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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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habt Ihr da eine gute Hilfe; das kleine Kerlchen gibt sich ja wirklich allerhand Mühe und freue ich mich über ihre Tatkraft. Sag ihr nur, dass der Vati bald nach Hause kommt und hat sie sich jetzt hoffentlich mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass ich dann für immer zu Hause bleibe. Wird denn jetzt so viel gestohlen bei Euch, dass man so um Hilfe ruft? Heidi soll mir nur mal wieder einen Brief schreiben, darauf freue ich mich jetzt schon. Jetzt scheine ich doch einen besseren Stift erwischt zu haben, aber umschreiben tue ich den Brief nicht erst. Ich kann mir denken, dass Frau Kürbis froh ist, ein Lebenszeichen von ihrem Mann erhalten zu haben. Hoffentlich wird er auch bald entlassen. Du, animiere bloss nicht so mit dem mit ins Bette kriechen. Ich denke mir, Du wirst Dir manchmal noch Deine jetzige Ruhe zurückwünschen. Aber wenn ich hier meinen armseligen verhungerten Strohsack ansehe, tue ich mir selbst leid. Na, alles ist vergänglich, auch diese Zeit. Sag mal, habt Ihr feststellen können, ob der Brief in der englischen oder russischen Zone geöffnet wurde? Bei Heinz war ich nun am vorigen Sonnabend und hab ich Dir ja dort einen Brief geschrieben. Diesmal hatte ich wieder Pech, denn als mich der LKW in Hannover absetzte, war gerade der Zug weg und musste ich drei Stunden warten. Zurück wollten wir zwei Kilometer bis Eldagsen laufen und dann bis zur Bahn mit dem Bus fahren. Als wir hinkamen, war er gerade weggefahren und mussten wir die fünf Kilometer laufen. Im Zug war es eine Katastrophe, aber von Hannover bis Nienburg hatte ich einen Sitzplatz, allerdings im ungeheizten Abteil. Eigentlich musste ich schon am Sonntag zurück sein und als ich Montag mittag hier ankam, lief ich gerade dem Spiess in die Arme, der einen grossen Sermon aufzog. Ich hab ihn dann einfach stehen gelassen, denn das war mir alles zu kindisch. Die Federn und die Briefumschläge habe ich bekommen, aber bis jetzt hatte ich noch kein gutes Briefpapier, um mit Tinte zu schreiben. Weisst Du, mit der Arbeit werde ich jetzt mal eine Weile aufhören, bis die Konjunktur wieder etwas lohnender ist. N ach meinem letzten Reinfaller, wo ich allerhand zugesetzt habe, muss ich mich erst wieder mal erholen. Meine Hausschuhe sind nicht einen Fadenstich weiter gekommen, da mir der Stoff zum Oberteil fehlt. Ich hatte ja vor, bei einem Schuhmacher noch zwei Meter Holz zu sägen und dafür mir die Schuhe fertig machen zu lassen, aber es handelt sich hier um das Holz, welches ich nicht zur Säge bringen kann und mit der Hand zu sägen, da habe ich keine Lust zu.
    Ja, kleine Frau, wenn wir wieder zusammen sind, dann wollen wir unsere Ehe schon wieder harmonisch gestalten und sollte ich mal Dir Grund zum böse sein geben, erinnere mich daran, dass wir uns nicht zanken wollen. Bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen, den Schweden persönlich zu sprechen, aber das wird ja schon mal klappen und dann will ich sehen, ob er sich mal mit Rydbergs in Verbindung setzen kann. Wegen meiner Entlassung nehme ich an, dass ich nun bald daran komme, aber höchstens bis April in der Section bin. Sowie der Russe weg ist, kann ich ja auch nach Leipzig auf Urlaub kommen, aber im Februar komme ich auf alle Fälle nach Hause. Mit dem Kameraden aus Dresden war ich in Brügge zusammen. Ich lag mit ihm in einem Zelt und war er ein netter älterer Kamerad. Mit der Soldatenspielerei ist es hier nicht mehr ganz so stur, ja, es müssen eben manche Leute umlernen, wenn es ihnen auch schwer fällt. Die Zigaretten (engl.) sind hier zur Zeit auch sehr knapp und kosten schon M 3.– das Stück. Ob es wieder besser damit wird, glaube ich kaum. Kleine Frau, ich wollte Dich nicht ärgern, als ich wegen des zusätzlichen Briefes schrieb, sondern Dich nur was necken. Es soll absolut kein Vorwurf sein, im Gegenteil, Du schreibst mir ja viel schönere Briefe als ich Dir. Auf rohe Klösse hätte ich auch Appetit, und stelle ich mich zum Reiben gerne zur Verfügung. Mit der Wäsche weggeben, das macht Ihr richtig, zumal jetzt in dieser Jahreszeit das Waschen kein Vergnügen ist. Ist es denn nun mit Heidis Husten besser geworden und was sagt Frau Dr. Weise zu dem Gesundheitszustand vom Kerlchen? Ich bin ja gespannt, wie sie gewachsen ist und wie wir uns zusammen vertragen werden. Es ist doch immerhin nicht leicht für sie, noch eine ‘Respektsperson’ für dauernd auf dem Halse zu haben. Ganz überraschenderweise kam am vergangenen Sonntag der Vater des Röthaers hier an und fuhr am Dienstag

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