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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Eigentlich hatten sie vorgehabt, Miriam Singers Arbeitsplatz aufzusuchen.
    »Hast du mal rausgeschaut?«, fragte Anou.
    »Warum?«
    »Na ja, hier in der Stadt geht es ja, aber da draußen wird der Sturm sicher riesige Schneeverwehungen aufgetürmt haben. Im Radio warnen sie schon den ganzen Morgen davor.«
    »Lass es uns trotzdem versuchen. Ich muss persönlich mit diesem Mann reden, am Telefon geht das nicht.«
    Während sie mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage hinunterfuhren, telefonierte Nele mit Eckert Glanz. Im Anschluss an die Besprechung hatte er ihr mitgeteilt, dass er seinen Hausarzt aufsuchen müsse, um sich eine Spritze geben zu lassen.
    »Tut mir leid, es geht nicht mehr, die Tabletten helfen nicht«, waren seine Worte gewesen, und sie hatte ihm ansehen können, wie schwer es ihm fiel. Eigentlich hatte er den Auftrag, nach Bruchhausen hinauszufahren und sich weiter umzuhören, doch das würden Anou und sie jetzt übernehmen.
    Sie erreichte Eckert im Wartezimmer und fragte ihn, wie er den Landwirt Harms einschätze.
    »Als ich das erste Mal mit ihm sprach, war er angetrunken, und das am Vormittag«, sagte Eckert. »Ist ein ziemlich übellauniger, wortkarger Typ. Warum?«
    Nele informierte ihn über die Neuigkeit.
    »Ist ja ein Ding«, sagte Eckert. »Nach Wasserstoffperoxid habe ich ihn nicht gefragt, weil ich zu dem Zeitpunkt noch nichts davon wusste.«
    »Okay, macht nichts. Ich fahre mit Anou hin. Wenn es dir mit der Spritze nicht besser geht, dann bleib zu Hause, hörst du?«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Ist zwar schlechtes Timing, aber die Gesundheit geht vor.«
    Nele legte auf, als sie den Wagen erreichten.
    Sie war aufgedreht. Endlich tat sich etwas.
    »Darf ich?«, fragte Horst Schön, und seine Hand deutete auf die Mappe.
    Das ist zu früh , schoss es Jördis durch den Kopf.
    Sie befanden sich seit vielleicht zwanzig Minuten im Café del Sole, hatten sich eben am Büffet bedient und waren mit voll beladenen Tellern an den Tisch zurückgekehrt. Eine Bedienung hatte ihnen Kaffee eingeschenkt. Jördis hatte gehofft, dass sie erst essen würden, doch Horst Schön hatte ihr gerade mal genug Zeit gelassen, von einer Scheibe Honigmelone abzubeißen. Wahrscheinlich war Alex noch nicht fertig, und wenn Schön den Text erst in der Hand hielt, würde diese Farce schnell vorbei sein. Sie musste ihn hinhalten.
    »Wohnst du eigentlich auch in der Katzengasse?«, fragte sie, weil ihr auf die Schnelle nichts anderes einfiel.
    Sie wischte sich Mund und Finger an der Serviette ab und zog die Mappe ein Stück zu sich her. Dabei machte sie einen verlegenen Gesichtsausdruck. Er sollte ruhig denken, sie traue sich nicht, ihn ihr Selbstgeschriebenes lesen zu lassen.
    »Ich habe oben ein kleines Zimmer mit einem schönen Bett darin, falls es mal wieder spät wird oder ich zuhause keine Ruhe finde. Aber wirklich wohnen tue ich dort nicht. Ich habe noch ein Haus im Grünen. Es ist sehr schön dort, würde dir bestimmt gefallen.«
    »Ich bin eher ein Stadtkind. Vermietest du die Wohnung über dem Literaturcafé? Das Haus ist doch groß genug und ideal gelegen.«
    Er zuckte mit den Schultern und steckte sich eine Gurkenscheibe in den Mund.
    Während er kaute, sagte er: »Habe ich mal gemacht, ja, aber ständig dieser Ärger mit den Mietern, das war mir irgendwann zu viel. Warum fragst du? Suchst du eine Wohnung?«
    Jördis nickte eifrig. »Ja. Schon seit längerem. Aber etwas Günstiges zu finden ist gar nicht so einfach.«
    Die Idee war ihr spontan gekommen und würde noch ein paar Minuten Zeit herausschinden. Dass sie damit ins Schwarze traf, konnte sie sehen. Schön steckte sich eine weitere Gurkenscheibe in den Mund und spielte kauend die Situation in Gedanken bereits durch. Seine Augen leuchteten.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte er schließlich. »Wenn ich dein Manuskript, das ich bestimmt gleich zu lesen bekomme …«, er zwinkerte ihr zu, »an einen Verlag vermitteln soll, brauchen wir dazu Coverfotos. Das ist heutzutage so üblich. Die Verlage wollen ein Gesicht zu dem Text, je hübscher, desto besser. So etwas erhöht die Verkaufszahlen. Solche Fotos bei einem Fotografen machen zu lassen ist aber ziemlich teuer, deshalb mache ich das schon seit längerem selbst. Ich habe ein kleines Studio in der Katzengasse, mit allem, was dazu gehört.«
    Er sah sie auffordernd an.
    »Na, was sagst du? Du kommst vorbei, wir machen ein paar Aufnahmen, und du schaust dir die Zimmer an.«
    Jördis konnte kaum glauben, was

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