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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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langgestreckte Gebäude rechts von ihr.
    Alles in Anou drängte voran, doch sie wartete, bis sich die Hälfte der Beamten bei ihr eingefunden hatte.
    »Was ist das?«, fragte Strauss.
    »Keine Ahnung. Wir müssen nachsehen. Frau Singer könnte da drin sein. Schön vielleicht auch. Irgendjemand muss schließlich mit dem Wagen gekommen sein. Bei dem laut gestellten Fernseher hätte die alte Dame ihren Sohn gar nicht gehört, wenn er in die Garage gefahren wäre.«
    »Also gut, dann los«, sagte Strauss und wies auf eine graue Metalltür in der schmalen Seite des Gebäudes. Diesmal ging er mit zwei Beamten vor.
    Anou folgte ihnen.
    Sie spürte ihr Herz wummern, während sie auf das merkwürdige, zwischen Bäumen und Büschen versteckte Gebäude zuschlich. Fast fühlte sie sich wie in einem Wald, fühlte sich zurückversetzt in die alten Eibia-Anlagen, das Versteck von Karel Murach. Anou wusste, ihr erhöhter Puls und das rasende Herz waren der Angst geschuldet, die sie von damals bis heute verfolgte und sie vielleicht niemals wieder loslassen würde. Und sie war froh, in diesem Moment so viele Kollegen um sich herum zu haben. Ohne sie wäre sie vielleicht in Starre verfallen.
    Die Tür war mit einem Vorhängeschloss gesichert.
    Strauss hebelte es mit einer Metallstange auf, die er aus einem Beet zog.
    Er und die beiden Beamten gingen voraus. Anou folgte ihnen.
    Nach einem Lichtschalter mussten sie nicht suchen. Die Halle war von bläulichem Schimmer erfüllt. Sie betraten eine andere Welt, die nichts mit der da draußen zu tun hatte. Es war warm und stickig darin.
    »Was ist das?«, fragte Anou.
    Strauss, der sich ein paar Meter vor ihr befand, drehte sich um. Er hatte einen Zweig von einer der Pflanzen in der Hand, die es scheinbar zu Hunderten gab in dieser Halle.
    »Sieht aus wie Hanf«, sagte er.
    Sie fuhren mit zwei Fahrzeugen unter Blaulicht.
    Im ersten saßen Nele Karminter, die den Wagen lenkte, sowie Alexander Seitz und Dr. Sternberg. Die OFA-Psychologin war dabei, falls Nicola Sadowski Hilfe benötigte.
    Im zweiten Wagen befanden sich Dag Hendrik, Tanja Schildknecht und Holger Sälzle, der gerade rechtzeitig aus der Katzengasse ins Revier zurückgekehrt war, um sie zu unterstützen.
    »Zwei Täter, die zusammenarbeiten, gibt es so etwas überhaupt?«, fragte Nele und suchte im Spiegel den Blick von Dr. Sternberg, die auf der Rückbank saß. »Ich dachte bisher, Psychopathen seien Einzelgänger.«
    Dr. Sternberg beugte sich zwischen den Sitzen vor. »Es ist wirklich höchst selten, aber solche Fälle sind durchaus schon vorgekommen und belegt. Allerdings muss man wissen, dass es sich dabei immer um eine Abhängigkeitsbeziehung handelt. Keine Symbiose im eigentlichen Sinne. Nicht beide Partner profitieren gleichermaßen, und nicht beide sind zwangsläufig soziopathisch. Einer von beiden ist sozusagen der Laufbursche und in irgendeiner Art und Weise vom stärkeren Partner abhängig.«
    »Aber selbst der Laufbursche muss doch irgendeine Art der Belohnung bekommen.«
    »Natürlich, aber die kann auch psychischer Art sein. Zu wissen, jemanden in den sicheren Tod zu schicken, ohne selbst einen Finger krümmen zu müssen, kann für einen schwachen Menschen mit Gewaltphantasien durchaus ein lohnenswertes Ziel sein«, sagte Dr. Sternberg.
    »Das ist die Straße«, warf Nele ein und beendete damit das Gespräch.
    Sie waren eine gute Viertelstunde gefahren und befanden sich in der Randzone der Stadt, in der in den letzten Jahren die meisten Neubaugebiete entstanden waren. Ihre Ausläufer reichten mittlerweile bis weit in die Heidelandschaft hinein. Die Adresse, zu der sie unterwegs waren, Fliederweg 47, lag in einer reinen Wohnstraße mit großen Grundstücken und neueren Häusern. Es konnte keinen Zweifel daran geben, dass hier die gehobene Mittelschicht lebte. Die Häuser waren teuer und gepflegt, mit langen Auffahrten, zumeist verschlossen von schmiedeeisernen Toren. Hohe, immergrüne Eiben- oder Lorbeerhecken verhinderten die direkte Sicht auf die Grundstücke, an deren Rückseiten sich Wiesen und Wälder anschlossen.
    Nele stoppte ihren Wagen zwei Hausnummern vor der Adresse der Sadowskis.
    »Eine scheinbar heile Welt«, sagte Alexander Seitz.
    Es waren seine ersten Worte seit ihrem Aufbruch. Schon in der Sokozentrale war er äußerst schweigsam gewesen. Seitz schien der Typ Mann zu sein, der Kummer und Trauer in sich hineinfraß. Darüber hinaus verhielt er sich wahrscheinlich deshalb so ruhig, um sie in Sicherheit

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