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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ferruccio Pinotti , Patrick Fogli
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sich.«
    »Wer?«
    »Riina und all die großen Tiere. Sie reden. Man muss Nägel mit Köpfen machen. Eine Partei, ein Bündnis, eine neue Kraft gründen. Allein, ohne Leute, die einen irgendwann verraten. Dabei wird die Cosa Nostra von Freunden aus der Freimaurerei unterstützt. Denn Freimaurerei und Cosa Nostra sind nicht unbedingt zwei verschiedene Paar Schuhe, Dottore. Seit dreißig Jahren sind die wichtigsten Bosse in dem Verein. Schließlich gelangt man über die Loge an Geld und Politik. Das war Ihnen doch bekannt, oder?«
    »Fahren Sie fort, Vitale.«
    »Mach ich ja schon. Es wird darüber geredet, Falcone, Borsellino und Maurizio Costanzo umzubringen. Alle, die auf unserem Rücken Politik gemacht und uns dann in den Arsch gefickt haben, müssen sterben. So sieht Riina das. Man muss alle Taue kappen. Von vorn anfangen.«
    Er drückt das Kissen zurecht und versucht zweimal, sich aufzusetzen, doch der Schmerz hindert ihn daran.
    Daniele sieht zu, ohne einen Finger zu rühren.
    Vitale lässt sich zurückfallen, atmet tief ein und aus, fährt sich mit der Zunge über die Lippen und redet weiter.
    »Sehen Sie, Dottore, man hatte Riina glauben gemacht, er zählte etwas, aber stattdessen zählte er einen Scheißdreck. Riina ist es schon zu Kopf gestiegen, wenn man ihn nur ansah, und jemand, der sehr viel gerissener war als er, hat das begriffen, ist ihm um den Bart gestrichen und hat ihn schließlich gefickt.«
    »Reden Sie von Provenzano?«
    »Hören Sie mir gut zu, Dottore. In einem Weltkrieg kann man entweder Hitler, die Vereinigten Staaten oder die Schweiz sein. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »Und Provenzano war die Schweiz.«
    Vitale trinkt einen letzten Schluck Wasser.
    »Den lebendigen Falcone wollte niemand. Er ging uns und denen auf den Sack. Falcone hätte das Geld gefunden und dann wäre der Teufel los gewesen. Er hatte uns alle bei den Eiern, verstehen Sie? Der musste kaltgemacht werden. Riina lässt uns mitteilen, dass wir uns ruhig verhalten sollen. Die Politik würde nicht reagieren, er hätte sie alle in der Hand. Provenzano war ziemlich aufgebracht. Er meinte, Riina sei verrückt geworden. Es würde jemand hinter ihm stehen, der ihm einen Haufen Scheiße einflüstern würde.«
    »Jemand in der Cosa Nostra?«
    Vitale antwortet mit einem höhnischen Grinsen.
    »Innerhalb der Cosa Nostra gab es niemanden von Riinas Rang.«
    Er atmet tief durch.
    »Sie wollen etwas über die Verhandlung wissen. Und ich kann Ihnen was dazu sagen. Das bisschen, das ich weiß, denn ich weiß längst nicht alles. Aber eines ist sicher. Es gab mehr als eine Verhandlung. Es gab was vor Borsellinos Tod, und danach noch etwas. Verstehen Sie, Dottore, als Falcone stirbt, hat der Staat nichts zu bieten. Die Cosa Nostra hat ihm gezeigt, dass sie machen kann, was sie will. Sowohl die Richter als auch die Cosa Nostra machen den Politikern die Hölle heiß.«
    »Nur, damit ich es richtig verstehe. Nach Falcones Tod entsteht eine Verbindung. Habt ihr den Kontakt gesucht oder …«
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt, Dottore. Der Staat hatte nichts zu bieten.«
    »Sie kommen zu euch.«
    »Ganz genau.«
    »Die Carabinieri gehen zu Don Antonio Prestileo.«
    »Ganz genau.«
    »Und der redet mit Provenzano.«
    »Aber selbstverständlich!«
    »Und macht auch den Verbindungsmann zu Riina.«
    »Völlig klar. Das musste er tun. Aber er redet auch mit anderen Leuten.«
    »Nämlich?«
    Vitale zögert.
    »Sagen wir, der Staat besteht nicht nur aus Politikern und Bullen. Es gibt welche, die keine Bullen sind und im Hintergrund bleiben.«
    »Reden Sie nicht um den heißen Brei. Stand Antonio in Kontakt mit dem Geheimdienst?«
    »Ich weiß nicht, ob das der Geheimdienst ist, Dottore. Ich weiß nur, dass es so aussah, als wäre er es.«
    »Und woher wissen Sie das? Haben Sie das gesehen oder gehört, hat Provenzano Ihnen das gesagt?«
    »Sagen wir, Provenzano hat es mir gesagt.«
    »Sagen wir?«
    »Mhm, sagen wir.«
    »Und bestehen diese Kontakte immer noch?«
    Vitale lässt ein herausforderndes Lächeln aufblitzen.
    »Wieso sollten sie nicht mehr bestehen?«
    Daniele nickt. Er denkt an die Aufnahmen, an das, was unausgesprochen blieb, an die von Geräuschen übertönten Namen.
    »Kehren wir zur Verhandlung zurück. Gab es irgendwelche politischen Mittelsmänner?«
    »Und ob es die gab. Zwei Minister. Aber ich weiß nicht, wer die waren.«
    »Wissen Sie es nicht oder wollen Sie es nicht sagen?«
    »Was macht das für einen Unterschied? Sagen

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