Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
sicheren Tod bewahren, als der einen Ferrari -Laden auf der anderen Seite der Avenue entdeckte und in seiner Begeisterung kurzfristig vergaß, dass ihn sechs stark genutzte Fahrspuren von seinem Traumladen trennten.
Endlich dort angekommen, zeigte Lucy auf einen Wolkenkratzer auf der anderen Straßenseite, der sich durch seine verdunkelten Fensterscheiben von den umliegenden Hochhäusern unterschied.
„Dort hinten ist das Restaurant“, verkündete sie.
„So groß?“, fragte Kathy ungläubig und entlockte Lucy damit ein Lachen.
„Nein, das ist das Seagram Building ; es beherbergt unter anderem auch das Four Seasons Restaurant.“
Kathy warf Lucy einen bewundernden Blick zu. „Mann, du bist echt gut vorbereitet.“
„Nun, jetzt wissen wir zumindest, dass es nicht allzu weit entfernt ist“, bemerkte Adrian erleichtert.
„Dennoch sollten wir langsam zurückgehen, uns bleibt nur noch eine Stunde bis zum Essen“, gab Noah zu bedenken.
„Gott sei Dank! Ich sterbe vor Hunger“, erwiderte Tom und schaffte es sogar, sich unter der verlockenden Aussicht auf gutes Essen von dem Ferrari-Schaufenster loszureißen.
Zurück in meinem Hotelzimmer, streifte ich mir die klammen Kleider vom Leib und stieg unter die Dusche. Ein wohliges Seufzen entrang sich meiner Kehle, als das warme Wasser an mir herabperlte. Erst an diesem Nachmittag, in der Kälte New Yorks, war mir bewusst geworden, wie sehr ich mich bereits an die Wärme Kaliforniens gewöhnt hatte.
Eine halbe Stunde später holte mich Noah ab. Er trug seinen schwarzen Anzug mi t einem hellgrauem Hemd und blassblauer Krawatte, hatte seine Haare mit ein wenig Gel unter Kontrolle gebracht und sah so unglaublich heiß aus, dass ich mich minutenlang nicht traute ihn zu berühren.
Ich selbst hatte mich letzten Endes für eine altrosafarbene Bluse und einen längeren, hellgrauen Rock entschieden. Nun ja, eigentlich besiegelte Noah die Entscheidung, indem er gegen meine Zimmertür klopfte und mir verkündete, es sei an der Zeit zu gehen.
„Du siehst toll aus“, flüsterte er mir im Fahrstuhl ins Ohr und strich mir sanft über den Rücken. Der Geste haftete etwas Beruhigendes an. Vermutlich spürte er die Unsicherheit, die Garderobe dieser Art grundsätzlich in mir auslöste.
Als wir die Eingangshalle betraten, erwarteten uns die anderen bereits. Adrian sah aus, als wäre er in seinen dunkel braunen Anzug hineingeboren worden. Ehrlich, es war eine Schande, dass er jemals etwas anderes trug. Sein Anblick faszinierte mich beinahe so sehr wie Noahs, der sich unter diesem Gedanken empört räusperte.
„Nur beinahe “, versicherte ich ihm und drückte seine Hand. Ein kurzer, banger Seitenblick auf ihn zeigte jedoch, dass er dieses Mal nur scherzte. Ein eindeutiges Zucken umspielte seine Mundwinkel.
Kathy und Lucy hatten ähnliche Outfits gewählt wie ich. Beide sahen sehr hübsch aus und schienen sich in ihrer Abendgarderobe wohlzufühlen. Tom hingegen zupfte immer wieder voller Unbehagen an seinem Hemdkragen, obwohl seine Krawatte ohnehin schon viel lockerer saß als die der anderen Jungs.
„Was ist, e ssen wir nun, oder habe ich mich umsonst in dieses Teil gezwängt?“, fragte er mürrisch, als wir ihm nicht schnell genug in die Gänge kamen. Noch eine Eigenschaft, die mich an Jay erinnerte: Toms sonst so gute Laune schien deutlich unter seinem Hunger zu leiden.
Sam , der uns auch diesmal wieder fuhr, hatte den Wagen bereits vorgefahren. Es regnete nun stärker als zuvor, und so ließ es sich der nette Portier nicht nehmen, uns der Reihe nach mit einem Schirm bis zum Kleinbus zu begleiten.
Die Fahrt zum Restaurant dauerte nicht einmal fünf Minuten. Sam hielt am Straßenrand, entlud Adrians Rollstuhl, half ihm beim Umsteigen und begleitete uns eiligen Schrittes bis zum Eingang des Four Seasons .
„Miss Rossberg und Begleitung“, meldete er bedeutungsvoll.
Sofort wurden wir aufs Freundlichste begrüßt und zu unserem Tisch in einer Ecke des Raums geführt. Der war schlicht und sehr stilvoll eingerichtet. Es gab mehrere grazile Bäume mit herbstlich bunten Kronen, die – wie mir in diesem Moment schwante – vermutlich je nach Jahreszeit wechselten und dem Namen des Restaurants damit alle Ehre machten. Die Tische waren weiß eingedeckt und die dunklen, breiten Stühle sahen mit ihren Armlehnen äußerst bequem aus. Obwohl der Raum wirklich groß war, verliehen ihm mehrere indirekte Lichtquellen ein warmes, dezentes und äußerst gemütliches
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