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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Bohns.
     
     
     
    Oschatz, den 16.2. 1944
    Mein lieber alter Strolch!
    Nun habe ich endlich Ruhe. Heute war es mal wieder wüst, und habe ich bis jetzt aufgeräumt, denn Heidi macht jetzt eine ganz schöne Unordnung. Sie will mit kochen und quirlt feste in den Töpfen rum, schiebt es in den Ofen und will mit kochen, wie sie ja überhaupt immer helfen will. Jetzt ist es ½ 9 Uhr, Papa und Mutti habe ich ins Kino geschickt, ‘Bad auf der Tenne’, und da kann ich nun ein Weilchen in Ruhe schreiben. Morgen abend gehe ich dann mal ins Kino, in die ‘Drei lustigen Vagabunden’. Es ist zwar ein sehr alter Film, aber da er fein hübsch sein soll und ich ihn noch nicht gesehen habe, gehe ich eben mal hin. Nun aber erst mal für Deinen Brief recht herzlichen Dank, der schon am Sonnabend hier eintraf, also ist es doch mal sehr schnell gegangen. Hoffentlich hast Du nun auch alle meine Post mit dem Geld erhalten. Heute kommt nun das letzte Geld, und kannst Du armer Kerl nun aufs neue ... Eine genaue Abrechnung kommt am Schluß. In der Hauptsache Butter, kleiner Mann, da lecken sich alle die Finger danach, ein bissel Käse ist aber auch nicht zu verachten. Ferner haben Bohns noch einen Wunsch. Außer Pfeffer braucht Tante Emma ganz dringend ein bissel Gummiband. Besteht da noch eine Möglichkeit zum Kaufen?
    Sag mal, habt Ihr immer so lukullisches Abendessen wie Milchsuppen? Das ist doch kein Essen für einen Soldaten. Kauf Dir doch mal was Butter und iß ordentlich. Im nächsten Brief schicke ich Dir wieder mal was Geld für Dich persönlich. Da kannst Du Dir was kaufen. Versprochen habe ich es Dir ja eigentlich regelmäßig. Sag, kann man von einem Viertel Liter Likör einen sitzen haben? Hauptsache, es hat gegen Deine Erkältung geholfen. War’s wenigstens eine gute Marke und hast Du dabei auch mal an mich gedacht? Ja, mit der Wohnung ist es nun nichts, aber Papa reicht jetzt ein Gesuch wegen eines Behelfsheimes ein. Da die Büdchen nicht groß sind (20 qm), muß er zwei Stück beantragen, eines zum Wohnen und eines zum Arbeiten. Für eines bekommt er nur das Geld und das andere muß er sich selbst kaufen. Die Dinger sollen draußen in Liebertwolkwitz hingesetzt werden, also wär es in Bezug auf den Garten auch ganz schön. Halte Du nun den Daumen, daß wenigstens das klappt. Wie ich Dir schon schrieb, habe ich Dein Paket erhalten. Onkel Hans brachte es mit. In Bentheim ist eine Mark Zoll darauf gekommen, das ist das erstemal. Du schriebst, daß Du Zigaretten reingetan hättest, ja kleiner Mann, es waren aber keine drin, nur drei Zigarren für Papa. Hoffentlich sind sie nicht gestohlen worden und hast sie lieber selber geraucht. Vaters Karte habe ich nochmals bekommen, der große Teil geht Dir aber bestimmt zu, auch die 30 Stück Sonderzuteilung, die wir in Leipzig bekommen. Mit Sparen fange ich später wieder an, wenn es wieder auf den Urlaub geht. Oder wie soll ich es machen? In dem Paket an Dich sind 40 Zigaretten von Papa. Er wollte sie Dir eben durchaus für den Füller geben. Nimm sie also ruhig, evtl. gibst Du ihm ein Päckchen Tabak dafür. Heidi fühlt sich im Schnee sehr glücklich. Am Sonntag bin ich mit ihr ein paarmal den Berg runter gerodelt, und hat sie dann von hinten den Schlitten wieder den Berg raufgeschoben. Gibt es noch Schlitten in Holland? Dann würde ich nämlich für den kommenden Winter einen für sie nehmen. Schon wegen ihrer begehrlichen Augen, wenn sie so ein Ding sieht, und für ein Paar Schier ist sie doch noch zu wenig. Sie nimmt immer beide Hände voll Schnee und schmeisst ihn dann in der Gegend rum, und ist gar nicht wegzubringen davon. Morgen nehme ich mal den Apparat mit und knipse sie, damit Du auch Deine Freude dran hast. Morgen ist ja auch Mutter da. Zum Rodeln reicht es jetzt freilich nicht mehr, aber zum Rumschmeißen genügt er noch. Auf Eure Schufterei mit den Geräte verladen habt Ihr ja Euren Rehbraten mehr als redlich verdient. Na, die Hauptsache er hat Euch gut geschmeckt. Gönnen tu ich es Dir von Herzen. Bist Du denn nun wieder richtig auf dem Posten? Sicherlich hast Du Dich doch ein bissel erkältet. Halte Dich nur richtig, damit Du mir nicht wirklich krank wirst und mir Sorgen machst. Papa kam heute Nachmittag von Leipzig zurück. Haben gestern zwei Stunden Alarm gehabt, aber alles ruhig. Wir hatten hier keinen, weil die Engländer diesmal von Pommern oben runter gekommen sind. Muß in Berlin wieder ein sehr schwerer Angriff gewesen sein, denn Onkel Hans sagte, daß die

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