Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
er nur?
Endlich wandte er sich mir zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Er machte dicht, das wurde mir beim Anblick seiner Geste klar.
I ch atmete tief durch und ging langsam auf ihn zu. „Noah, schau, ich ... möchte mit dir zusammen sein, auf jede nur denkbare Art und Weise. Auf jede mögliche Weise. Und dabei ist es mir ziemlich egal, wie viel möglich ist, solange du nur bereit bist, dich mir zu öffnen und das Machbare zu versuchen. Für alles andere ...“ Es war unfassbar schwer, meinen Blick in diesem Moment nicht in südlichere Gefilde abwandern zu lassen. „... finden wir eine Lösung, da bin ich mir sicher.“
Inzwischen stand ich unmittelbar vor ihm. Dennoch wagte ich es nicht, meine Hände nach ihm auszustrecken – aus Angst, er könnte wieder so abweisend reagieren wie wenige Minuten zuvor, bevor er getürmt war.
„Egal, wie verrückt die Erklärung auf all diese ... Besonderheiten und Geheimnisse, die dir anhaften, auch sein mag – ich komme damit klar“, versicherte ich ihm stattdessen. „Womit ich hingegen nicht weiter klarkomme ... und auch nicht klarkommen will , ist diese ständige Ungewissheit und ... die furchtbare Angst, du könntest von jetzt auf gleich aus meinem Leben verschwinden. Ohne Abschied. ... Und ich wüsste nicht einmal, warum.“
Die schreckliche Vorstellung stieg in mir auf, umklammerte mein banges Herz und ließ mich meinen Kopf in aller Vehemenz schütteln. Verbissen kämpfte ich gegen beißende Tränen an, die Sekunden später dennoch überliefen. „Ich muss wissen, was hier vor sich geht, Noah. Sofort! Wie soll ich dir sonst weiter vertrauen?“
Er schwieg sehr lange und sah mich dabei finster an. Seine schönen, türkisfarbenen Augen waren nur noch schmale Schlitze unter den tief zusammengezogenen Augenbrauen. Schon lange hatte mich kein Blick mehr so sehr an den Noah unserer ersten Begegnung erinnert, wie nun dieser. Endlich ließ er die Arme fallen und schloss die letzte Distanz zwischen uns. Doch als ich mich ihm entgegenlehnen wollte, im festen Glauben, er würde seine Arme um mich schließen und mir die geforderte Erklärung zugestehen, drehte er den Oberkörper ein wenig und zwängte sich an mir vorbei, ohne mich dabei auch nur zu streifen.
„Geh schlafen, ich muss hier raus“, war alles, was er sagte.
Der Schock, den sein eiskalter Tonfall in mir auslöste, wirkte lähmend – sekundenlang. Als ich mich endlich gefasst hatte, aus meiner Starre fand und ihm erneut nachlief, war Noahs Zimm er leer ... und ich ganz allein.
XXIV .
Die folgenden zwei Stunden verbrachte ich auf Noahs Bett, im Kampf gegen immer wieder aufsteigende Tränen und all die trudelnden Bildern in meinem Kopf. Ich legte mir meine bislang unterdrückten Fragen zurecht und formulierte sie zur Probe in Gedanken aus. Versuchte vergeblich einzuschlafen, horchte bei jedem noch so kleinen Geräusch auf und hoffte inständig, Noah würde schnell zurückkommen, sich an mich schmiegen und mich in seinen Armen endlich zur Ruhe kommen lassen.
Schließlich verließ ich sein Bett und setzte mich – noch immer hoffnungsvoll – auf den breiten Sims vor seinem offenen Fenster.
Von Noah war weit und breit nichts zu sehen. Wohin auch immer er geflohen war, er war zu Fuß unterwegs. Der Amarok stand unmittelbar neben meinem Mini – zumindest die beiden waren noch vereint.
Vor meinen Augen verlor die Nacht ihr tiefstes Schwarz und büßte es gegen ein Indigoblau ein, das von Minute zu Minute blasser wurde. Kurz vor halb vier hörte ich das Surren eines Motors und tauchte hinter dem Fenstersims ab, ehe Joes Wagen in die Einfahrt einbog und man meine Silhouette hätte erkennen können. Wenig später erklangen seine unverkennbar tiefe Stimme und Maries unterdrücktes Kichern unter mir, als die beiden ihr vermeintlich schlafendes Haus betraten. Auch ohne ein einziges Wort zu verstehen, klangen sie wie frisch verliebte Teenager, die von einem Date zurückkehrten. Unbeschwert, ausgelassen ... glücklich. So, wie Noah und ich nach diesem wunderschönen Abend am Strand hätten klingen sollen. Und doch saß ich hier, mit angewinkelten Beinen gegen seine Zimmerwand gepresst, und kämpfte seit Stunden allein mit meiner Verzweiflung, die sich unter diesen Gedanken langsam, aber sicher in Wut verwandelte.
Ich wollte nicht, dass Noah zurückkehrte und mich so vorfand, übernächtigt und verheult. Wie kläglich wäre das bitte?
„Geh endlich, offenba r will er dich nicht hier haben“, gebot ich
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