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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ununterbrochen. Wenn es bei Euch auch so ist, so ist es gut, wenn ihr in der neuen Stellung seid, und nicht immer im Freien zu liegen braucht. Gestern war ich mal mit Mutter und Heidi in der Märchenwiese, und habe dort ein bissel kleines Gebäck gebacken. Ich will es ein bissel liegen lassen, vielleicht kommt doch mal ganz unerwartet lieber Besuch. Erika fährt nun heute Abend nach Ostpreußen. Heinz hat geschrieben, Erika soll mal hinkommen, und da Heinz von Erika überhaupt keine Post bekommt und sie sich gar nicht verständigen können, fährt nun Erika eben mal hin. Nachher will ich mit Heidi und Mutter Tante Anna zum Geburtstag gratulieren. Deinen Brief hat sie bekommen, ebenso hat nun auch Mutti ihren Brief bekommen, und sich sehr darüber gefreut. Eben habe ich mal Frau Dr. Weise angerufen, und bin ich für morgen früh bestellt. Heidi hat am Sonnabend lauter rote Flecke (wie Stiche) am Bauch bekommen, sie sind nun wieder verblasst, heute ist aber der ganze linke Arm voll, und auch die Füßchen fangen an. Frau Dr. meint, es sei nur ein Nesselausschlag, aber sie will es sich doch mal ansehen. Heidi ist aber ganz mobil dabei. Hat nur viel Durst, aber kein Fieber. Aber Sorgen brauchst Du Dir nicht darüber zu machen, denn ernst ist es bestimmt nicht. Am 8.11. gehe ich mit Heidi zum Impfen gegen Scharlach und Diphtherie ins Stadthaus. Ich hatte sie dazu angemeldet. Habe ich das richtig gemacht? Aber Dich erst um Rat zu fragen war die Zeit zum Anmelden zu kurz. Gestern, als wir bei Mutti weg wollten, kam Alarm und sind wir dadurch erst nach 8 Uhr dort weg, und Heidi erst kurz vor 9 Uhr ins Bett. Kurz vor 10 Uhr kam wieder Alarm, und da es auch anfing zu schießen, mußte ich Heidi wieder rausholen. Es galt Berlin, und blieb bei uns alles ruhig.
    Und nun will ich für heute schließen in der Hoffnung, daß Dich diese Zeilen erreichen, und sende Dir recht viele liebe Grüße und Süße
    Deine Lenifrau und das Heidikind.
     
     
     
    Leipzig, den 4.11. 1944
    Mein lieber alter Strolch!
    Heute bekam ich Deinen lieben Brief vom ... und damit hast Du den Rekord geschlagen, nämlich vom 26.9. hat er also über fünf Wochen gebraucht, und dabei beschwerst Du Dich, wenn meine Briefe 14 Tage unterwegs sind. Jetzt habe ich erst mal eine Dreiviertelstunde an den Lampen rummontiert, mit dem Ergebnis, daß unsere Stehlampe und Mutters Tischlampe nicht mehr brennen, und schreibe ich nun bei der Nachtischlampe traurigem Schein. Dazu rauche ich heute meine erste Zigarette (abends ½ 10 Uhr). Man muß eben sparen, und mit der einen Zigarette am Tag kann man auch keine großen Sprünge machen. Der Brief ist ja mit der Beantwortung hinfällig, denn alle Probleme sind ja schon erörtert. Nur daß Du Dir da noch Sorgen machtest, daß wir lieber in Saaz geblieben wären, ist doch nicht notwendig. Sicher, so ganz 100 Prozent, ist man doch nirgends, und wenn es irgend geht, bleibe ich jetzt schon zu Hause, und wenn’s mal wieder haarig wird, fahre ich nach Ostrau. Am Donnerstag habe ich mit Heidi dann zwei Schuhlappenpäckchen von der Post geholt. Im Ganzen sind da nun sieben Päckchen bis jetzt da. Gerade als wir auf der Post waren, kam Voralarm, und da ich die Kutsche für Heidi mit hatte, bin ich fix nach Hause. Aber schon unterwegs kam Alarm. Ich habe zuerst Heidi in den Keller gebracht und dann die Sachen runter geräumt. Mutter war nicht zu Hause, denn dienstags und donnerstags ist sie ja bei Tante Anna. Es ging ganz schön haarig zu und sind über unserer Stadt fünf Flieger abgeschossen, darunter ein Deutscher, der in der Ludendorfstraße lag. Sonst ist aber hier nichts passiert, der Hauptangriff hat Leuna gegolten. Aber auch in Holzhausen sind zwölf Bomben runter, die aber sämtlich in freies Feld gefallen sind. Am Nachmittag bin ich mal nach der Märchenwiese raus, mußte aber das größte Stück laufen, da die Straßenbahnen nach Alarmen ganz unbestimmt fahren. Dort war aber niemand zu Hause, waren nach der Preußenstraße in ihre neue Wohnung. Gestern war ich noch mal mit Heidi dort, und haben die beiden Kinder ganz schön zusammen gespielt. Erika ist nach Ostpreußen, wird aber wohl am Montag zurückkommen. Am Mittwoch war ich mit Heidi bei Frau Dr. Weise, ich hatte Dir ja schon darüber geschrieben. Irgendwas Schlimmes ist es nicht, die Fälle seien jetzt häufig und hängt es wahrscheinlich mit der Ernährung zusammen. Heidi hat Kalk verschrieben bekommen und Schwefelpuder. Die Flecke sind jetzt am ganzen Körper, und

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