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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ferruccio Pinotti , Patrick Fogli
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in Kontakt. Ich muss häufig in den Süden, und wir treffen uns, so oft es geht. Wir reden. Über dies und das. Wir haben zusammen gesessen, und so was vergisst man nicht.
    Ungefähr zu der Zeit sucht die Polizei mich auf. Es war Samstagmorgen, ich schlief noch. Am Vorabend war es spät geworden, und ich wollte meine Ruhe haben. Aber es ist noch nicht neun, da klingelt’s an der Tür. Sie sind zu zweit. Einer wartet draußen, der andere kommt rein. Er sagt, er müsse mit mir sprechen.
    Für meinen Geschmack habe ich die schon viel zu oft getroffen, und im ersten Moment denke ich, die wollen mir wieder irgendwas anhängen, aber wie kann man den Bullen schon was abschlagen?
    Wir trinken einen Kaffee, denn ich bin ein Mann von Welt, und der Typ meint, eine Villa sei ausgeraubt worden. Er sagt mir nicht wo, aber als er mir erzählt, was gestohlen wurde, komme ich von selber drauf.
    Ware für mehrere Milliarden. Ich höre zu und sage nichts. Ich bin sicher, dass er mich verhaften wird, und kapiere nicht, wieso er sich so viel Zeit lässt. Normalerweise poltern die einfach rein und nehmen einen mit. Aber der hier plaudert.
    Am Ende begreife ich, wieso: Sie fischen im Trüben, und ich soll ihnen helfen.
    Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht lachen, aber ich zeige ihm ein höfliches Lächeln. Er weiß sofort, was los ist, und wird aggressiv. Dann erklärt er mir mit leiser Stimme, ich solle keine Zicken machen, das würde mir nicht gut bekommen. Das war mir sowieso klar. Ich erbitte mir ein paar Tage Bedenkzeit. Er sagt, er meldet sich im Laufe der Woche.
    Ich kehre ins Bett zurück. Wenn es um’s Schlafen geht, ist mir die Tageszeit egal, und am Nachmittag fang ich an, ein paar Hebel in Bewegung zu setzen. Man braucht nicht viel, um zu kapieren, wie es gelaufen ist. Das Zeug hat ein Typ, der mit der Mafia von Brenta unter einer Decke steckte.
    Ich sag’s dem Bullen, und der fragt mich, ob man da was machen kann. Ich nehme mir ein bisschen Zeit, fahre wieder nach Sizilien. Ich ess’ ein wenig Fisch, erwische auch zwei Sonnentage und treffe mich am gleichen Ort wie zuvor mit Donnie. Du brauchst auch immer was, meint er zu mir.
    Ich versuche, drumherum zu reden, er verspricht mir, sich drum zu kümmern, und ich begreife, dass es genauso laufen wird wie das letzte Mal. Wieder vergehen ein paar Monate, ohne dass ich etwas höre.
    Stattdessen tauchen im Frühsommer die Carabinieri auf. Gleiche Stelle, gleiche Welle. Nur das dieser Typ ein Maresciallo ist, ich kenne ihn, und er bringt mir sogar Fotos der Juwelen mit. Ich sehe sie mir an, sage ihm, ich wisse nicht, ob sich da was machen lasse, meine Kanäle scheinen versandet zu sein. Den üblichen Schwachsinn. Dann kommt mir eine Idee, die ich ihm vor die Füße werfe.
    Und wenn ich mich bei der Cosa Nostra einschleusen könnte? Er sieht mich genauso an, wie ich es erwartet hatte. Er versucht dahinterzukommen, ob ich es ernst meine. Ich wette, er weiß, dass ich häufig nach Sizilien fahre. Also beschließt er, es zu versuchen. Und ich gehe wieder zu Donnie.
    Ich bringe ihm die Fotos, sage ihm, dass ich sie von ein paar Politikern habe, die ich gut kenne. Bald sind Wahlen, und für die Leute, die ich vertrete, wäre es wichtig, dass dieses Zeug wieder auftaucht.
    Er sagt nichts, schnappt sich die Fotos und lässt nach einer Woche wieder von sich hören. Ich bin in Kalabrien, als er anruft.
    Wir treffen uns an einem anderen Ort. Ein Steinbruch, früher Nachmittag. Es sah aus wie auf dem Mond, man konnte glauben, jenseits dieser Wände begänne das Nichts. Diesmal ist er es, der mir einen Umschlag mitbringt.
    Was diese Juwelen angeht, kann man nichts machen, sagt er. Aber dafür lassen sich andere Sachen auftreiben. Er zeigt mir Fotos von ein paar Gemälden, und ich kriege fast einen Schlag. Eines ist die Natività von Caravaggio. Seit vierzig Jahren suchen die das. Ich lasse mir nichts anmerken und stecke die Fotos ein. Er wedelt verneinend mit der Hand.
    Wir tun was für euch und ihr tut was für uns. Ihr und wir.
    Ich halte den Atem an. Der Plural ändert alles. Ich sage ihm, für mich sei das selbstverständlich gewesen und was er denn brauche, in der Hoffnung, das Gespräch beschränkt sich wieder auf uns beide.
    Er hält mir einen Zettel hin. Darauf stehen vier Namen, ich weiß es noch wie heute. Vier Cosa-Nostra-Bosse, und zwar solche, die man aus den ganz großen Schlagzeilen kennt. Allesamt zwischen sechzig und siebzig.
    Lass sie ins Krankenhaus verlegen oder unter

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