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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ständig in unmittelbarer Nähe. Gottlob war aber nichts, und konnten wir unbeschadet wieder hochgehen. Nur bei Madam Liebau ist die Scheibe von der Balkontür kaputt. Wo sie nun eigentlich waren, weiß ich nicht. Heute Nachmittag wollen wir mal, Mutter und ich, zu Frau Kühn gehen, denn Mutter soll 20 Pfund Kartoffeln holen, und morgen will ich noch mal im Waschhaus unser Bettzeug waschen, damit sich nicht so viel ansammelt. Und wie geht es Dir, kleiner Mann? Bist Du noch gesund und auf dem Posten? Und wie ist es so bei Euch? Habt Ihr noch halbwegs Ruhe? Zwei kleine Päckchen sind auch wieder angekommen, und sind bis jetzt drei Stück. da. Wo hast Du denn den schönen Pelzstreifen organisiert? Es ist sehr schönes Fell, und kann ich ihn evtl. mal auf meinem grünen Mantel tragen. Auch die Scheuertücher waren sehr willkommen. Haben wir doch in dieser Beziehung mal keine Sorgen. Mutter mahnt mich, ich solle mich anziehen, und deshalb will ich auch schließen.
    Bleib uns recht gesund und behalt uns lieb, und nimm für heute 1000 liebe Grüße und Süße und Drücken auch vom Heidikind
    Deine Leni.
     
     
     
    Leipzig, den 11.11. 1944
    Mein lieber alter Strolch!
    Heute zum Sonnabend Abend will ich (eben kommt Voralarm) – So, ich habe alles fertig und kann noch bis zum Alarm, falls welcher kommt, schreiben. Also am Donnerstag kam Dein lieber Brief vom 29.10. und auch das Kaufwarenpaket, für welches ich Dir auch recht herzlich danke. Es war mal wieder wie Weihnachten, als wir es auspackten. Mutter hat eine Schweinefleischbüchse und Corned Beef, Mutti ein Schweinefleisch, und dann teile ich noch die große Wurstbüchse, wenn ich sie aufmache. Das Schweinefleisch wollen wir uns alle drei für Weihnachten aufheben und bis dahin ist es ja auch nicht mehr gar so lange. Jedenfalls hast Du rührend für uns gesorgt, kleiner Mann, und danke ich Dir dafür besonders recht herzlich, auch noch mit einem feinen Kuß. Und nun mal zu Deinem lieben Brief, über den ich mich wieder sehr gefreut habe. Meine zwei Briefe sind da ja gar nicht so sehr lange gegangen, den Rekord hältst Du noch immer mit fünf Wochen. Über mich persönlich brauchst Du Dir wirklich keine unnötigen Sorgen zu machen, da ist alles in Ordnung. Ich hatte Dir ja geschrieben, daß Frau Dr. Weise gar nichts gefunden hat, wahrscheinlich war es nur von den Aufregungen, denn es war ja gerade, als es mit Arnheim war. Es ist seit damals, als Du und Schwab zu Hause waren, das erste Mal wieder gewesen. Also keine Sorgen, Frau Dr. Weise findet mich vollkommen gesund. Wenn Du die Post mit nach dem Reich gibst, ist es wirklich besser, man braucht nicht gar so lange zu warten. Ach Du, das Paket mit Schuhen usw. ist auch da. Sie sind wirklich prima. Ich werde sie gut aufheben, ebenso die Unterhose und Schlafanzug, denn damit bist Du doch auch nicht mehr so reich gesegnet. Den Pullover behalte ich, der sieht ganz anständig aus, paßt und hält angenehm warm. Auch dafür also recht herzlichen Dank. Schampon und Seife hat auch Mutter bekommen, Aufklebeadressen und was sonst noch drin war. Du hast wirklich fleißig gesammelt, alter Strolch, mußt doch da so langsam Übung drin bekommen. Martin ist immer noch zu Hause, habe aber von ihm schon paar Wochen nichts gehört, ich kann nicht raus, und Lisa hat auch keine Zeit, da sie schon seit Wochen Scheffinger beim Kohlenverkauf vertreten muß. Jetzt ist wieder Ruhe im Lande, und ist es aber auch gleich ½ 10 Uhr. Mein Gewicht ist doch nicht schlecht. Dick und fett bleiben höchstens die Fleischer, denen sieht man allen noch keine Not an. Heidis Gewicht ist durchaus zufriedenstellend und ist sie ja auch ganz schön beleibt. Heidis sämtliche Bücher kann ich schon auswendig, aber auch Heidi selbst kann das. Ich habe ihr jetzt fünfmal hintereinander Rotkäppchen erzählt und das muß man das fünfte Mal genau so ausführlich erzählen wie beim ersten Mal. Heute hat sie Kuchen gebacken. “Ich backe Apfelkuchen, Mutti, ich nimme Mehl, Salz, Eier und Äpfel”. Dann mußte ich kosten, und ich muß schon sagen, bei dieser Zusammenstellung muß jeder Kuchen schmecken. Mutter und ich haben uns auch für morgen einen Kuchen mit Deinem Zucker gebacken. Einen schönen Kartoffelkuchen. Hast Du da nicht Appetit? Aber da fällt mir eben ein, wir haben ja die Weihnachtsmarken noch nicht. Bis zum 30.11. müssen die Päckchen ausgeliefert sein und Du sollst doch nicht ganz ‘ohne’ sein. Wenn’s auch nur zu knabbern gibt. Erika bleibt nun in

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