Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
die Tür.
„Was habt ihr noch gemacht?“, fragte ich bei seinem Anblick.
„Oh, kommt erst mal rein!“, forderte uns Adrian auf und setzte mit dem Rollstuhl zurück. „Deine Frage sollte Was habt ihr nicht gemacht? lauten, glaub mir. Wir haben nämlich schlichtweg alles gemacht, was Lucy so im Kopf herumging. Und das war eine Menge. Aber dein Bruder ist auch nicht besser, Emily. Beide total durchgedreht.“
Ich schüttelte lachend den Kopf. „Habe nie behauptet, dass Jay besser ist. Wann seid ihr denn zurückgekommen?“
„Gegen drei ... oder so.“ Adrian gähnte und warf einen sehnsüchtigen Seitenblick auf sein Bett. Noah schaute sich nur sehr verhalten um. Vermutlich befürchtete er, Kathy könnte jeden Augenblick aus dem Bad kommen. Aber Adrian schien wesentlich braver zu sein als seine Geschwister. Zumindest war er definitiv allein.
Wir verließen ihn bald wieder, verzichteten darauf, Lucy und Tom aus ihren Betten zu klopfen (obwohl die Versuchung zugegebenermaßen recht groß war) und fuhren hinunter in die Lobby, wo wir unverhofft auf Jane und meinen Dad trafen.
Mein Vater war aufgeregt, das sah ich ihm schon aus etlichen Metern Entfernung an, noch ehe er so ungewohnt hastig auf mich einredete: „Emily, wie gut, dass ihr da seid. Ich habe gerade mit George von der Organisation gesprochen. Er schickt nach dem Mittagessen, so gegen halb drei, eine Stylistin ins Hotel, um euch Mädels beim Schminken zu helfen. Halb fünf stehen dann die Wagen bereit, die euch direkt zum Hintereingang des Kinos fahren. Die Premiere beginnt um 18.00 Uhr, danach gibt es eine Aftershowparty, irgendwo in der Stadt. Den Roten Teppich ersparen wir euch, wie versprochen, aber ihr könnt die Live-Übertragung auf der Kinoleinwand verfolgen.“
„Und du?“, fragte ich nur, sobald sein Wortschwall abbrach. „Wann wirst du abgeholt?“
Er sah auf die Uhr. „In anderthalb Stunden. Ich werde noch einige Interviews geben müssen. Aber später, im Kino, sitze ich direkt neben dir, versprochen.“ Bei diesen Worten klang er wie der Vater aus meiner Kindheit, der mich ermutigte, allein in die Schule zu gehen und mir im gleichen Atemzug versprach, mich pünktlich wieder abzuholen. Wie damals sah ich ihn nur mit großen Auge n an und nickte tapfer.
Er wandte sich Jane zu, die genauso nervös wirkte wie ich. „Und neben dir, Jane. Wenn du das willst“, fügte er leise hinzu. „Sicher“, japste sie und drückte seine Hand für einen Moment.
Ohhh, und ob es hier funkt e. Und wie!!!
Gerade als die Blicke der beiden miteinander zu verschmelzen schienen, klingelte das Handy meines Vaters. „Entschuldigt bitte“, bat er höflich und entfernte sich ein paar Schritte. Wir warteten eine Weile, doch sobald er auflegte, klingelte es erneut ... und dann noch einmal.
„Sollen wir nicht ein wenig durch den Park gehen?“, fragte Jane und deutete auf meinen Dad. „Ich glaube, wir machen David ein schlechtes Gewissen, indem wir hier herumstehen und auf ihn warten. Er muss arbeiten, das ist offensichtlich.“
Ja, das stimmte wohl. Noah und ich willigten ein und warteten in der Empfangshalle, während Jane ihre Jacke und Tasche holte. Als sie ausgehfertig aus dem Fahrstuhl trat, telefonierte mein Dad immer noch. Kurzerhand ging ich auf ihn zu, drückte ihn an mich und flüsterte „Bis später, viel Erfolg!“, was er mit einer Kusshand zu mir und einer zu Jane erwiderte, ehe er geschäftig weitersprach.
XXX .
„Noah, warst du schon mal in New York?“, fragte Jane, als wir ihm blind durch die Straßen folgten.
„Nein, noch nie. Aber der Park muss ganz in der Nähe sein, man sieht ihn von unseren Zimmern aus.“
Wie auch immer er das machte, es stimmte. Wir bogen nach rechts um die Straßenecke und sahen auf der linken Seite, genau da, wo Noah zuvor hingedeutet hatte, schon die ersten herbstlichen Laubbäume des Central Parks. Kurz darauf erkannte ich, dass wir direkt auf ein riesiges Denkmal zusteuerten. Es zeigte einen älteren Mann, der in würdevoller Ha ltung auf seinem Pferd saß. Neben ihm lief ein Engel mit riesigen Schwingen, der dem Mann mit lang ausgestrecktem Arm den richtigen Weg zu weisen schien.
„Oh, das ist das General Sherman, nicht wahr?“, fragte Jane.
Noah nickte. Vermutlich musste man so etwas als gebürtiger Amerikaner wissen, mir allerdings sagte der gute Mann nichts. Dennoch faszinierten mich die metallenen Figuren auf ihrem steinernen Sockel. Sie wirkten sehr lebensecht, trotz ihrer
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