Bleibst du fuer immer, Liebster
ablehnen … aber warum eigentlich nicht? “Das wäre großartig, Miss Finch.”
“Und ein Stück Apfelkuchen? Möchten Sie Apfelkuchen, schöner Mann?”
“Das ist es also, was so lecker duftet.”
“Ich liebe Apfelkuchen!” rief Timmy.
Miss Finch kicherte mädchenhaft. “Okay, also Limonade und Apfelkuchen für alle. Ich bin gleich zurück.”
Marcus setzte sich in den Schaukelstuhl. Es war ein warmer Frühlingstag, und noch nie war ihm die Luft so klar und frisch erschienen. Dass er sich nicht rastlos fühlte, erstaunte ihn. Im Moment kam es ihm vor, als könnte er für immer auf dieser Veranda sitzen, auf Kuchen warten und zusehen, wie sich die Farnwedel in der Brise bewegten.
“So, da wären wir”, sagte Molly, und Marcus nahm ihr das Tablett ab.
Timmy nahm sich sein Glas und ein Stück Kuchen und fragte ihre Gastgeberin nach den Vögeln, die auf dem Geländer hockten und auf Krümel hofften.
“Er ist ein süßes Kind, nicht wahr?” sagte sie, als er sich wieder auf die Stufen setzte.
“Ja, das ist er”, antwortete Marcus.
“Er hat Glück, dass Rachel und Frannie ihn aufgenommen haben.”
“Ja, das hat er.”
“Wenn Rachel Eric Ludington geheiratet hätte, wären ihre Kinder jetzt fast so alt wie Timmy.”
Marcus hatte plötzlich Mühe, den Bissen
herunterzuschlucken.
“Rachel wäre eine gute Mutter geworden”, fuhr Molly fort.
Der Kuchen blieb ihm im Hals stecken. Hastig trank er einen Schluck Limonade. “Eric Ludington und Rachel Gale?”
“Ja. Wussten Sie das denn nicht?”
“Wusste ich was nicht?”
“Dass die beiden verlobt waren. Vor Jahren.”
“Verlobt?”
“Aber ja. Fast hätten sie es zum Altar geschafft. Aber Eric Ludington war immer eigenwillig.”
“Was soll das heißen?” fragte Marcus.
“Er hat sie sitzen lassen. Es war einer der größten Skandale in dieser Stadt. Fast so groß wie damals, als Wendell Craft mitten am Tag nackt in den See …”
Marcus hörte nicht mehr zu. Rachel und Eric? Verlobt? Und Eric hatte sie sitzen lassen?
Er lehnte sich zurück und starrte an die Verandadecke.
Darauf wäre er nie gekommen. Wie konnte Rachel jemals einen Mann wie Eric Ludington genug geliebt haben, um ihn heiraten zu wollen?
Und dann setzte er sich ruckartig auf, denn die nächste Frage war noch beunruhigender. Liebte sie ihn noch immer? So sehr, dass sie ihre Berufsehre als Reporterin missachtete und ihn schützte?
Nein. Nicht die Rachel, die er kannte. Nicht die Rachel, mit der er geschlafen hatte.
Marcus stand auf und ging ans Geländer. Warum wunderte ihn das? Er wusste doch besser als jeder andere, dass Menschen zu allem fähig waren. Und er wusste auch, dass es so idyllische Orte wie Birch Beach in Wirklichkeit nicht gab. Er hatte es nur für eine Weile vergessen.
Die Vögel im Garten der Pension liebten Frannies Brötchen.
Timmys Lachen drang auf die hintere Veranda. Dorthin, wo Marcus mit einer Frau geschlafen hatte, die noch immer einen anderen Mann liebte.
Einen Mann, der weiße Schuhe und einen weißen Gürtel trug.
Marcus stand auf. Warum sollte er bis morgen warten? Er konnte ebenso gut sofort abreisen. Doch als er sich zur Küchentür umdrehte, stieß er mit Rachel zusammen.
“Oh … entschuldige.” Er wollte an ihr vorbeigehen.
“Kommst du heute Abend?” fragte sie.
“Heute Abend?”
“Zum Konzert im Park: Die Feuerwehrkapelle spielt.”
Timmy kam herausgestürmt. “Du kommst doch, Marcus?”
“Nun ja …”
“Tante Frannie hat uns Brathähnchen fürs Picknick gemacht, stimmt’s, Rachel?”
Rachel lächelte dem Jungen zu. “Stimmt. Und ich habe Apfelkuchen im Ofen.”
In diesem Moment roch er den süßen, würzigen Duft aus der Küche. Aber der war nichts gegen ihren Duft. Frisch, unkompliziert, verlockend. Doch das war eine Sinnestäuschung.
Denn Rachel Gale war nicht unkompliziert. Rachel Gale war eine Frau, die die Liebe zu einem Mann, der sie vor Jahren hatte sitzen lassen, über ihren Beruf stellte.
Aber Marcus wollte sie trotzdem. Noch immer. Und er wollte vor der Konzertmuschel im Park sitzen und Brathähnchen essen und mit Timmy lachen und Musik aus einer längst vergangen geglaubten Zeit hören.
“Du kommst doch, Marcus?” sagte Timmy.
“Ja”, erwiderte er. “Ich komme.”
Als Rachel von der Decke aufstand und ans Ufer schlenderte, folgte Marcus ihr. Frannie und Grant sahen den beiden nach.
Der Mond war aufgegangen, und am Himmel standen schon einige Sterne. Die Feuerwehrkapelle spielte
Weitere Kostenlose Bücher