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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Vermutlich hätte ich ihn genauso angesehen, wäre er an meiner Stelle in einen derar tigen Unfall verwickelt gewesen. Aber mein Herz hätte zweifellos gerast. Kalter Angstschweiß hätte mir auf der Stirn gestanden und mein Gesicht wäre vermutlich eher aschfahl als rosig gewesen. Seines hingegen ... war braungebrannt wie immer und fühlte sich weder warm noch kalt an, von Schweiß keine Spur. Überhaupt hatte ich Noah noch nie verschwitzt gesehen.
    Weitere Bilder flackerten durch meinen Kopf und machten mir klar, dass Noah – selbst wenn er schon so manches Mal von einem Fuß auf den anderen getreten war und vor Verlegenheit offenbar nicht gewusst hatte wohin mit sich – noch nie errötet war. Nicht einmal ansatzweise.
    „Genau“, wisperte Noah. „Was bedeutet ...“ Er drängte mich nun regelrecht der Lösung entgegen.
    „Dein Blut wird immer regelmäßig durch deinen Körper gepumpt“, hielt ich fest.
    Noah sah mich eindringlich an, seine Augenbrauen hoben sich. Offenbar war ich dicht dran.
    „Oh!“, sagte ich, als die Erkenntnis endlich – unverzeihlich spät – einsetzte. „Durch deinen gesamten Körper.“ Für einen winzigen Augenblick – nur bis ich es bemerkte und sofort gegensteuerte – fiel mein Blick auf seinen Schoß.
    Im selben Moment sackten Noahs Schultern ein. Sein Kopf schien urplötzlich zu schwer geworden zu sein und kippte vorn über. Erleichterung oder Scham, ich wusste es nicht. Vermutlich beides.
    „Hey!“, flüsterte ich nach stummen Sekunden, in denen ich mich zugegebenermaßen hatte fassen müssen. Wir würden also voraussichtlich nie so ... nah beieinander sein können, wie ich es mir für diese Nacht erhofft hatte.
    Ich streckte meine Hand nach ihm aus, aber Noah wich zurück – als wären meine Finger glühende Kohlen. Ebenso ruckartig erhob er sich und verschwand ohne ein weiteres Wort in seinem Bad.
    Die Botschaft der zufallenden Tür hätte kaum deutlicher sein können. Noah pfefferte sie nicht zu, es lag keine Wut in seinen Bewegungen. Nein, die Tür fiel kraftlos zu, mit einem dumpfen Klang, den man leicht hätte überhören können. Nun wusste ich, dass es Scham war. Ausschließlich Scham, nichts anderes empfand er in diesem Moment.
    Die Erkenntnis ließ mich keine weitere Sekunde zögern. Ich sprang auf und lief ihm nach. Noah hatte nicht abgeschlossen, und so riss ich die Tür auf, die sich nur wenige Sekunden zuvor hinter ihm geschlossen hatte. „Tu das nicht!“, rief ich im Reinplatzen.
    Noah stand am entgegengesetzten Ende des schmalen Raums. Die Arme links und rechts auf dem Rand des Waschbeckens abgestützt, starrte er in den Spiegel – an seinem eigenen Gesicht vorbei, blickte er direkt in meine Augen. „Was?“, presste er hervor.
    „Lauf nicht weg vor mir!“
    Er stieß sein bitteres Lachen aus und schüttelte den Kopf. „Als ob es diese Möglichkeit überhaupt gäbe.“
    „Noah!“, rief ich aus. Mein Ton war ungewöhnlich hart, sein schöner Name klang wie eine Warnung aus meinem Mund.
    Sofort richteten sich seine Augen zurück auf meine. Erst, als ich mich selbst hörte und seinen verwunderten Blick sah, realisierte ich die Wut, die offenbar im Bruchteil einer Sekunde in mir aufgekocht war und die Verzweiflung nahtlos abgelöst hatte. „Schluss damit!“, forderte ich streng. „Ich habe es satt, dass du in Rätseln sprichst. Es ist offensichtlich, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Mit ... mit dir, mit uns . Du ... liest meine Gedanken, dein Herz lässt sich durch absolut nichts aus der Ruhe bringen, du hast einen Freund, den du als deinen einzigen Vertrauten bezeichnest, den aber weder deine Geschwister, noch deine Eltern zu kennen scheinen, und ... du hast mehrfach angedeutet, eines Tages ... keine Ahnung ... einfach nicht mehr da zu sein. Was glaubst du, wie viel ich noch ertrage, bevor ich hier durchdrehe, Noah? Du kannst doch nicht ernsthaft auch nur für einen weiteren Tag von mir verlangen, dass ich das alles einfach so hinnehme.“
    Die Muskeln in Noahs Armen spannten sich an, als er sich vom Waschbeckenrand abstieß und aufrichtete. „Verdammt! Hat sich irgendwer jemals dämlicher angestellt als ich?“, hörte ich ihn fragen und ließ genervt die Arme fallen. Was soll das nun wieder bedeuten?
    „Schon mal was von Rhetorik gehört?“, murmelte er bitter, als hätte er meine unausgesprochene Frage auch ohne Berührung gehört. Gleichzeitig spürte ich, dass er nicht mich mit seiner Bemerkung gemeint hatte. Mit wem spricht

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