Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
MEHRERE MALE GETRÄUMT, DASS ICH NACH HAUSE KOMME, VIELLEICHT GEHT ES DOCH BALD EINMAL IN ERFÜLLUNG. WIE MAG ES NUR BEI EUCH ZU HAUSE SEIN? ES IST SCHLIMM, DASS KEINE POST ANKOMMT. OB ES JETZT WOHL BESSER MIT DEN NAHRUNGSMITTELN BEI EUCH IST UND WIE IST ES MIT DER UNTERSTÜTZUNG GEREGELT UND DENKT DAS HEIDIKIND OFT AN DEN VATI? OB IHR WOHL SCHON WIEDER KINOS BESUCHEN KÖNNT? ICH DENKE IMMER GANZ FEST DARAN, SCHNELL NACH HAUSE ZU KOMMEN, SONST KÖNNTE MAN BALD DEN MUT VERLIEREN. NUN FÜR HEUTE, DIR KLEINE MAUS UND DEM HEIDIKIND VIELE GRUESSE UND KUESSE UND GRUESSE AN ALLE.
DEIN HANS
Hans-Georg Helm Kgf.NR. B362268DEN 25. SEPT. 1945
PoW Camp 2218 C/O B.A.O.R.
MEINE LIEBE KLEINE LENIFRAU!
LIEBES HEIDIKIND UND LIEBE ELTERN!
DER REGEN TROMMELT AUF DAS ZELT, DAS MITTAGESSEN HAT MAN GERADE INTUS UND NUN KOMMT DAS SCHREIBEN DRAN. WIE MAG ES JETZT BEI EUCH AUSSEHEN? WERDEN DIESE ZEILEN EUCH ALLE GESUND ANTREFFEN UND HABT IHR MEINE BISHERIGE POST WOHL ALLE ERHALTEN? WIE IST ES DENN MIT DIR, KLEINE FRAU? HOFFENTLICH HAST DU UND DAS KIND KEINE NOT ZU LEIDEN, DENN DAS MACHT MIR SEHR VIEL SORGEN. WIR WISSEN JA HIER UNS ÜBERHAUPT KEIN BILD ZU MACHEN, WIE ES NUN NACH KRIEGSSCHLUSS BEI EUCH AUSSIEHT UND ZUGEHT. ZEITUNGEN BEKOMMEN WIR ALLER 14 TAGE MAL UND DA KANN MAN AUCH NICHTS DARAUS LESEN. SEIT SECHS MONATEN HABE ICH GESTERN DAS ERSTE MAL WIEDER EIN BUCH GELESEN, DER KATZENSTEG. GEARBEITET HABE ICH NUN AUCH MAL 6 ½ TAGE IM LAGER UND DAFÜR BEKAM ICH 30 ZIGARETTEN UND 20 BONBONS UND NUN HABE ICH NOCH EIN KLEINES GUTHABEN. MAN IST BLOSS GESPANNT, WANN MAN MAL HIER WEGKOMMT. ICH BIN MIT MEINEN GEDANKEN VIEL BEI EUCH, DAZU HAT MAN BEI DEN ZEITIGEN ABENDEN MEHR ALS ZEIT GENUG. NUN FÜR HEUTE WIEDER MAL SCHLUSS.
DIR UND HEIDI VIELE LIEBE GRÜSSE UND KÜSSE. DEN BEIDEN ELTERN VIELE GRÜSSE UND MUTTER EINEN KUSS.
DEIN HANS.
Hans-Georg Helm Kgf.NR. B362268
PoW Camp 2218 GREAT-BRITAIN C/O B.A.O.R. (Karte)9. Oktober 1945
Meine liebe kleine Lenifrau!
Heute Dir, Heidi und allen anderen recht viele liebe Grüsse. Ich hoffe mit Zuversicht, dass Ihr Alle wohlauf seid, was auch bei mir der Fall ist. Es kann sein, dass ich schon in den nächsten Tagen auf ein Dauerarbeitskommando komme, worauf ich mich schon sehr freue.
Nun lebt alle recht wohl, nächstens mehr. Mit Grüssen und Küssen
Dein Hans.
Hans-Georg Helm Kgf.NR. B362268den 20. Oktober 1945
PoW Camp 2218 GREAT-BRITAIN C/O B.A.O.R.
Meine liebe kleine Lenifrau!
Der Schreibtag ist nun wieder mal herangekommen und wieder hoffe ich, dass Dich und alle zuhause der Brief erreicht und vor allem gesund antrifft. Heute sind wir wieder mal zur Abwechslung geimpft worden, das einzige, womit man freigiebig umgeht. Jetzt habe ich hier in meinem Zelt einen Kumpel aus Rötha, noch sehr jung und dann habe ich neu einen Eythraer gefunden. Das Wetter ist tagsüber schön, aber nachts hundekalt, aber seit kurzem haben wir pro Mann vier Decken und da immer zwei zusammen schlafen, ist es dann ganz schön warm. In einigen Tagen hoffe ich mit der Arbeitskompanie ins Reich zu kommen, wohin ist aber noch unbestimmt. Wir sind jetzt alle auseinander gekommen, die wir in Holland noch zusammen waren. Du kannst mir glauben, dass es bitter ist, wenn welche in ihre Heimat entlassen werden und wir wissen nicht, wann wir mal heimkommen. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und lasse mir die Hoffnung nicht rauben, dass ich Euch alle recht bald gesund wiedertreffe. Was macht denn das Heidikind? Folgt sie und ist sie tüchtig gewachsen? Und wie geht es meinen und Deinen Eltern? Und Du selbst, kleine Frau, verlier nur nicht den Mut, einmal kommt der Tag, wo wir wieder zusammen sind. Post habe ich noch keine von Dir oder jemand anderem erhalten, an Lindström habe ich heute geschrieben.
Mit vielen Grüssen und Küssen bin ich wie immer
Dein Hans.
Nienburg, den 5.11. 45
Meine liebe kleine Lenifrau!
Ich weiss nun nicht, ob Du bisher meine Post aus Belgien bekommen hast, hoffe es aber, damit Ihr wusstet, wo ich stecke und wie es mir geht. In einem meiner letzten Briefe hatte ich ja schon angedeutet, dass ich mich zu einem Arbeitskommando gemeldet hatte und es hat ja nun so hingehauen und sind wir am 31.10. per LKW abgefahren, über Brüssel nach Holland bei Venlo über die Reichsgrenze und seit gestern Mittag liegen wir hier in Nienburg, wohl noch wegen Platzmangel hinter Stacheldraht, aber ohne Wache und kann man jederzeit ohne Kontrolle in die Stadt gehen. Ich bin aber noch
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