserven und Butter ankommen. Ist denn Heidis Gewicht zufriedenstellend? Ich habe davon wirklich keine Ahnung. Mit der Gesichtsfarbe hat sie da ja kein angenehmes Erbe übernommen, aber die Hauptsache ist, dass sie dabei richtig gesund ist. Von Tante Gretchen hast Du ja noch ganz nette Sachen bekommen und mit Onkel Pauls Sachen (doch von dem Berliner?) hilft das auch wieder etwas. Dass unser kleines Kerlchen schon seine Freude am Ausprobieren hat, ist ja ulkig, da war ich früher immer enttäuscht. Die Bilderbücher musst Du doch nun bald aus dem Kopf können, Ihr armen Mütter! Nun weiss ich aber immer noch nicht, wo Erie ihre Wohnung aufgeschlagen hat. Hat sie eine eigene Wohnung oder wohnt sie mit bei Helenchen? Heute bekam ich zufällig eine Zeitung vom 26.9. in die Hände mit einem grossen Aufsatz über die Schlacht von Arnheim. Die Stadt selbst ist noch ganz gut weggekommen, aber der westliche Vorort Osterbeek, wo ich meine Sonntagsspaziergänge immer hinmachte, ist total zerstört. Die Sache mit dem Urlaub kannst Du Dir ruhig aus dem Kopf schlagen, auch an eine Dienstreise ist nicht zu denken, leider, aber es ist besser, dass ich es Dir schreibe, damit Du Dich keinen falschen Hoffnungen hingibst. Nun musst Du die Filme resp. Abzüge alle zu Hause machen lassen, denn hier ist ja nichts mehr los. Hoffentlich sind die ‘Väterbilder’ was geworden, da bekomme ich, wenn ich mal wieder zu Hause bin, allerhand Bilder zu sehen. Es ist wirklich schlimm, was Du über Herbert schreibst und können er und Fränze einem leid tun. Es ist doch furchtbar, was für Sorge und Elend der Krieg über die Menschen bringt. Unser Heidikind entwickelt sich ja zu einem ausgesprochenen Optimisten, aber ihre Anordnungen sind ja wohl gut gemeint, aber immerhin undiskutabel. Ne, ne, das gibt’s nicht. Meine Zähne sind noch in Ordnung; es ist bei mir eben das Elend, dass sich jede Erkältung auf das Gebiss legt. Ich habe jetzt abends auch allerhand zusanmmengeschmökert und hätte mich nicht geärgert, wenn der ‘Schillingshof’ unter dem Lesestoff gewesen wäre, so ausgehungert war ich. Meine letzte Post aus Meinerzhagen habt Ihr wohl nun alle bekommen und vorgestern ist auch ein grosser Brief an Dich und einer an Mutter abgegangen. Seit Freitag Mittag habe ich mit einem Oberschnäpser 12) eine Leitung nach Velp, ca. sechs Kilometer gelegt und sind wir heute Nachmittag fertig geworden. Es hat mir viel Spass gemacht, denn es ging immer durch den Wald und schönes Wetter hatten wir auch. Morgen geht nun wieder der Papierkrieg los und habe ich allerhand zu tun, zumal ich durch den Fliegerangriff im September viel Geräte verloren habe. Nun will ich mal wieder für heute schließen und dann Abendbrot essen.
Bleibt recht gesund und mit vielen lieben Grüssen und Küssen bin ich wie immer
Dein Dichliebender Hans.
Viele herzliche Grüsse an die Eltern.
Leipzig, den 31.10. 1944
Mein lieber alter Strolch!
Heute habe ich Deinen lieben Brief vom 23.10. erhalten, nachdem der vom 25. bereits vorgestern angekommen war, und danke Dir recht herzlich dafür. Man ist viel ruhiger und sicherer, wenn man öfters Post bekommt, auch wenn es keine langen Briefe sind. Zuerst will ich Dir aber schreiben, daß gestern die ersten drei Päckchen angekommen sind, und danke Dir dafür ganz besonders herzlich. Heidi war mit auf der Post, und hat ihr Paket für das ‘Heidikind’ selbst getragen. Dann hat aber das Paket der Weihnachtsmann geholt, und fand das Heidi auch ganz in Ordnung. Die anderen Pakete enthalten Seifenpulver, Seife, Batterien, Schnürsenkel, Kämme, Bonbons, Zahnpasta und zwei Dosen Konserven. Nun mußt Du mir nur noch schreiben, was alle diese Sachen kosten. Gebrauchen können wir alles gut, besonders auch das Gummiband. Die Puppe ist doch sehr hübsch. Ein richtiges Baby und wollen wir ihr für Weihnachten eine neue Aussteuer nähen. Mit Deinem Rucksack hast Du ja wirklich Pech gehabt. Hast Du ihn denn wenigstens in A. wiedergefunden? Das schreibst Du gar nicht im Brief vom 25. Hier ist jetzt ganz scheußliches Wetter. Es regnet
Weitere Kostenlose Bücher