Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Paar Kinderschuhe kaufen kann. Gemeldet habe ich mich schon und vorläufig für ein dreijähriges Kind angegeben, aber es wird wohl, wenn es klappt, noch eine genauere Grössenangabe erforderlich sein. Gestern bekam ich Mutters Brief Nummer 6 vom 29.12., schnell gegangen!
    Für heute aber Schluss der kurzen Epistel! Dir recht viele liebe Grüsse und Küsse und drück das Heidikind von mir.
    Dein Dichliebender Hans.
     
     
     
    Am 13. April 1945 geriet Hans in Kriegsgefangenschaft und war zunächst in einem englischen Kriegsgefangenenlager in Belgien. Die Umstände der Gefangennahme sind im Brief vom 2.12. 1945 beschrieben.
     
    Hans-Georg Helm Kgf.NR. B36226812. August 1945
    PoW Camp 2218 GREAT-BRITAIN
     
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Es ist nun schon lange Zeit, dass Du etwas von mir gehört hast, aber Dir zur Beruhigung, dass ich gesund bin und hoffe nur, dass es zu Hause alles in Ordnung ist. Ich habe oft an Dich und an alle gedacht und Mutters, Heidis, Deinen Geburtstag und unseren Hochzeitstag den Umständen entsprechend verbracht und war an diesen Tagen besonders mit all meinen Gedanken bei Euch. Das Heimweh ist gross, aber man hofft ja, dass die Trennung nicht mehr so lange dauern kann und wir recht bald alle wieder zusammen sind. Ob sich wohl alles noch beim Alten befindet, so wie es im März war, als ich das letzte Mal zu Hause war? Die Verpflegung hier ist nicht schlecht, wettermässig haben wir immer viel Glück gehabt, allerdings die letzten drei Tage ein Dauerregen, aber nun scheint wieder die Sonne und man hofft und wartet von Tag zu Tag auf die Heimfahrt. Man hatte sich so darauf gefreut, wieder einmal richtig arbeiten zu können und nun muss man darauf so warten. Kleine Frau, bleibt mir nur alle recht gesund. Das Heidikind wird ja nun wieder gewachsen sein und ist wohl immer artig.
    Dir und Heidi viele Küsse und den Eltern und allen viele liebe Grüsse
    Dein Dichliebender Hans.
     
     
     
    Hans-Georg Helm Kgf.NR. B362268
    PoW Camp 2218 GREAT-BRITAIN (Karte)19. August 1945
    Meine liebe kleine Lenifrau! Liebe Heidimaus und Eltern!
    Hoffentlich erreichen Euch diese Zeilen bei guter Gesundheit und habt Ihr meinen Brief bekommen. Wir fragen uns immer, ob wir auch einmal Post bekommen, noch besser wäre es, wenn wir recht bald nach Hause könnten. Bleibt recht gesund. Viele liebe Grüsse Euch allen
    Euer Hans.
     
     
     
    Hans-Georg Helm Kgf.NR. B362268 den 28. August 1945
    PoW Camp 2218 GREAT-BRITAIN
    Liebe kleine Lenifrau!
    Nun ist es heute wieder einmal soweit, dass man schreiben kann; obwohl man immer hoffte, bis zur nächsten Papierverteilung schon auf dem Heimweg sein zu können. Ich hoffe, dass Du, kleine Frau, unser Heidikind und die Eltern auf dem Posten bist, was ich im allgemeinen auch von mir sagen kann. Seit zwei Tagen haben wir wieder schönes Wetter, so dass man sich nicht die ganze Zeit im Zelt aufhalten muss. Ueber den Stacheldraht hinweg sehen wir ein Stück Feld und in der nächsten Nähe dann grosse Fabrikanlagen und dahinter eine grosse Stadt. Das ganze Sinnen und Trachten aller Gefangenen hier dreht sich um die Themen Heimkehr und Essen und neidisch schaut man auf die Glücklichen, die an unserem Lager vorbei nach ...(geschwärzt) zum Heimtransport marschieren. Aber man darf nicht verzweifeln, auch für uns schlägt einmal die Stunde. Heidi hat wohl ihren Vati nicht vergessen und ist wohl immer recht artig? Wie mag es wohl bei Euch aussehen; es ist doch bitter, wenn man so lange und nach all dem, was seit März passiert ist, keine Nachricht von zu Hause hat. Aber wir wollen weiter so optimistisch wie bisher sein und rechne ich, dass die Trennung nicht mehr so lange besteht.
    Zum Schluss Dir und dem Kind viele liebe Grüsse und Küsse. Grüsse die Eltern, Helenchen, den Meester und alle anderen.
    Dein Dichliebender Hans
     
     
     
    Hans-Georg Helm Kgf.NR. B362268DEN 11. SEPT. 1945
    PoW Camp 2218 GREAT-BRITAIN C/O B.A.O.R.
    MEINE LIEBE KLEINE LENIFRAU UND HEIDIKIND.
    MEINE LIEBEN ELTERN!
    VIERZEHN TAGE SIND NUN SCHON WIEDER VERGANGEN UND NICHTS HAT SICH HIER GROSS GEÄNDERT. ICH HOFFE NUR IMMER, DASS IHR ALLE NOCH GESUND SEID, WAS ICH AUCH VON MIR SCHREIBEN KANN. HIER WIRD ES NUN LANGSAM HERBST, OFT IST ES NEBLIG, ABER GLUECK MIT DEM WETTER HABEN WIR NOCH GEHABT. ALLERDINGS SIND DIE NÄCHTE IM ZELT SCHON RECHT KÜHL, DOCH MAN HOFFT JA IMMER AUF EINE ÖRTLICHE VERÄNDERUNG. DIESE WOCHE BIN ICH MAL MIT ZUM ARBEITEN GEWESEN, ABER DAS IST JA KEIN DAUERZUSTAND. – JETZT HABE ICH SCHON