Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
ich, als ich mich ihm zuwandte und er mich ... ja, sehr intensiv betrachtete. Sofort schoss mir die Hitze in die Wangen.
„Komm!“, sagte er leise und streckte mir seine Hand entgegen. Kaum hatte ich sie ergriffen, rannte er los, zog mich hinter sich her und blieb nicht stehen, bis das Wasser um uns herum aufspritzte und wir kopfüber hineinsprangen, um den Übergangsmoment so kurz wie möglich zu halten.
Es war kühl aber nicht kalt. Der Hitze, die sich weiter in mir ausbre itete, sobald sich Noahs Körper gegen meinen presste, konnte die Temperatur des Wassers jedenfalls nichts anhaben. Die Haare klebten nass an seiner Stirn, die hellen Augen funkelten sogar in dem matten Licht, das der ovale Mond auf uns herabschickte, und sein Lächeln raubte mir wieder einmal die Luft, die ich nach unserem Abtauchen eigentlich verdammt nötig gehabt hätte.
Noah war perfekt. Unaufhaltsam wanderten m eine Gedanken über den peinlichen Pfad der Lust. Wieder einmal.
Er grinste; beschämt ließ ich meinen Kopf gegen seine Brust fallen.
Ja, alles war wie immer, nur ... noch intensiver, noch spannungsgeladener als sonst. Sein Herz jedoch schlug weiterhin unbeirrt, fest und regelmäßig. Ruhig. Unangebracht ruhig.
Noah schob mich von sich, tauchte kurz ab und kam mit einer Handvoll Steinen wieder hoch. Er sammelte die flachen heraus und ließ sie der Reihe nach über die Wasseroberfläche hüpfen.
Während ich ihn beobachtete, wurden mir zwei Dinge bewusst.
Erstens: Er zog sich immer dann zurück, wenn meine Gedanken zu seinem Herzen wanderten. Eines seiner Geheimnisse schien in diesem unnatürlich ruhigen, fast schon mechanisch wirke ndem Rhythmus seines Herzschlages zu liegen.
Und zweitens: Er kämpfte gegen die körperliche Anziehungskraft zwischen uns an, die trotz seiner Bemühungen (oder vielleicht gerade deshalb ?) unaufhaltsam wuchs – von Minute zu Minute – und meine Sinne nicht nur einmal innerhalb der vergangenen Wochen außer Kraft gesetzt hatte. Warum gab er dem Gefühl nicht einfach nach? Wollte er diese Nähe denn nicht? Ich für meinen Teil sehnte sie herbei.
Mein Blick glitt zu Lucy und Tom, die nur wenige Meter von uns entfernt standen, aber weit genug, um beinahe vollständig in der Dunkelheit abzutauchen. Nur die mosaikartigen Reflektionen des Mondlichts , die auf der Wasseroberfläche tanzten, ließen mich ihre vagen Umrisse von Zeit zu Zeit erahnen. Ihre engverschlungenen Umrisse. Lucys ausgelassenes Lachen war schon lange verhallt; nun hörte man nur noch sporadische, seltsam unterdrückte Geräusche von ihr, die darauf schließen ließen, wie intensiv sie geküsst wurde.
„Tom, sie ist meine Schwester, verdammt!“, brummte Noah in diesem Moment.
„Scheiße, Mann!“, entgegnete Tom. Er klang tatsächlich ein wenig atemlos. „Sonst ist es Adrian und jetzt auch noch du, Noah? Ernsthaft?“
Lucy kicherte. Ich war mir sicher, den Stolz über Noahs Reaktion in ihrer Glockenstimme zu hören: „Lass ihn, Tom! Es war schließlich deine Idee hier raus zu fahren.“
Nach unserer spontanen Badeaktion wateten Lucy und ic h als Erste zurück ans Ufer. Die Jungs blieben so lange im kühlen Nass, bis wir uns abgetrocknet, aus unserer Unterwäsche gepellt und im Schutz der Dunkelheit den Rest unserer Klamotten wieder übergestreift hatten. Als wir endlich nach ihnen riefen und mit ausgebreiteten Handtüchern zur Brandung liefen, erschien zunächst nur Tom. Erst als Lucy und er außer Sichtweite waren, tauchte auch Noah auf. Wie aus dem Nichts watete er plötzlich auf mich zu. Er konnte mir kaum in die Augen sehen und senkte seinen Blick selbst dann noch verschämt, als ich ihm bereits das Handtuch gereicht hatte.
„Was ist?“, fragte ich verwundert. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass ich ihn mit nacktem Oberkörper sah. Und von sehen konnte strenggenommen nicht mal die Rede sein, zumal das Feuer mittlerweile erloschen war und die Kohlen nur noch leicht glühten. Die einzige schwache Lichtquelle bildeten der blasse Mond und die unzähligen Sterne über uns. Wie funkelnde Diamanten lagen sie in dem schwarzen Samt des Nachthimmels.
Noah rubbelte sich kurz über die Haare und knüpfte das Handtuch um seine Hüften, ohne auf meine Frage einzugehen.
„Du ... bist wunderschön“, wisperte er endlich und ließ seine Fingerspitzen für einen Moment über meine Wange tanzen. Seine Berührung hätte kühl sein müssen, war es aber nicht. Irgendwie schwante mir, dass hinter seinen schmeichlerischen
Weitere Kostenlose Bücher