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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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auf. Offensichtlich war auch er eingeweiht.
    Noah verschwand im Haus; kurz darauf erschien seine Silhouette hinter den dünnen Vorhängen seines Zimmers, die der sanfte Wind immer wieder zur Seite wehte. Er eilte hin und her, während sich Lucy gewohnt wortreich von mir verabschiedete, mir einen Kuss auf die Wange drückte und dann neben Adrian ins Haus trippelte.
    Wenige Minuten später erschien Noah im Rahmen der Haustür, bepackt wie ein Kamel. So sehr, dass er die Tür mit dem Fuß zuziehen musste.
    In der einen Hand trug er eine große Tasche, unter dem Arm klemmte eine riesige Rolle – eine Luftmatratze? –, in der anderen Hand hielt er eine Frisbee-Scheibe sowie eine schmale, lange Nylontasche. Über der linken Schulter hing seine Gitarre.
    In der kurzen Zeit in seinem Zimmer hatte er sich auch umgezogen, trug nun knielange, beigefarbene Cargohosen, ein hellblaues T-Shirt und seine Lieblingssonnenbrille. Unfassbar gut sah er aus – und schaffte es, trotz seiner Last anmutig zu laufen.
    „Was hast du vor?“, fragte ich, als er alles verstaut hatte und erneut hinter dem Steuer Platz nahm.
    „Hmm ... nö, sag ich nicht“, beschloss er frech. Der aufheulende Motor des Amaroks übertönte meinen Protest.
    Etwa eine dreiviertel Stunde fuhren wir an der Küste entlang , bis Noah den Wagen in einer Ausbuchtung am Straßenrand parkte.
    „Ich dachte, ein Nachmittag am Strand wäre eine schöne Idee“, sagte er leise. Die Unsicherheit in seiner Stimme spiegelte sich auch in dem Türkis seiner Augen wider.
    „Das ist sogar eine großartige Idee“, versicherte ich ihm. Sofort zog sich ein glückliches Grinsen über sein Gesicht.
    Der Strand hier war sauberer und nicht so überfüllt wie unser Stadtabschnitt. Noah überließ mir die lange, leichte Nylontasche ; er selbst trug alles andere: eine Matratze, die sich beim Entrollen selbst aufblies, die Tasche mit den Handtüchern und dem Proviant und natürlich seine Gitarre.
    Er stellte einen riesigen Sonnenschirm auf, um meine empfindliche Haut vor der Sonne zu schützen – denn die strahlte hier sogar um diese Uhrzeit noch recht intensiv auf uns herab.
    Während er die Stange des Schirms im Sand versenkte, legte ich unsere Handtücher nebeneinander über die große Matratze und breitete darauf die Leckereien aus, die Noah für uns eingepackt hatte: Erdbeeren, Schokoladentarte, Käsespießchen, Cracker, Weißbrot, frischen Lachs, Partywürstchen und eine Schale mit Obstsalat.
    „Gott, wer soll das alles essen?“, fragte ich lachend.
    Noah blickte ein wenig verlegen drein. „Zu viel, hm?“
    „Eindeutig. Aber sehr süß von dir, nichts desto trotz .“
    Er spannte den Schirm auf und setzte sich dann neben mich in den Schatten.
    Wir aßen, spielten auf seiner Gitarre, kuschelten ausgiebig und kicherten über den Größenunterschied der Abdrücke, die unsere Füße im feuchten Sand hinterließen. Noah lachte sich halb schlapp, als er mir seine Frisbee zuwarf und ich mich ehrgeizig – wenn auch vergeblich – in den Sand warf, um sie zu fangen.
    „Du siehst aus wie ein gut paniertes Schnitzel“, prustete er und half mir auf.
    „Wie schön, dass du Spaß hast !“, entgegnete ich in gespielter Entrüstung. In Wahrheit fühlte ich mich glücklicher als je zuvor. Noah so ausgelassen und ... ja, normal zu erleben – mit dem Hintergrundwissen um seine Vergangenheit – war wie ein Geschenk.
    „Außerdem ist es deine Schuld. Ich habe so vi el Lachs gegessen, dass ich den fiesen Drang verspüre, ins Wasser zu springen und gegen die Strömung anzuschwimmen. Und du verlangst von mir, dass ich dieser ollen Scheibe hinterherrenne.“
     
    Als sich die orangefarbene Sonne auf die Wasseroberfläche herabsenkte, mit ihr verschmolz und schließlich einen breiten Streifen des spiegelglatten Ozeans einfärbte, saßen wir unmittelbar vor der Brandung. Noah hielt mich in seinen Armen; andächtig und stumm beobachteten wir dieses immer wiederkehrende Wunder des Sonnenuntergangs. Erst als die Wärme zunehmend an Kraft verlor und sich das verbliebene Licht gräulich trübte, durchbrach ich die Stille mit meiner bangen Frage. „Wie viel Zeit bleibt uns noch?“
    „Morgen ist Samstag , da können wir ausschlafen. Wenn du magst, bleiben wir noch eine Weile.“
    „Noah!“ , warnte ich und drückte seine Finger dabei.
    „Hm?“
    Warum antwortest du so, wenn du doch genau weißt, dass dies nicht meine Frage war?
    „Weil das die einzige Antwort ist, die ich dir geben kann“,

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