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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Klingelknopf. Irgendwo drinnen schellte es leise.
    »Sind Sie von der Polizei?«, rief jemand in ihrem Rücken.
    Nele und Anou drehten sich um.
    In dem Gebäude gegenüber lehnte im ersten Stock eine Frau aus dem Fenster. Sie war korpulent, hatte ein feistes, rosiges Gesicht und kurze graue Locken, die an ihrem runden Kopf zu kleben schienen. Die Art, wie sie auf dem Kissen auf der Fensterbank lehnte, ließ erahnen, dass sie es öfter tat.
    »Ja«, rief Nele. »Warum fragen Sie?«
    Die Frau deutete mit ihrem Kinn auf das Haus, vor dem sie standen.
    »Na, wegen der Schreie. Ich hab doch angerufen.«
    »Wie bitte? Was für Schreie?«
    »Ich denk, Sie sind von der Polente?«
    Nele ging bis zur Mitte der Straße vor. »Könnten Sie bitte herunterkommen, damit wir uns unterhalten können?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich schaff die Treppe nicht mehr. Ohne meinen Sohn kann ich nicht raus, und der ist auffa Arbeit.«
    »Was haben Sie denn gehört?«, fragte Nele mit weit in den Nacken gelegtem Kopf.
    »Na, Schreie halt. Wie wenn eine Frau schreit. Hab ich mir erst ja nichts bei gedacht, der hat ja oft so Frauen da drüben. So merkwürdige, Sie wissen schon. Rotlicht und so. Aber irgendwie hat’s mir keine Ruhe gelassen, weil’s so laut war. Lauter als sonst.«
    »Sie haben wegen der Schreie also die Polizei angerufen. Wann war das?«
    »Also die Schreierei war vor …«, sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, »vor siebenundvierzig Minuten. Bei der Polente angerufen hab ich vor zwölf Minuten.«
    »Warum haben Sie so lange gewartet?«
    »Na, hören Sie mal! Als ob mich das was anginge. Jetzt muss ich mir auch noch Vorwürfe anhören, wegen dem geilen Bock.«
    »Ruf mal in der Zentrale an und überprüf das«, sagte Nele zu Anou.
    Als die ihr Handy hervorgeholt hatte, kam ein Streifenwagen die Einbahnstraße hinaufgefahren. Nele, die immer noch mitten auf der Straße stand, stoppte ihn mit ausgestrecktem Arm. Ein Kollege und eine Kollegin stiegen aus. Nele kannte sie nicht. Sie stellte sich und Anou vor und erfuhr, dass die beiden wegen des Anrufs einer Frau Kollmann hier waren, die Schreie aus dem Gebäude gegenüber gemeldet hatte.
    Anou klingelte noch ein paarmal.
    »Das bringt nix«, rief die dicke Frau aus dem Fenster. »Der ist ja weggefahren.«
    »Wer ist weggefahren?«
    »Na, der Schön. Vor zwanzig Minuten. Deswegen hab ich ja angerufen. Er kommt, fährt in den Hof, nach einer Weile höre ich Schreie, und kurz darauf fährt der wieder wech. Da stimmt doch was nich.«
    Nele winkte die beiden Streifenbeamten zu sich. »Okay, wir gehen rein. Meine Kollegin und ich gehen vor, Sie beide folgen uns. Möglichweise steht die Person, die hier lebt, mit einem Mordfall in Verbindung.«
    Nele warf einen Blick über die Schulter. Die Dicke war noch immer am Fenster, und so weit, wie sie sich mittlerweile herauslehnte, würde sie bald runterfallen.
    »Sobald wir drin sind und die da oben uns nicht mehr beobachten kann, ziehen Sie Ihre Waffen.«
    »Wie ernst ist es?«, fragte der Streifenbeamte.
    »Sie haben es ja gehört: Die Zielperson ist weggefahren. Wir sollten aber trotzdem äußerst vorsichtig sein.«
    Er hatte dem Taxifahrer zehn Euro extra über den regulären Fahrpreis hinaus versprochen, trotzdem hatte der Kerl während der Fahrt gemeckert wie ein Rohrspatz, weil er bei dem Wetter so weit rausfahren musste.
    »Hier kann man wohnen?«, fragte er, nachdem Alex ihn an einer Stelle auf der wenig befahrenen Landstraße gestoppt hatte, die Unkundigen wie im Nirgendwo erscheinen musste. Von dort führte ein schmaler, unbefestigter Stichweg zwischen hohen Tannen hindurch zweihundert Meter in den Wald hinein. Am Ende öffnete er sich zu einer großen Lichtung, auf der die Hütte stand.
    »In den Weg fahre ich aber nicht rein«, sagte der Fahrer, als er den Postkasten auf dem Holzpfahl neben der Einfahrt entdeckte. »Wer weiß, ob ich da wieder rauskomme.«
    »Nicht nötig«, sagte Alex und zog sein Portemonnaie hervor, obwohl er den schlecht gelaunten Kerl lieber gar nicht bezahlen würde. Aber auf zusätzlichen Ärger hatte er keine Lust. Für heute reichte es ihm. Er wollte nur noch hinein und nachsehen, was sich auf der anderen DVD befand, die er von Schöns PC gezogen hatte.
    »Siebenundzwanzig«, sagte der Fahrer. »Plus die Zehn extra.«
    Alex drückte ihm das Geld in die Hand, ließ sich aber herausgeben.
    »Gute Rückfahrt«, sagte er und stieg aus.
    Der Fahrer wendete seinen Wagen in der schmalen Einfahrt

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