Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
breitete er die Arme aus und ließ mich gewähren. Seine Geste kam einer Einladung gleich. Also nutzte ich das Kreuz als Nase, malte noch zwei große Kulleraugen auf seine Brust und darunter – gefährlich nah an seinem Gürtel – einen breit grinsenden Mund.
Noah betrachtete mein zweifelhaftes Kunstwerk im Spiegel und tauchte dann in aller Seelenruhe seinen eigenen Pinsel in die Farbe. Als er sich mir zuwandte, kopierte ich seine Geste von zuvor und streckte meine Arme weit von mir.
Bemal mich, Noah Franklin! ... Mach schon!
Sehr langsam führte er den Pinsel über meinen Oberkörper, malte ebenfalls ein Gesicht auf mein T -Shirt. Sein Lächeln gefror, während seine Augen die Bewegungen verfolgten.
Schließlich ließ er den Pinsel fallen, zog mich in seine Arme und küsste mich so stürmi sch, wie noch nie zuvor.
„Danke “, wisperte er unter seinen Küssen.
„Wofür?“, keuchte ich.
Er wich ein wenig zurück und sah mich tief an. „Für alles .“
Das war der perfekte Moment, auf den ich gewar tet hatte. „Ich habe etwas für dich“, eröffnete ich ihm und ging zu meinem Rucksack. Dort zog ich die lange Papprolle hervor, die von einer dunkelblauen Schleife zusammengehalten wurde.
„Warum schenkst du mir etwas?“, fragte Noah unter skeptisch zusammengezogenen Augenbrauen.
„Weil mir danach war, ganz einfach. Es ist nichts Gek auftes, also reg dich wieder ab. Pack es erst einmal aus!“
Mit einem nachgiebigen Schmunzeln zog Noah die Schleife auf, entrollte die Pappe und stieß auf das Gedicht, das ich in der Nacht zuvor für ihn geschrieben hatte.
Ich beobachtete seine Augen – sah, wie s ein Blick über die Zeilen glitt. Aber seinen Gesichtsausdruck konnte ich dennoch nicht deuten.
Als er fertig gelesen hatte und das Papier langsam und sehr vorsichtig wieder einrollte, bemerkte ich, dass seine Finger zitterten. Doch erst sein Blick brachte die Gewissheit: Es gefiel ihm. Gott sei Dank!
„Komm her!“ Mehr sagte er nicht.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu; Noah schloss die Lücke komplett, hob mein Kinn an und berührte meinen Mund mit seinem. Mehr war es nicht; nur die Ahnung eines Kusses.
„Das ist so ... wahr . Jedes Wort ist wahr“, wisperte er gegen meine Lippen.
Ich umarmte ihn, streichelte seinen Rücken und spürte, wie er sich unter den Berührungen versteifte.
Ich wich ein wenig zurück, sah ihm tief in die Augen und versuchte, all meine Liebe in meinen Blick zu legen. Ihm so zu verstehen zu geben, dass nichts – kein noch so bitteres Wissen – etwas an meinen Gefühlen zu ihm ändern würde.
Sehr behutsam, fast wie in Zeitlupe, glitten meine Finger zu dem Saum seines T -Shirts.
Noah schluckte hart – und ließ mich damit wissen, dass er meine Absicht bereits durchschaut hatte. Seine Lider flatterten, als ich meine Fingerspitzen unter den dünnen Stoff schob und die Haut seines Rückens in winzigen Kreisen streichelte. Erst, als er sich ein wenig entspannte, dehnte ich den Radius meiner Liebkosungen aus. Schon spürte ich erste Erhebungen. Verhärtete Stellen in seinem Gewebe. Narben .
Noah hielt still – absolut still.
In diesem Moment wusste ich nicht, ob ich den Bogen überspannte, aber nur einen Augenblick später überraschte er mich, indem er den Saum seines T-Shirts selbst ergriff und es sich über den Kopf streifte. Mein Herzschlag setzte aus. Ich blinzelte oft und schnell hintereinander und zwang mich tief durchzuatmen, als meine Lungen stachen und ich bemerkte, dass ich die Luft reflexartig angehalten hatte.
Nie hätte ich gedacht, dass mich der Anblick eines männlichen Oberkörpers so aus der Fassung bringen könnte. Es war ja nicht so, als sähe ich zum ersten Mal einen. Jason war sehr gut gebaut und lief fast ausschließlich ohne Shirt durchs Haus.
Aber der Körper meines Bruders war nichts, im Vergleich zu dem, was meine Augen nun erfassten. Noah war so unglaublich schön. Der Duft seiner Haut strömte ungehindert auf mich ein und vernebelte mein Bewusstsein. Wieder einmal wurde mir schummrig, also streckte ich meine Hände nach ihm aus, umklammerte seine Oberarme und lehnte meine Stirn gegen seine Brust.
Noah atmete nun flacher und stockend, aber sein Herz schlug ruhig und fest wie immer.
In aller Vorsicht küsste ich sein Schlüsselbein ... und weiter aufwärts. Er schloss die Augen, sobald meine Lippen die Seite seines Halses berührten. Eine Weile standen wir so da – vollkommen reglos –, dann flüsterte er in mein Ohr: „Bleib so stehen,
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