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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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zwei Beamte am Garagentor. Wenn sie nichts übersehen hatten, müssten jetzt sämtliche Fluchtmöglichkeiten blockiert sein.
    Drei Betonstufen führten zur Tür hinauf.
    Noch bevor Anou einen Fuß auf die erste davon setzen konnte, meinte sie, einen leisen Schrei zu vernehmen.
    Sie drehte sich zu Strauss um.
    »Haben Sie das auch gehört?«
    Er nickte. Seine Zunge schoss wieder hervor.
    »Okay«, sagte Anou und entsicherte ihre Waffe. »Holen wir uns das Schwein.«
    In der Sokozentrale herrschte angespannte Stille.
    Jeder wartete auf den erlösenden Anruf.
    Sowohl Dag Hendrik als auch Nele Karminter schauten alle paar Sekunden auf die Uhr. Nele musste sich zusammenreißen, um Anou nicht anzurufen. Sie hatte sich einen lauwarmen Kaffee aus der großen Thermoskanne gezapft und ordentlich Zucker hineingetan, obwohl sie das eigentlich gar nicht mochte. Aber irgendwie brauchte sie die Kalorien jetzt.
    Die Einzige, die eine gewisse Ruhe ausstrahlte, war Dr. Sternberg.
    Sie stand bereits seit ein paar Minuten vor der langen Stellwand mit den gesammelten Informationen und studierte sie.
    Unvermittelt begann sie zu sprechen.
    »Er betreibt ein Literaturcafé, ist also ein Kenner der Literatur, ein Schöngeist, ein Künstler mit einer Schwäche für Frauen. Für schöne junge Frauen. Er macht sie auf sich aufmerksam, indem er ihnen eine Schriftstellerkarriere in Aussicht stellt. Er hat extra ein Fotostudio eingerichtet, um die Schönheit der Frauen einzufangen …« Dr. Seeberg schüttelte den Kopf. »Ich kann es noch nicht erklären, aber für mein Gefühl passt das nicht zu einem Täter, der seine Opfer mit Wasserstoffperoxid entstellt und tötet.«
    »Aber die Beweislage in seinem Haus ist eindeutig«, wandte Nele ein.
    »Fast zu eindeutig, finden Sie nicht auch?«, erwiderte Dr. Sternberg. »Offensichtlicher geht es nicht. Für sein erstes Opfer, und wir können nur hoffen, dass es sein erstes war, sucht er sich diesen abgelegenen Maststall. Sein zweites Opfer, Frau Singer, ist bisher nicht aufzufinden. Aber Frau Kettelhake nimmt er mit in sein Haus, tötet sie dort und lässt sie zurück. Falls wir uns später mit Herrn Schön unterhalten können, werden wir, denke ich, nicht den Idioten vorfinden, der er sein müsste, um die Fährte so deutlich auf sich zu lenken. Unser Täter ist hoch intelligent, aber dieses Verhalten steht dazu im krassen Gegensatz.«
    Die Psychologin schüttelte abermals den Kopf und deutete auf ihre Tatortanalyse.
    »Tut mir leid. Aber ich erkenne in all dem nicht den Mann, den ich hier beschrieben habe.«
    »Aber ich«, sagte eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund.
    Alle wandten sich zur Tür um.
    Dort stand eine junge Polizistin in Uniform.
    Sie drehte ihre Dienstmütze nervös in ihren Händen. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, am Kinn hob sich der helle Strich einer Narbe ab.
    Nele erinnerte sich sofort.
    Das war Tanja Schildknecht, mit der sie während des Seminars gesprochen hatte und die ihr auf Anhieb sympathisch gewesen war.
    »Ich kenne den Mann, der dort beschrieben ist«, sagte sie und deutete auf die Stellwand.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Nele.
    Tanja Schildknecht betrat den Raum, umrundete einen Tisch, streckte den Arm aus und deutete auf die rechte äußere Stellwand.
    Polizistenfotze. Ich gewinne.
    Haus am Stadtrand oder auf dem Lande.
    Neigt vermutlich zu Gewalt gegenüber seiner Partnerin.
    Will unbedingt sein Ziel erreichen.
    Will gewinnen, gewinnen, gewinnen.
    »Ich bin ihm begegnet. Heute. Er ist genau so.«
    »Sie waren in meinem Seminar, nicht?«, fragte Dr. Sternberg.
    Tanja Schildknecht nickte, streckte ihre Hand aus und stellte sich vor. Dann erklärte sie den Anwesenden, was sie meinte.
    »Und was macht Sie so sicher, dass hinter diesem Täterprofil der Ehemann von Nicola Sadowski steckt?«, fragte Dr. Sternberg.
    »Dieser Satz.«
    Sie deutete mit dem Finger darauf.
    Polizistenfotze. Ich gewinne.
    »Fast genauso hat er sich mir gegenüber geäußert, mit Ausnahme der Beleidigung. Ich bin heute hierhergekommen, weil ich weiß, dass Thomas Sadowski seiner Frau früher oder später mehr antun wird, als ihr nur ein blaues Auge zu verpassen. Ich wollte Sie um Hilfe bitten, Frau Karminter, weil ich den Mann für gefährlich halte. Ich habe in ihm genau den Typus Mensch erkannt, den Dr. Sternberg in ihrem Seminar so treffend beschrieben hat. Thomas Sadowski ist ein Psychopath.«
    Alle erschraken, als in dem darauf folgenden Schweigen Neles Handy

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