Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
gestern angeraucht und die Zeitungen habe ich auch schon gestern Abend im Bett überflogen. Ob Du mir wohl ab und zu eine Tageszeitung noch zukommen lassen kannst? Der Kalender ist fabelhaft und habe ich mich gewundert, dass Ihr dort noch so etwas bekommt. Sehr zupasse kommt mir die Handbürste, denn damit kann ich ja auch meine Wäsche abschrubben, zumal ich jetzt gegen eine Dose Kondensmilch ein grosses Stück Kernseife (Eigenherstellung, aber gut) getauscht habe und nächste Woche daran gehen will, in meine Unterwäsche mal wieder die Grundfarbe zu bringen. Du siehst, für alles habe ich eine gute Verwendung und auch mit dem mitgeschickten Buch hast Du einen guten Griff getan. Der Kamerad Krause steht jetzt wohl in laufendem Briefwechsel mit seinen Angehörigen, nur schade, dass es mit der Wildhandlung nichts mehr war, da ja sein Vater notgezwungen mit Fellen handelt.
    Wie geht es denn Lisa, ist es jetzt wieder besser mit ihrem Gesundheitszustand? Heinz hat mir von ihr einen Zettel mitgegeben betr. Autoreifen. Sage ihr, dass ich, wenn ich mal nach Hannover reinkomme, mein Möglichstes tun werde, aber viel Hoffnung habe ich nicht. Im übrigen grüsse sie recht herzlich von mir.
    Am vergangenen Dienstag war ich in ‘Cirkus Renz’, obwohl ich auch diesen Film schon einmal gesehen hatte, war es sehr nett. Weisst Du auch, dass ich auch auf kulturellem Gebiete wieder einen Schritt vorwärts getan habe, seit Ende voriger Woche bin ich Besitzer einer wenn auch henkellosen Tasse und ein Teller mit Sprung ist mir auch in Aussicht gestellt worden. Die Arbeiterei hat in der letzten Zeit wetterbedingt wenig Spass gemacht, auch hat es jetzt öfters ein paar Palast-revolutionen gegeben, aber sonst vergeht ein Tag wie der andere und warte ich mit Schmerzen auf den Februar. Am Montag früh müssen wir schon um 4 Uhr raus und bin ich dann gegen ½ 10 Uhr morgens in Nienburg. Sollte da ein Brief bereits von Dir daliegen, werde ich Dir gleich wieder schreiben. Jetzt ist es gleich Mittag und will ich nun zum Ende kommen. Bleib mir recht gesund und denke daran, dass ich nun bald nach Hause komme.
    Dir und dem Heidikind viele liebe Grüsse und Küsse von
    Deinem Dichliebenden Hans.
    Grüss bitte Deine Eltern und alle anderen von mir.
     
     
     
    Leipzig, den 15.1. 1946
    Mein lieber alter Strolch!
    Gestern Nachmittag war ich mit Heidi bei Frau Leonhard, und siehe da, als wir zu Hause wieder ankamen, war Dein lieber Brief da, für den ich Dir wieder recht herzlich danke. Ich habe dann erst noch Heidi Abendbrot gegeben und sie ins Bett gebracht, ehe ich mich hinsetzte um Deinen Brief zu lesen. Dann habe ich noch eine halbe Stunde kleines Zeug gewaschen und auf das Balkönchen gehangen. Vater und Mutter waren mal bei Schramms zu Besuch. Dann wollte ich noch antworten, aber da war ich dann zu müde dazu. Heute Morgen war ich erst etliche Male noch im Keller, damit bei der heutigen Kontrolle nicht mehr als 20 Zentner im Keller sind. Und dann bin ich mit den Kindern, d.h. mit Heidi und Karin, bis zum Mittagessen ein Stückel spazieren gegangen. Es ist ganz schön kalt bei uns geworden, und geschneit hat es auch etwas. Allerdings nicht viel. Sie haben beide tüchtig getollt und gelacht und mich immer mit Schnee abgerieben, wenigstens den Mantel. Unser Kerlchen hatte ordentlich rote Bäckchen bekommen. Jetzt schläft sie süß in meinem Bett, eigentlich wollte sie in Deins, aber das ist ja noch zugedeckt. Am Sonntag Nachmittag war ich mit Heidi in der Preußenstraße und habe da eine Tasse Kaffee spendiert bekommen. Später kam noch Erika und Ulli und gab es wieder einen Heidenspektakel mit den beiden! Wie aus dem Häuschen sind sie immer. Heute Abend will ich mal mit Frau Kürbis ins Kino gehen, ‘Die keusche Sünderin’, vorausgesetzt, daß Strom da ist. Tagsüber jetzt ist er schon wieder weg. Eben geht Mutter fort. Sie ist heute zu Frau Kühn eingeladen. Wird schon irgendwas Gutes geben.
    Und nun zu Deinem Brief vom 3.1., kleiner Mann. Ich habe doch alle Deine Briefe mit Geld und Stäbchen erhalten, und mich auch jedesmal dafür bedankt bzw. beantwortet. Da mußt Du doch höchstens mal so einen Brief von mir mal nicht bekommen haben. Aber Deine sind in der Nummerierung vollzählig. Also keine Sorgen, bis auf ein geklautes Stäbchen alles da. Schramms haben ihren Brief bekommen, und sich sehr darüber gefreut. Weißt Du, mit Lisa ist es schon besser so wie es ist, wie es ihr augenblicklich geht, kann ich Dir nicht sagen, da ich seit

Weitere Kostenlose Bücher