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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Fogli
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interessiert.«
    Daniele versteckt seine Nervosität hinter einem Lächeln.
    »Dann sind Sie wohl gut informiert. Die Entscheidung ist erst wenige Stunden alt.«
    »Ich gebe mir alle Mühe. Sie werden verstehen, dass mein Interesse durch die Brisanz der Angelegenheit gerechtfertigt ist.«
    »Und was wäre diese Angelegenheit, Colonnello?«
    »Sagen Sie es mir.«
    Daniele lehnt sich zurück, trommelt mit einem Finger auf sein Knie, überlegt. Er fragt sich, ob er ihn rausschmeißen oder mitspielen soll.
    Beides ist gefährlich.
    »Mal angenommen, ich verfügte über eine Information. Keine Gerüchte, sondern gesicherte Fakten. Und nehmen wir an, diese Information beträfe Sie direkt. Oder besser, sie beträfe etwas, worin Sie verwickelt waren.«
    Der Colonnello unterbricht ihn mit zufriedener Miene.
    »Worin ich verwickelt war. Gefällt mir. Das klingt weder nach Vorsatz noch nach Anklage.«
    »Ich bin Richter. Um eine Anklage zu erheben, braucht es Beweise. Deshalb werden in einer Sache Ermittlungen angestellt. Oder gegen eine Person.«
    »Ermitteln Sie gegen mich, Dottore?«
    Daniele geht nicht auf ihn ein.
    »Nehmen wir also an, es wäre so, wie ich gesagt habe. Würden Sie darüber reden?«
    »Zu welchen Bedingungen?«
    »Es sieht mir nicht so aus, als seien Sie mit Ihrem Anwalt gekommen. Oder haben Sie ihn draußen gelassen?«
    Der Militär schweigt. Mit zusammengepressten Lippen sieht er Daniele direkt in die Augen. Er atmet, als hätte er einen langen Tauchgang vor sich.
    »Das ist ein heikler Moment«, sagt er. »Es ist gerade was im Gange.«
    »Ich weiß.«
    »Sie sind ebenfalls gut informiert.«
    »Besser, als Sie glauben. Was halten Sie davon, wenn wir genau da ansetzen?«
    »Mal sehen.«
    »Angeblich, Colonnello, macht jemand sich für die Trennung stark.«
    »Angeblich. Und wer sollte das sein?«
    Daniele breitet die Arme aus.
    »Sagen wir, dieselben Institutionen, mit denen auch Sie zu tun hatten. Deshalb hatte ich gehofft, Sie könnten mich aufklären.«
    »Noch eine undichte Stelle.«
    Der Richter lächelt.
    »In diesem Fall wäre die Bezeichnung Information passender. Eine verlässliche Quelle, glauben Sie mir.«
    Der Colonnello schweigt eine Weile.
    »Es gab da mal einen alten Gesetzesentwurf, der …«
    Daniele unterbricht ihn.
    »Ich lese die Zeitungen. Vier, für gewöhnlich. Sie sind kein Politiker. Und ich beziehe mich nicht auf Gesetzesentwürfe.«
    »Dann habe ich keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Und für die Verhandlung gilt wohl dasselbe.«
    Der Militär erstarrt.
    »Es gab keine Verhandlung. Nur eine Untersuchung. Lesen Sie die Akten.«
    Daniele schiebt einen Papierstapel zur Seite, drückt auf einen Knopf und verschränkt die Arme.
    Der Colonnello hört sich die Aufnahmen an, ohne mit der Wimper zu zucken. Als das Band zu Ende ist, sitzt er völlig unverändert da. Lediglich seine Lippen bewegen sich, als er die Frage stellt.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Daniele kostet die Spannung aus, die er aufgebaut hat. Jetzt hast du den Hebel nicht mehr in der Hand, denkt er.
    »Das hängt nicht von mir ab«, sagt er. »Ich will lediglich wissen, was passiert ist.«
    »Das, was Sie gehört haben.«
    »Und wie ist es ausgegangen?«
    »Das Subjekt, mit dem wir in Kontakt standen, hat sich geweigert, uns zu helfen. Und die Sache ist geplatzt. Nur Ermittlungsgespräche.«
    Daniele wickelt ein Bonbon aus. Das Subjekt, denkt er. Don Antonio Prestileo. Der Corleonese, der sich für das saubere Gesicht der Cosa Nostra entschieden hat. Für die öffentliche und nicht für die private Macht.
    Er steckt die Bonbonschachtel weg, ohne seinem Gegenüber eines anzubieten, und spricht hastig und obenhin, als wollte er keine Zeit verlieren.
    »Sie wollten diese Bänder hören, Colonnello. Deshalb sind Sie hier. Sie haben sie gehört, und wenn es noch was gibt, werden Sie von mir hören.«
    Der Colonnello will aufstehen, doch dann hält er inne und schüttelt den Kopf.
    »Hören Sie, Dottore, machen wir uns nichts vor. Sie und ich haben unterschiedliche Aufgaben. Sie versuchen, hinter die Wahrheit zu kommen, und das, was Sie finden, schmeckt Ihnen oft nicht. Sie wollen Gerechtigkeit, aber Sie fragen sich nie, ob das, was Sie Verbrechen nennen, vielleicht dem Gemeinwohl dient.«
    Daniele bemüht sich, nicht laut loszulachen.
    »Und Sie? Jetzt sagen Sie mir, dass Sie ein Held sind.«
    Der Militär scheint daran nichts witzig zu finden.
    »Meine Aufgabe hat mit den Dingen zu tun, die niemand anfassen will. Manchmal

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