Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Hatte Heinz etwas erledigt? Wenn es nicht klappt, dann schicke mir alles wieder eingeschrieben zu, denn dort oben, wo Du jetzt bist, wirst Du wohl kaum Gelegenheit haben. Ich bin jetzt immer sehr müde, das muß der Frühling machen, diese Woche will ich auch wieder zu Frau Dr. Weise gehen.
Soweit geht es uns beiden gut, was wir auch Dir wünschen. Bleib mir nur recht gesund. Von Tante Ida, Schramms, Krolls und Leidels viele Grüße. Besonders liebe Grüße von Vater und mir und einen Kuß
von Deiner alten Mutter.
Anbei etwas Zigarettenpapier
Nr. 4Nienburg, den 4.4. 1946
Meine liebe Mutter!
Zu Deinem Geburtstag wünsche ich Dir alles Gute, was man in diesen Zeiten nur wünschen kann, vor allem in gesundheitlicher Hinsicht und hoffe, dass Dich diese Zeilen recht gesund antreffen. Es hätte sich ja beinahe gemacht, dass ich meine Glückwünsche persönlich Dir hätte ausrichten können, da ich mit Heinz am 11. nach Leipzig fahren wollte. Das hat sich aber nun zerschlagen und musst Du, liebe Mutter, eben Dich mit meinen schriftlichen Glückwünschen begnügen. Du weisst ja auch, wie ich an Dir hänge und wenn es beim Schreiben etwas trocken klingt, so kommen alle meine Wünsche doch von ganzem Herzen. Es wird wohl, bedingt durch die Zeiten, vor allem aber durch die Lücke, die Vater Jentzsch hinterlassen hat, etwas ruhig zugehen. Aber ich bin am Sonnabend, dem 13., mit allen meinen Gedanken bei Euch. Anfang dieser Woche bekam ich auch Deine Zeitungen und danke Dir recht vielmals dafür. Nett war es, dass Du paar Tageszeitungen mit beigelegt hattest, denn da hat man eine kleine Uebersicht, wie es in Leipzig aussieht.
Nun aber nochmals zu Euch, wie geht es Dir und Vater, hoffentlich seid Ihr beide auf dem Posten. ... Mir selbst ging es die letzte Woche nicht besonders, und hatte öfters heftige Leibschmerzen. Das lag daran, dass ich das Vollkornbrot nicht vertrug und bin ich dann auch beim Arzt gewesen. Der hat mich nun zum Zahnarzt geschickt und bin ich nun auch seit heute in Behandlung. Gestern früh bin ich von Birkenheide weg und war Mittag hier in Nienburg bei der alten Section, wo ich nun bis zur Beendigung der Behandlung bleibe. Wahrscheinlich fahre ich entweder Karfreitag oder Mittwoch nach Ostern zurück. Heute früh sind wir nach der Zahnstation mit dem LKW gefahren. Es sind ca. 22 Kilometer und liegt die Station 22 Kilometer hinter Liebenau, zwischen Nienburg und Minden. Da es schönes Wetter war, ist es eine sehr schöne Fahrt gewesen. Als der Doktor meinen Steinbruch sah, schüttelte er mit dem Kopfe, aber er will alles so gut wie möglich in Ordnung bringen. Zuerst hat er einen Abdruck vom Unterkiefer gemacht und soll mein Unterteil bis Dienstag in Ordnung gebracht sein. Dann bekam ich eine Spritze und zog er mir den Rest der zwei abgebrochenen Zähne. Am Dienstag fahre ich wieder hin und dann wird das Oberteil so gut es geht gemacht. Eine Verbesserung in Bezug auf meine Magenschmerzen verspricht sich der Doktor bestimmt und das ist ja auch zu erwarten. Gestern war ich mal im Kino in ‘Menschen vom Varieté’. Der Film hat mir wieder sehr gut gefallen und war es mal eine Zerstreuung. Hier habe ich jetzt sehr viel freie Zeit und will ich morgen früh mal zu Feises gehen, eventl. suche ich mir Holzhackerarbeiten oder was ähnliches. Vorgestern habe ich an Maja geschrieben, da ja der Briefverkehr nach dem Ausland wieder offen ist. Bitte sag doch Leni, sie möchte mal einen Brief von Gunnar Lindström raussuchen und mir die genaue Anschrift mitschreiben. Seid Ihr nun mal wieder im Theater gewesen und im Kino? Und was gibt es sonst Neues zuhause? Hier vergeht ja ein Tag wie der andere und ich warte nun auf den Tag, wo ich nach Hause fahre. Das wird wahrscheinlich der 8.5. sein, hoffentlich kommt nichts dazwischen. Ich glaube, diesen Sommer werden bei den Sectionen allerhand Kumpels stiften gehen, man hört aber auch gar nichts von Entlassungen. Vater sollte mir doch mal mitschreiben, ob er seinerzeit das Geld für die dritte Fahrkarte zurückbekommen hat.
Ja, liebe Mutter, das wäre wohl für heute alles, was ich zu schreiben wüsste und hoffe ich, recht bald von Dir und Vater einen Brief zu bekommen. Bis dahin schicke ich Euch beiden recht viele liebe Grüsse und Dir einen Kuss
von Deinem Hans.
Nummer 5 Nienburg, den 14.4.46
Meine liebe Mutter!
Für Deinen lieben Brief Nummer 3 vom 2.4. danke ich Dir recht vielmals. Ich bekam ihn gestern und gleichzeitig traf das Telegramm
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