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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nun heute am Sonntag Nachmittag die ganze Post beantworten. Nun danke ich Dir recht vielmals für die lieben Briefe und Karten und ist alles Geld gut angekommen; hoffentlich bist Du über meine spärliche Post nicht sehr erzürnt, aber ich stecke jetzt so in Arbeit, dass ich manchmal nicht weiss, wo anfangen, aber heute wird es schon mal wieder ein Brief werden, über den Du Deine Freude haben wirst. Also nochmals recht vielen Dank für Deine lieben Zeilen, allerdings kam der angekündete Brief vom 11.2. erst am 17. hier an, während alle anderen Postsachen pünktlich hier eintrudelten. Hoffentlich hast Du meine kurzen Briefe alle erhalten, ausserdem ist am Freitag von Meinerzhagen ein Päckchen an Dich abgegangen mit den Strümpfen, Gummiband, Zahnbürste, Druckknöpfe und Haarklemmen, als einfaches Päckchen, da die dortige Post keine Wertpakete annimmt. Halte den Daumen, dass es bei Dir gut ankommt und schreibe es mir sofort, damit mir der bewusste Stein vom Herzen fällt. Nun habe ich alles bis auf das Stück Kernseife für Dich weg und nehme ich an, dass ich die Butter Ende kommender Woche zum Versand bringe.
    Gretel ist ja wirklich zu bedauern und wird sie jetzt wieder den Kopf voller Sorgen haben, man kann ihr nach all den bitteren Erfahrungen, die sie gemacht hat, nur wünschen, dass sie doch noch den Mann findet, mit dem sie glücklich wird. Aber jetzt im Kriege ist das eben so eine Sache und man könnte fast sagen, ein Lotteriespiel. Wie es ihr aber vom Schicksal bestimmt ist, so muss sie es eben tragen; wenn Du ihr schreibst, grüsse bitte von mir.
    Bei Frau Kürbis habt ihr ja nicht schlecht gelebt, da hätte ich auch mittun mögen. Ihr Mann ist ja jetzt für vier Wochen auf Urlaub da, da wird sie wohl über alle vier Backen strahlen, na, man kann ihr das nach den Sorgen und Aufregungen nur gönnen. Schramms haben mir auch wieder eine Schachtel Stäbchen geschickt und ausserdem 100.– M, doch davon mehr in meiner Abrechnung. Warum hatten wir bei meinem Urlaub nicht das Glück, Frau Leonhardt zu Hause anzutreffen, so bin ich natürlich um ein Bauernfrühstück gekommen. Aber die Hauptsache ist, dass es Euch geschmeckt hat.
    Es freut mich, dass Du bei Deiner Stippvisite in Leipzig ausgegangen bist und glaube ich gern, dass ‘Zirkus Renz’ ansehenswert ist. Ich habe nun in zwei Wochen drei prima Filme gesehen ‘Tonelli’, ‘Der große Schatten’ und gestern ‘Lache Bajazzo’ mit Gigli und Paul Hörbiger. Jeder Film war ein Genuss, bei dem gestrigen Film kam zu der schauspielerischen Leistung noch der Genuss des Gesanges und der Musik. Mutter schrieb mir in ihrem letzten Brief, dass sie mit Dir in der Nürnberger war und ist sie sehr erschüttert darüber, wie alles aussieht. Es ist ja auch ein Anblick, der einem alle Hoffnung rauben könnte und trotzdem wird auch einmal wieder eine schönere und bessere Zeit kommen, davon bin ich überzeugt. Auch dass es wieder viele Alarme gegeben hat, schrieb sie mit; bei uns scheint ja nun bald alles aus der Wohnung weg zu sein, ist das nicht ein trostloser Anblick, wenn Du mal heimkommst? Aber besser vorgesehen, als hinterher in den Mond gekuckt. Gretel könnte ja eigentlich ihr Geschirr mal abholen, denn allzu viel Platz ist doch bei uns im Keller auch nicht und vor allem sind die Sachen wenigstens momentan in Saaz sicherer als in Leipzig. Aber das musst Du ja am besten wissen und will ich Dir da nicht reinreden. Wettermässig scheint es bei Euch genau wie hier zu sein, allerdings viel Schnee liegt nicht, aber dafür hundekalt und jetzt will man uns Barackenbewohnern auch die Kohle beschneiden, dabei zieht es in den Dingern fürchterlich. Na, wenn dann 20-30 Mann ins Revier einziehen, werden die Herren mit Zentralheizung ihre Beschlüsse wohl wieder ändern. Auf meiner Dienststelle habe ich es jedenfalls warm, anders kann man eben keine 100 Prozent Arbeit leisten. Kleine Frau, wenn Du meinst, dass es noch Zweck hat, will ich Heidi gern einen Schlitten kaufen, die gibt es noch, bloss man kann damit rechnen, dass es 14-20 Tage dauern kann, ehe ihr ihn dort habt; schreib mir mal deswegen. Ich kann Heidi da ganz gut verstehen und wenn es noch Zweck hat, will ich einen besorgen. Lebt denn überhaupt noch die Puppe und der Puppenwagen oder hast Du diese Sachen gar nicht mit in Oschatz? Das Päckchen für mich wird ja nun mit den schönen Sachen auch bald eintreffen, ich freue mich schon darauf, obwohl Du mir keine Esswaren schicken solltest.
    In Zukunft müssen wir

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