Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
geklärt wäre, wäre ich sehr froh und mir da ein Stein vom Herzen.
Und nun aber mal zu Deinem lieben Brief. Vater hat die Kuchenmarken am letzten Tag in Elster nochmals umtauschen können, und haben wir dieselben mit nach hier genommen. Von Erika kam auch ein Brief, und gehen Schlichts nun endgültig von Budapest weg, und zwar gehen sie dann nach Prag. Heinz bekommt dort eine Stelle an einer großen Lagerschule, ist also ganz ideal von ihnen. Nur müßten sie sich einmal ernstlich dahinter klemmen, daß sie Möbel bekommen, denn eine Dienstwohnung werden sie dort kaum kriegen. Die Möbelkauferei wird ja jetzt auch nicht so einfach sein. Na, halten wir für sie mit die Daumen. Mit der Käsegeschichte ist es doch nicht ganz in Ordnung, denn mir ist auf alle Fälle raus geklaut worden. Die Butter, die Du mir geschickt hast, ist in sehr gutem Zustand angekommen, allerdings ein bissel weich, aber sonst tadellos. Es wird nicht mehr lange dauern und Du bekommst von allen Seiten Aufträge, und mit den Preisen weißt Du ja Bescheid. Sag mal, sind das frische Gurken, Blumenkohl und Zitronen? Das wäre ja ganz ideal und will ich Dir sofort wieder Geld schicken, aber schreibe die Preise mit. ... Wenn Heidi im großen Bett liegt, schläft sie meist durch, den Husten jetzt natürlich nicht gerechnet. Sie schläft in meinem Bett und ich in Deinem. Aber ich habe ihr schon gesagt, daß, wenn der Vati auf Urlaub kommt, sie in ihr kleines Bettchen muß. ... Aber dort hat sie nicht so viel Platz und müssen wir nach dem Krieg bald ein großes Bett kaufen. Von den geschickten 50 Pfund solltest Du ja da ein halbes Pfund für mich abziehen. Die neuen Bilder aus Elster, Oschatz usw. hole ich am Mittwoch ab, und schicke Dir dann auch bald den Film und evtl. Bilder. Vielleicht klappt es doch bald mal mit einer Dienstreise. Alter Strolch, ich halte ganz fest die Daumen, und wenn’s auch nur zwei Tage ist. Bei unserer Herfahrt bin ich wirklich nicht aus der Haut gefahren. Es hat mich aber auch starke Anstrengung gekostet. Aber ich bin doch nun Mutti und muß an unser Kerlchen denken. Mit Schnaps meint Heidi Bier. Du brauchst keine Angst zu haben daß ich mich heimlich dem Suff ergebe. Unser Vorrat ist noch alles beisammen. Im Allgemeinen fühle ich mich sehr wohl, nur heute taten mir die Beine wieder tüchtig weh. Aber das muß das Wetter sein und soll da die Besserung ja erst im Herbst kommen. Siehst Du, da hat man Dich also doch noch erwischt mit der Impferei. Na, die Hauptsache, es war nicht schlimm.
...Und nun will ich für heute Schluß machen kleiner Mann, bleib uns gesund und behalt uns lieb und vergiß uns nicht. In aller Liebe Dir die herzlichsten Grüße und einen Süßen
von Deiner Leni und Heidi.
Gruß von den Eltern und Mutti.
E.O., den 13.6. 44
Meine liebe kleine Lenifrau!
Diesmal hast Du sicherlich schon auf Post gewartet, aber inzwischen ist ja nun der Kamerad mit den zwei Paketen und meinen kurzen Episteln bei Dir gewesen, so dass Du trotzdem merkst, dass ich Dich nicht vergessen habe. Sehr schön wäre es, wenn auch die Butter schon eingetroffen wäre und wirst Du mir das ja gleich mitteilen. Nun aber erst einmal vielen Dank für Deine lieben Zeilen; ich wollte sie gleich gestern beim Eintreffen beantworten, aber Du kannst mir glauben, dass wir jetzt durch wirklich vielen Zusatzdienst wenig freie Zeit haben. Einen Tag um den anderen habe ich jetzt vorläufig U.v.D. und Wache und wenn dann freie Zeit ist, ist man todmüde und schlüpft gleich in die Falle. Jetzt sitze ich schon wieder auf Wache und in einer halben Stunde gehe ich auf Posten, es wird dann 2.00 Uhr, ehe ich damit fertig bin, ob ich dann noch schreiben werde, weiss ich jetzt noch nicht. Da muss ich dann morgen früh im Laufe des Vormittages weiterschreiben und wirst Du mir über die Pause nicht böse sein. Auch ich kann mich in der letzten Zeit über Postmangel nicht beschweren, denn ausser Deinem Brief traf ja auch je eine Karte von Mutter und Heidi ein. Siehst Du, es haben doch noch viele an Dich gedacht; ist denn nun mein Päckchen mit dem Geburtstagskuchen etc. eingetroffen? Wenn nicht, so schicke mir doch mal den Einlieferungsschein; nun könnte aber endlich mal unsere Pechsträhne mit verloren gegangenen und beraubten Paketen und Päckchen aufhören, wir haben doch nun schon genug geopfert. Wie geht es denn unserem kleinen Kerlchen, ist der Husten wieder verschwunden und ist sie wieder mobil? Ueber ihre Karte habe ich mich sehr gefreut,
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