Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
befahl er gutmütig, setzte sich in Bewegung und zupfte die Bettdecke über meine Schultern hoch. „In ein paar Stunden sieht alles wieder besser aus, versprochen.“
Im Nachhinein würden mir tausend Dinge einfallen, die ich in diesem Moment hätte e ntgegnen sollen. Angefangen von „Ich kann doch in Lucys Zimmer gehen“, über „Wo schläfst du, wenn ich dein Bett belagere?“ , bis hin zu „Nein, ich fahre nach Hause und rede später ausgeschlafen und in Ruhe mit Noah.“
Mustersätze, von denen mir in dies em Moment kein einziger einfiel. Denn mit einem Mal waren all meine Gedanken wie weggeblasen und mein Kopf fühlte sich angenehm leicht an. Sobald mir Adrian sacht über die Stirn strich, schlossen sich meine Augen wie von selbst unter seiner Berührung.
Ich träumte von den Klippen, zu denen mich Noah geführt hatte. Spürte im Traum seine Umarmung und seinen Atem in meinem Nacken, blickte über den weiten Pazifik unter uns und in den strahlend blauen Himmel darüber. Hörte seine Stimme, sein sanft geflüstertes „Was siehst du, Emily?“, und schmiegte mich an ihn.
Alles war still, friedlich, entspannt, bis ...
Ein leises Klopfen ertönte, das niemand mit einem „Ja, bitte!“ oder „Herein!“ erwiderte. Sekunden später – als ich mir gerade im Klaren darüber wurde, noch immer in Adrians Bett zu liegen und wie angefroren liegen blieb – öffnete sich sehr leise die Zimmertür.
„Adrian, hast du ...“ Noah. ... Oh Gott, nein!
Die Pause, die er an dieser Stelle machte, sprach so laut zu mir, dass ich ihn vor mir sah, auch wenn meine Augen weiterhin geschlossen blieben. Ich sah, wie Noahs Schultern einsackten und gleichzeitig die tiefe, senkrechte Falte über seiner Nasenwurzel erschien. Er hatte mich gefunden – im Bett seines Bruders. „... Emily gesehen?“ Das war eigentlich keine Frage mehr, und das hörte man Noahs gepresstem Ton a uch an. „Offensichtlich hast du“, fügte er finster hinzu.
„Was hast du erwartet?“, fragte Adrian. Seine Stimme klang so viel sanfter, wenn auch sehr nachdrücklich. „Dass sie die Nacht allein verbringt und verzweifelt auf dich wartet?“
Nein, nein, nein!!!
Ich wusste genau, was Adrian meinte, aber ... Wie klingt das denn bitte? Ich wählte diesen Augenblick, um mich zum ersten Mal zu räkeln.
„Nein “, presste Noah zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Erneut sah ich ihn vor mir – wie sich seine Kiefermuskeln verspannten und seine Unterlippe zuckte.
„Ich ... Verdammt! ... Keine Ahnung, was ich erwartet hatte. Sie in deinem Zimmer, in ... deinem Bett wiederzufinden, jedenfalls nicht.“ Das klang schon beinahe verächtlich. Noahs Tonfall ließ sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf schrillen.
Zu spät! ... Sträflich spät, Emily!
„Noah, das kann nicht dein Ernst sein!“, rief Adrian, nun hörbar empört und schlagartig nicht mehr auf Ruhe bedacht. Ich setzte mich auf und sah alarmiert zwischen den beiden hin und her. Dieses Mal war es Adrian, der sich die Haare raufte; Noah stand im Türrahmen und fixierte mich reglos.
„Was ist hier los?“, fragte ich.
„Gut geschlafen?“, entgegnete Noah mit unverhohlenem Sarkasmus und einem eisigen Blick, der mir durch und durch ging, bevor er sich auf dem Absatz umd rehte und wütend davonstapfte.
„Noah!“ Adrian seufzte den Namen seines Bruders, ließ die Arme fallen und gab den Rädern seines Rollstuhls mit einer einzigen Bewegung ausreichend Anschwung, um ihm auf den Flur hinaus zu folgen.
„Sie ist eingeschlafen, nachdem sie stundenlang vergeblich auf dich gewartet hat.“
Ich stürmte hinter den beiden her, blieb aber wie angewurzelt im Türrahmen stehen, sobald sich Noah Adrian zuwandte und ihn mit einem einzigen Blick zum Schweigen brachte. Hatte das Türkis seiner Augen Sekunden zuvor noch wie eingefroren gewirkt, so schien es jetzt zu glühen. „Und das hat das tiefe Bedürfnis in dir geweckt, dich ihrer anzunehmen, ja? Wie edelmütig von dir. Verzeih, dass ich nicht vor Dankbarkeit auf die Knie falle.“ ... Das reicht!
Was zu viel war, war zu viel. Adrian hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen, ganz im Gegenteil. Ich war diejenige, die ihn nicht in diese Situation hätte bringen dürfen. Abgesehen davon, dass er die halbe Nacht – vermutlich schlaflos – in seinem Rollstuhl verbracht hatte. Und überhaupt: was warf Noah ihm eigentlich genau vor? Das war doch lachhaft!
„Noah!“, rief ich empört. „Du benimmst dich wie ein Vollidiot!“ Die Worte
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