Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
schmeckt ihr das andere Essen auch so gut? Habt Ihr es denn weit bis nach Adorf, oder habt Ihr da den Wagen mitgenommen? Weisst Du, Ihr gebt da ja jetzt immer für uns eine Menge Geld aus und danke ich auch Dir und Vater vielmals dafür, aber hoffentlich spart Ihr Euch das nicht ab, das kommt natürlich nicht in Frage. Du hast da ja noch allerhand Sächelchen fürs Heidikind, worüber sie sich sicherlich sehr freuen wird. Für mich ist es ganz schlecht, für Heidi habe ich gerade drei Rollen Drops und für Leni gar nichts. Es ist wirklich zum Kotzen, dabei renne ich, wenn ich irgendwo auf Dienstreise bin, überall herum, aber Holland ist eben jetzt total ausverkauft und was es noch gibt, ist Mist und Kitsch. Ich glaube bestimmt, dass sich Leni über so ein Bild freut, aber notwendig ist es jetzt in diesen Zeiten nicht, sondern macht Euch lieber dafür einen guten Tag; aber wie ich Dich kenne, wirst Du es doch schenken. Auch mir tut Tante Berta leid, aber man kann auch gar nichts dazu tun. Hoffentlich ist nun wenigstens die Butter da gewesen, als Leni nach Hause kam. Du bist ja nun auch um Dein Geburtstagsgeschenk gekommen und ich war so froh, dass ich etwas für Dich hatte. Der dritte Käse ist direkt aus dem Paket geklaut worden, denn ich hatte alle drei in ein Paket gepackt. Auf den Streuselkuchen freue ich mich jetzt schon, allerdings ist dieser Genuss wieder durch die Urlaubssperre hinausgeschoben worden, aber wenn sich in dieser Zeit nun endlich etwas entscheidendes tut, dann will ich diesmal gern etwas länger warten. Die 50.– Mark habe ich bekommen, das hatte ich doch wohl schon geschrieben. Ihr habt Euch ja allerhand vorgenommen, na, denn man tau zum dritten Mille. Wie bekommen denn nun Dir und Vater die Bäder und was hat der Arzt nun festgestellt? Leider ist ja nun heute die Hälfte herum und wäre ich sehr froh, wenn Ihr es ermöglichen könntet, noch etwas länger dort oder irgendwo anders zu bleiben. Besteht da keine Aussicht? Wir hatten jetzt zwei Tage Regenwetter, aber es scheint sich wieder zu machen und bei Euch ist es sicherlich stabil geblieben. Liebe Mutter, ich lege Dir mal eine Zulassungsmarke mit bei und wenn Ihr mir ein paar Stäbchen schicken würdet, würde ich mich nicht ärgern. Du kannst Dir denken, dass man beim Treffen mit alten Kameraden wieder in Erinnerungen schwelgt, aber bei vielen weiss man gar nicht mehr, wo man sie hinstellen soll. Wenn Du mir Rank Walters Adresse geschrieben hast, will ich mich nun mal bei ihm melden, vielleicht ist er schon Feldwebel geworden. Am Sonntag früh hatten wir Sport und habe ich da mal mit geboxt und bin heute noch lendenlahm. Mein Partner wog 30 Pfund mehr und hatte ich Glück, dass er etwas unbeholfen war, denn wenn der mir richtig eine versetzt hätte, na, da gute Nacht. Ich habe ihm gleich zum Anfang, ohne dass ich es wollte, eine auf die Nase gegeben, sodass er jämmerlich geblutet hat, aber zwei und zwei Minuten haben wir doch standgehalten, aber da war meine Luft aber auch restlos alle. Nun muss ich für heute schliessen, denn jetzt gibt es die berühmte ‘Terleter Milchkraftsuppe’ (gut für den Durst).
Dir und Vater recht viele liebe Grüße auch an Heidi und Leni
von Eurem Hans.
d. 19.5. 44
Mein lieber, lieber Junge!
Für Deine lieben Zeilen vom 15.5. recht vielen Dank. Haben uns sehr darüber gefreut, um so mehr als Dein letzter Brief vom 5.5. stammte. Die Konzerte waren auch von der Markneukirchner Kapelle sehr gut, man merkte, daß sie ihr Bestes gaben. Jetzt spielt wieder die Plauener Stadtkapelle, diese ist natürlich besser, aber man muß bedenken, daß erstere schon sehr alte Herren sind, der älteste, welcher die Baßgeige spielte, ist 83 Jahre.
Du stellst eigentlich große Ansprüche betreffs des Himbeersaftes, na es würde auch nicht zusammen passen. Wir, Vater und ich, hatten den Film ‘Der weiße Traum’ schon gesehen. Am Mittwoch waren wir drei wieder im Kino ‘Reitet für Deutschland’. Er hat mir gefallen. Ja, mein lieber Junge, Du hast uns mit den geopferten Kuchenmarken eine große Freude bereitet, denn nun können wir öfters zum Kaffeetrinken und Kuchenessen gehen. Klein Heidi stellt da immer ihren Mann, und nicht nur dabei, sondern bei jedem Essen, und auch mit einem Stückchen trocken Brot ist sie mit Andacht dabei.
Nach Adorf ist es von Elster Stadt eine reichliche Stunde, wir hatten für Heidi den Wagen mit. Mit dem Wagen sind wir schon öfters angehalten worden. Er gefällt
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