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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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ja? Nicht ... nicht gucken.“
    Ich wusste nicht was er vorhatte, aber ich nickte. Noah wich zurück und ging an mir vorbei. Ich erschrak, befürchtete, zu weit gegangen zu sein, wollte mich intuitiv umdrehen und ihn bitten nicht zu gehen, hielt jedoch an meinem Versprechen fest. Hörte, dass er seine Zimmertür abschloss und spürte kurz darauf, wie seine Fingerspitzen über meine Oberarme flüsterten. Endlich drehte er mich im Kreis seiner Arme um.
    Behutsam fuhr ich über seine Brust, was ihm ein Zittern entlockte. „Zeig es mir!“, forderte ich flüsternd.
    Noah schloss die Augen, sein Gesicht wirkte gequält.
    „Noah, bitte!“
    Ich war mir bewusst darüber, dass ich seine Grenzen austestete, aber etwas tief in mir wisperte, dass ich das Richtige tat.
    Er seufzte; der Klang traf mitten in mein Herz und durchbohrte es schmerzhaft. Dann sah er mich an und biss die Zähne aufeinander. Seine Kieferknochen traten hervor, das starke Kinn verspannte sich und zuckte unkontrolliert. Er atmete noch einmal tief durch, schloss die Augen ... und drehte sich dann tatsächlich langsam um.
    Ich hielt den Atem an. Natürlich hatte ich gewusst, dass mich etwas Schlimmes erwartete. Und natürlich hatte ich versucht, mir den Anblick auszumalen. Dennoch war ich alles andere als vorbereitet.
    Es gab praktisch keinen Quadratzentimeter Haut auf Noahs Rücken, der nicht vernarbt war. Wer auch immer ihn so misshandelt hatte, er musste wahrhaftig ein Monster gewesen sein.
    Beißende Tränen stiegen hinter meinen Augen auf, als ich Noahs geschundenen Körper betrachtete, der bis heute die Male seines Leidensweges trug. Rote Stellen neben dick vernarbten Partien, neben Flecken, an denen die Haut pergamentartig dünn schimmerte. Ja, diese Narben erzählten eine eindeutige, eine schreckliche Geschichte.
    Ich zwang mich dazu, meinen Atemfluss wieder aufzunehmen und blinzelte die Tränen weg. Der Grat, auf dem ich mich bewegte, war so unglaublich schmal. Es würde so schnell keine zweite Chance geben, wenn ich diese hier vermasselte, dessen war ich mir sicher.
    Also gin g ich einen Schritt auf Noah zu, legte meine Hände an seine Seiten und ließ sie langsam nach vorne, zu seinem Bauch, gleiten. Dabei näherte sich mein Gesicht automatisch seinem Rücken, Zentimeter für Zentimeter. Als ich nur noch eine Handbreit von seiner gemarterten Haut entfernt war, ließ ich ihn meinen Atem spüren.
    Noahs Körper war verspannt; ich sah aus nächster Nähe, wie seine Muskeln zuckten, sobald mein warmer Atem auf seine Haut traf.
    Dennoch blieb er stumm und reglos stehen. Schließlich senkte ich meine Lippen zwischen seine Schulterblätter, direkt über seine Wirbelsäule ... und küsste ihn.
    Noah stieß ein wenig Luft aus. Ich konnte nicht entscheiden, o b es Erleichterung war oder ob er das Gefühl meines Mundes auf seiner Haut mochte. Auf jeden Fall – und dessen war ich mir sicher – war es eine positive Reaktion. Also festigte ich meine Umarmung um seine Mitte und küsste behutsam seine Schulterblätter, seinen Nacken. Langsam löste ich meine Hände von seinem Bauch und ließ meine Fingerspitzen erneut über seine Seiten gleiten.
    „Ich liebe dich, Noah“, flüsterte ich. „So sehr!“
    „Hmm“, brummte er undefinierbar, bevor er sich umdrehte und seinen unsicheren Blick in meine Augen lenkte. „Ich sehe furchtbar aus.“
    „Wie kannst du so etwas überhaupt nur denken? Du bist der mit Abstand schönste Mensch, den ich kenne“, protestierte ich empört. Und das stimmte, so ungläubig Noah auch schauen mochte. Es war die reine Wahrheit. Sein Rücken mochte hoffnungslos vernarbt sein – ebenso wie seine Seele –, trotzdem war Noah in diesem Moment so schön für mich wie nie zuvor. Und das wollte etwas heißen. Es war das Vertrauen, das er mir entgegenbrachte. Es stand ihm außerordentlich gut.
    Ich berührte seine Wange; sofort schien er sich zu entspannen. „Wie gehören zusammen“, erklärte ich ohne jeden Zweifel.
    „Absolut“, bestätigte Noah und schlang nun endlich seine Arme um meine Mitte.
     
    An diesem Abend übernachtete ich bei Lucy. Soweit die offizielle Version. Inoffiziell – wobei ich mir sicher war, dass sowohl Marie und Joe, als auch mein Vater eigentlich Bescheid wussten – schlief ich zum ersten Mal bei Noah.
    Da sein Zimmer nach Farbe roch und über Nacht ausdunsten sollte, quartierten wir uns in dem Gemeinschaftsraum im Obergeschoss ein.
    Nach einem gemütlichen Abend gingen die Zwillinge gegen ein Uhr

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