Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
den Stapel, den er mir mit ebenso bebenden Händen überreichte. Das Vertrauen, das hinter dieser Geste steckte, rührte mich bis auf den Grund meiner Seele. Erfolglos versuchte ich meine Tränen herunterzuschlucken. „Bist du sicher?“
Noah nickte. „Ich denke schon, ja. Du ... sollst mich kennen. Alles von mir. Alles, was i ch imstande bin dir zu zeigen.“
XX .
Noah brachte mich bis zur Haustür.
Unseren Abschied leitete er mit einem unglaublich sanften, langen Kuss ein, der mir wieder einmal die Besinnung raubte – zumindest um ein Haar.
„Atme!“, hauchte Noah und zog sich ein wenig zurück, damit ich seiner Forderung nachkommen konnte.
„Bis nachher. Ich komme direkt nach dem Frühstück“, sagte ich.
„Ganz ruhig. Schlaf dich erst einmal aus.“
„Als ob ich jetzt noch müde wäre“, antwortete ich lachend. „Nachdem wir den ganzen Nachmittag und Abend verschlafen haben.“
„Tut mir leid“, murmelte Noah verlegen.
„Mir nicht “, gab ich zurück. „Es war wunderschön, so mit dir zu liegen und ... sich einfach fallenzulassen.“
Noah sah mich lange an, bis er das aussprach, was ich als Andeutung bereits in seinen Augen gelesen hatte. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so lange geschlafen habe. Wirklich, ich weiß es nicht.“
„Und ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so ruhig geschlafen habe“, gestand ich.
Noah legte seinen Kopf schief und wartete auf weitere Erläuterungen.
„Ich ... ähm ... schlafe normalerweise schrecklich unruhig. Wälze mich hin und her und schmeiße offenbar mit Gegenständen um mich. Meine Haare ... sind die pure Hölle, wenn ich morgens aufwache. Ich brauche meistens über eine Stunde, um sie in irgendetwas Öffentlichkeitstaugliches zu verwandeln.“
Bei meinem Geständnis prustete Noah los, kaum hatte sich das Bild einer zerzausten Vogelscheuche vor meinem inneren Auge aufgebaut – und sofort blitzte die Theorie des Gedankenlesens wieder durch meinen Kopf. Sein Lachen endete abrupt, mit schockgeweiteten Augen sah er mich an. Dann, ehe ich seinen Stimmungswandel hinterfragen konnte, kehrte das sanfte Lächeln von zuvor zurück. Noah schloss die kleine Lücke zwischen uns und vergrub seine Nase in meinen Haaren.
„So schlimm kann das gar nicht sein“, flüsterte er. „Ich liebe dein Haar.“
„Ich liebe dich .“ Die Worte schlüpften einfach so aus meinem Mund. Ich biss mir auf die Unterlippe, doch es war zu spät. Schon stand mein Geständnis zwischen uns und die Stimme in meinem Kopf bekam einen Tobsuchtsanfall.
Zu früüüüüüüüüühhhhhhhhh!!!!!!
Noah sah mich mit riesigen Augen an. „Emily ...“ Er zog mich in seine Arme. „Du solltest mich nicht lieben, weißt du?“, wisperte er. „Du solltest mich nicht lieben.“ Damit küsste er mich wieder. „Aber ich bin so verdammt froh, dass du es tust.“
Ich lachte. „Kannst du nicht einfach still sein? Deine Worte ergeben keinen Sinn, deine Küsse hingegen irgendwie schon.“
Und so versanken wir in einem weiteren dieser herrlichen Küsse. Sekunden, Minuten ... ich wusste es nicht. Es war mir auch egal.
„Du solltest reingehen“, befand Noah schließlich, auch wenn er alles andere als überzeugt klang. „Ich will nicht, dass dein Vater schlecht von mir denkt.“
Nein, das wollte ich auch nicht. „Okay. Bis nachher.“
Ein letzter tiefer Blick, dann ließ Noah meine Hand los. Zuletzt reichte er mir den Stapel Notizblöcke, den er neben uns auf der Sitzfläche des breiten Veranda-Lehnstuhls abgelegt hatte. Dann wandte er sich zum Gehen.
Ich drehte gerade den Schlüssel im Türschloss , als er mich noch einmal rief: „Ach, und Em? Dito. ... Du ahnst nicht wie sehr.“
Damit verschwand er in der Dunkelheit. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, wollte ihn auffordern, mit auf mein Zimmer zu kommen. Stattdessen blieb ich still stehen und sah ihm nach, bis ihn die Nacht verschluckte.
Nun erst spürte ich die frische Luft. Unwillkürlich zog sich eine Gänsehaut über meine nackten Unterarme.
Schnell drückte ich die Tür auf. Jason lag auf der Couch und ließ es sich natürlich nicht nehmen, mich mit meinem neuen Freund aufzuziehen. Er stellte unmögliche Fragen, von denen ich keine einzige beantwortete, und benahm sich schlimmer als ein Kindergartenkind. Aber was hatte ich erwartet? Wir waren nicht erst seit gestern Geschwister, also nervte mich sein Verhalten nicht mehr als sonst auch.
Wie sich schon bald herausstellte,
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